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Grimpow Das Geheimnis der Weisen

Grimpow Das Geheimnis der Weisen

Titel: Grimpow Das Geheimnis der Weisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rafael Abalos
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einfacher Abstammung getan haben, seit diese Abtei vor mehr als dreihundert Jahren gegründet wurde.«
    »Ich selbst habe es ihm oft ans Herz gelegt und vorhin hat auch Bruder Brasco in der Küche davon gesprochen. Aber der Junge ist ein allzu freier Geist, als dass er sich den strengen, entsagungsvollen Regeln Eures Ordens unterwerfen wollte.«
    »Gott hat die Menschen in Adlige, Geistliche und Diener eingeteilt«, erläuterte der Abt und richtete seinen Blick auf Grimpow. »Erstere dienen den Waffen und Letztere dienen Ersteren. Nur wir Geistliche genießen das Vorrecht, Gott dienen zu dürfen. Du bist bloß ein Diener, und die Freiheit, von der du sprichst, ist nichts als Einbildung.«
    »Es mag durchaus so sein, wie Ihr sagt, aber Grimpow ist nicht bereit, sich von mir zu trennen, und ich möchte seine Gesellschaft auch nicht missen«, versetzte Durlib und brachte damit wahrheitsgemäß beider Gefühle zum Ausdruck.
    »Und du hast nichts dazu zu sagen?«, fragte der Abt Grimpow, der die ganze Zeit geschwiegen hatte.
    »Ich glaube, ich würde nie ein guter Mönch werden«, antwortete der Junge nur und tat dann wieder zerstreut.
    »Schon gut, wie du willst. Offenbar hast du genauso einen Dickschädel wie dein Lehrer. Nun sagt mir noch, worüber ihr mit mir unter sechs Augen sprechen wolltet«, forderte der Abt Durlib auf, lehnte sich in seinem Sessel zurück und faltete die Hände im Schoß.
    Durlib räusperte sich. »Wir brauchen die beiden besten Pferde aus Eurem Stall.«
    »Du weißt ganz genau, dass die Pferde aus den Stallungen der Abtei nicht zum Verkauf stehen«, widersprach der Abt unbeeindruckt.
    Mit einer geschmeidigen Bewegung glitt Durlibs rechte Hand in die Geheimtasche in seiner Hose. Wie bei einem Zauberkunststück zog er die Münzen des toten Edelmannes heraus und legte sie leichthin auf den Tisch.
    Der Abt schnellte ruckartig vor, riss die Augen auf, als er im fahlen Kerzenlicht das Silber funkeln sah, und fragte: »Woher hast du diese Münzen?«
    »Ich habe sie vor einiger Zeit in der Nähe von Motville einem venezianischen Seidenhändler gestohlen«, antwortete Durlib kurzerhand.
    Der Abt griff nach einer der Münzen, hielt sie sich vor die Augen und untersuchte sie eingehend. »Dass sie aus Silber sind, steht außer Zweifel, aber ich habe noch nie solche seltsamen Zeichen gesehen«, erklärte er.
    »Bekommen wir also die Pferde?«, fragte Durlib, um weitere Erklärungen über die Herkunft der Münzen zu vermeiden.
    »Ich spreche noch heute Abend mit dem Stallmeister. Morgen könnt ihr zwei Pferde aus unseren Stallungen holen und etwas Reiseproviant einpacken.«
    »Werdet Ihr uns auch Euren Segen und eine Empfehlung an den Bischof von Straßburg mit auf den Weg geben?« Durlib nutzte die Großzügigkeit des Abtes gnadenlos aus.
    »Beide Wünsche werde ich euch morgen früh erfüllen.«
    Der Handel folgte einem Ritual, das Grimpow schon öfter miterlebt hatte: Durlib trug seine Wünsche vor und der Abt erklärte sie für unerfüllbar. Sodann legte sein Freund irgendetwas Wertvolles auf den Tisch, fast immer einen Ring oder ein goldenes Armband, woraufhin der Abt ihnen die Gefälligkeiten ohne Weiteres zusicherte. Der Junge überlegte, ob der Abt bei der Dame seines Herzens wohl genauso vorging.
    Sie schickten sich bereits an, die Gemächer des Abtes zu verlassen, als der dumpfe Schlag des Türklopfers gegen das Haupttor wie ein Donner widerhallte und alle Bewohner der Abtei erstarren ließ.
    »Wer außer Gaunern wie euch streift wohl in einer Winternacht wie dieser durch die Berge?«, fragte der Abt erstaunt.
    Durlib und Grimpow wechselten einen Blick, ohne zu wissen, was sie darauf erwidern sollten.
    »Das finden wir am schnellsten heraus, wenn wir nachsehen«, schlug Durlib nach einigen Sekunden vor.
    Kaum waren sie in den Kreuzgang hinausgetreten, als weitere Schläge die Stille erneut durchbrachen. Gleichzeitig bemerkten sie hinter den Säulen des gegenüberliegenden Bogengangs die bauchige Gestalt Bruder Brascos, der aus der Küche herbeigeeilt kam, gefolgt von einigen Dienern, die aufgeregt miteinander tuschelten.
    »Was ist los? Was soll dieser Aufruhr? Und warum öffnet niemand das Tor?«, fragte der Abt den Küchenmönch, sobald dieser bei ihnen angelangt war.
    »Keiner von uns oder den Dienern hat den Mut dazu. Hinter dem Tor hört man derart laut die Rüstungen klappern und die Pferde wiehern, dass es den Anschein hat, als wären die vier apokalyptischen Reiter mit ihrer schrecklichen

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