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Grim - Das Siegel des Feuers

Grim - Das Siegel des Feuers

Titel: Grim - Das Siegel des Feuers
Autoren: Gesa Schwartz
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nur einen Menschen auf der Welt, mit dem sie darüber reden konnte.

Kapitel 5

    issbilligend stellte Grim fest, dass nicht einmal der kleinste Schreck über Moiras Gesicht lief, als sie ihm entgegensah. Mit einem Lächeln schaute sie ihn an, ruhig und gelassen wie immer. Wenigstens hatte der Regen aufgehört. Knirschend schrammten seine Klauen durch den Sand, als er direkt vor Moira zum Stehen kam. Wütend nahm er Haltung an, Brust raus, Bauch rein, während Moira mit funkelnden Augen zu ihm aufsah.
    »Guten Abend, Grim«, sagte sie freundlich, ehe er auch nur die angestaute Luft hätte auspusten können. »Es freut mich, dich zu sehen. Es ist eine schöne Nacht, nicht wahr? Schön zum Spazierengehen und ...«
    Da hielt Grim es nicht mehr aus. »Bist du vollkommen verrückt geworden?«, rief er und erschrak, als seine Stimme wie ein donnerndes Meer gegen die Stufen der Arena brandete. Schnell vergewisserte er sich, dass sich niemand näherte, und fuhr leiser fort: »Was, zur Hölle, hast du dir dabei gedacht? Ich habe euch gesehen, damit du es gleich weißt, dich und diesen Menschen!« Das letzte Wort schleuderte er wie einen widerlichen Wurm vor ihre Füße. »Ich habe gesehen, dass du dich bewegt hast, du hast dich ihm zu erkennen gegeben, du hast ... du ...«
    Verwirrt brach er ab und starrte in Moiras dunkle Augen. Sie hatte nichts von ihrem Lächeln eingebüßt, noch immer sah sie aufmerksam zu ihm auf, aber plötzlich war etwas in ihrem Blick, das ihm Einhalt gebot. Auf einmal fühlte er sich getadelt, auch wenn sie kein Wort gesprochen hatte. Er spürte, wie seine Schultern nach vorn sackten und er hilflos den Kopf schüttelte.
    »Ich ...«, begann er, doch Moira hob die Hand und deutete auf die steinernen Sitzreihen hinter ihm. Lautlos erhob sie sich in die Luft und landete auf der höchsten Stufe. Grim folgte ihr, doch ehe er etwas hätte sagen könne, meinte sie: »Du bist anders als die anderen. Das bist du schon immer gewesen. Wie ich stammst auch du aus den Reihen der Vulkangeborenen, einem der stärksten Gargoyleclans, die es gibt. Und daher hast du besondere Begabungen und Kräfte, die anderen Gargoyles fehlen. Du fliegst, was längst nicht alle von uns können, du gebietest über stärkere Magie als die meisten anderen, und du bist schneller, schattenreicher als sie. Außerdem kommst du an diesen Ort — jenen Ort, den all die anderen meiden, weil sie Angst haben.« Sie hielt kurz inne. »Dennoch ist es besser, wenn du nichts über diese Sache weißt. Du bist noch jung, Grim. Wärest du älter und weiser ... Wer weiß, vielleicht würdest du es begreifen. Jetzt ist es zu früh. Es gibt Dinge, die man erfahren muss, um sie zu verstehen.«
    »Ich begreife sehr gut, was passiert ist«, zischte Grim ärgerlich. »Du hast dich mit einem Menschen getroffen. Mit einem Menschen, Moira! Du hast mit ihm gesprochen, in unserer Sprache, und du hast ihm etwas gegeben. Warum?«
    »Er ist ein Freund«, sagte sie leise.
    Grim stieß die Luft aus. »Gargoyles haben keine Freunde unter den Menschen«, grollte er und bemühte sich, den größtmöglichen Grad an Verachtung in seiner Stimme mitschwingen zu lassen. »Es entsteht nur Böses, wenn wir uns mit ihnen abgeben.« Umgehend fühlte er sich von einem belustigten Blick Moiras ein gewaltiges Stück in die Stufe gerammt. Er seufzte innerlich und verdrehte die Augen.
    »Und was ist mit ...«, begann sie, doch er wischte ihre Worte beiseite wie eine lästige Taube.
    »Das war was anderes«, murmelte er.
    Sie schwieg, doch das Lächeln auf ihren Lippen sprach Bände. Eine Weile sagte keiner von ihnen mehr etwas. Sie saßen einfach da, Moira den Blick zum Himmel gewandt und Grim in sich zusammengesunken, die Arme vor der Brust verschränkt.
    »Also gut«, sagte er schließlich. »Du hast recht. Aber Monsieur Pite war eine Ausnahme. Ich konnte ihm vertrauen. Er hätte mich niemals verraten.«
    Moira sah ihn an, auf einmal war sie ganz ernst. »Und woher weißt du das?« Sie wartete, bis ihre Worte ihn umzingelt hatten, und gab sich selbst die Antwort: »Er war ein Freund.«
    Zum ersten Mal in dieser Nacht war ihr Gesicht voll Traurigkeit. Sie schaute zum Himmel. Durch einen Spalt in den Wolken funkelten Sterne wie leuchtende Augen. »Es gibt Sterne«, sagte sie, »die schon nicht mehr da sind, wenn wir ihr Licht sehen. Sie sind erloschen, verstehst du, aber vorher haben sie ihren Schein zu uns gesandt. Und dann, wenn sie schon lange nicht mehr da sind, gibt es doch noch
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