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Grenzgänger

Grenzgänger

Titel: Grenzgänger
Autoren: Nina Behrmann
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Erste, was er zu dieser Unterhaltung beitrug.
    Ich stützte meine Hand auf meine Hüfte. »Wäre auch keine schlechte Option, oder?«
    »Was hättest du davon?«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Vielleicht mag ich mein Leben so wie es ist.«
    »Du hättest danach keines mehr. Alles, was auf dich warten würde, wäre die ewige Verdammnis! Immerhin ist ein Teil von dir noch immer menschlich.« Elandros grinste so breit, dass ich jeden einzelnen der beeindruckenden Zähne sehen konnte. »Glaub mir, davon weiß ich eine ganze Menge.«
    Ich zog die Schultern hoch.
    »Es ist mir egal«, log ich.
    Elandros schien meine Worte nicht freudig aufzunehmen – er verlor die Geduld. Noch ehe ich etwas Weiteres sagen konnte, stand er hinter mir und drückte mir mit einem Arm die Luft ab. Ich keuchte.
    »Also willst du es wirklich darauf anlegen zu sterben?« Elandros Stimme hatte alles schmeichelnde, alles charmante verloren. »Ich habe dir ein Angebot gemacht. Sogar ein besseres, als du Miststück verdient hast. Ich habe zu lange gewartet. Weißt du eigentlich, wie lange unser Freund Samhiel schon durch diese Welt irrt? Seit hundert Jahren beobachte ich ihn schon, und warte. Irgendwann musste er es tun. Es war unvermeidlich, dass er sich eines Tages in ein sterbliches Flittchen verliebt und einen Fehler macht.«
    Ich keuchte und wand mich, um mich zu befreien. Aber meine Tritte gegen Elandros Bein schien der Dämon nicht einmal zu bemerken.
    »Du wirst mich nicht abhalten. Es gibt andere Methoden.« Lange dünne Krallen tauchten direkt vor meinem Auge auf. Mein Keuchen wurde zu einem schrillen Quieken.
    »Damals, vor meinem Fall, war ich ein Wächter«, kicherte der Dämon an meinem Ohr und das Geräusch klang wie das Reißen menschlicher Haut. »Ich habe alles gesehen. Als ich fiel, wurde ich so blind wie Elandros es ist.« Wieder kicherte das Höllenwesen und zu meinem Entsetzen sah ich, wie die nadelspitzen Krallen sich meinem Augapfel näherten. »Ich liebe Augen«, flüsterte Elandros heiser.
    Etwas explodierte. Und ich hörte nichts mehr…
    Dann war auf einmal überall um uns herum Licht. Jemand sprach. Ich hörte eine Stimme, verstand die Worte aber nicht. Sie waren zu laut, um wahrgenommen zu werden.
    Der Dämon ließ mich los und ich wurde von der Druckwelle gegen die nächste Wand gestoßen. Elandros Körper machte einen Schritt nach vorn und blieb stehen. Etwas in ihm fuhr weiter, löste sich. Ich sah nur eine Reihe von Zähnen und ebenso weiße Augen, wie ich sie bei dem Vampir schon gesehen hatte. In ihnen loderte etwas. Wabernde Umrisse, wie stark erhitzte Luft, quollen aus Elandros. Er riss den Mund auf, aber nicht er brüllte auf, sondern das Etwas vor ihm. Das Licht wurde gleißender und Elandros Körper zur Seite geschleudert. Er landete neben mir. Das Etwas, das aus seinem Körper gerissen worden war, blieb stehen.
    Ich atmete tief ein. Die Explosion verebbte ebenso, wie die viel zu laute Stimme. Das Licht verschwand und ließ vier Gestalten zurück.
    Man hätte glauben können, dass sich meine Vorstellung von Engeln gewandelt hatte, seit ich Samhiel kannte… Allerdings war »Flexibilität« nicht die erste Eigenschaft, die man im Zusammenhang mit meinem Namen nannte. »Stur« wäre vielleicht eher eine Option.
    Aus dem Grund hatte ich auch erwartet, dass Engel bei ihrem Auftauchen mit gewaltigen Flügeln schlugen und Bettlaken trugen.
    Die vier Figuren in der Mitte des Raumes verwandelten allein mit ihrer Präsenz die Dunkelheit in Licht. Es waren eindeutig Engel, aber weder sah ich Flügel, noch Bettlaken. Stattdessen hatte ich vier Personen in sandfarbenen Anzügen vor mir, die keinerlei Hinweis auf das Geschlecht des Trägers gaben. Die Gesichter hatten Ähnlichkeit mit den Anzügen; Gesichter, die zu Wesen gehörten, an denen ich tagtäglich vorbeiging, die neben mir im Restaurant oder der Straßenbahn saßen.
    Ich fuhr mir über die Augen und sah zu Samhiel. Doch an der Stelle, an der der Engel an der Wand gehangen hatte, war niemand mehr. Ich sah nur die hellen Flecken die seine Flügel hinterlassen hatten. Hatte er sich losgerissen?
    »Du hast uns also gerufen«, sagte einer der Engel und erst jetzt bemerkte ich, dass Samhiel auf sie zuging. Er nickte.
    »Wir haben dich gesucht.«
    »Ich wollte nicht gefunden werden, Uriel.«
    Der Engel namens Uriel runzelte die Stirn. Sein Blick streifte den besinnungslos neben mir liegenden Elandros und blieb auf mir liegen. »Sie ist das
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