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Grenzgänger

Grenzgänger

Titel: Grenzgänger
Autoren: Nina Behrmann
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mit der Faust auf die Nase. Sie brach mit hörbarem Knacken und der Vampir taumelte ohnmächtig nach hinten. Fengs Hände fingen ihn auf.
    »Schade, ich hätte ihm gerne selbst das Nasenbein zertrümmert«, erwiderte er sichtlich enttäuscht, aber der Spott in seiner Stimme klang hohl.
    »Was machst du hier?« Kay hatte Probleme damit, die Situation einzuordnen. Er hatte damit gerechnet Roumond oder Feng hier vorzufinden, allerdings hatte er sich seinen Partner dabei nicht als frei umherlaufenden Gefangenen vorgestellt.
    »Meine Freiheit genießen.« Feng hatte Roumonds schlaffen Körper hochgenommen und legte ihn auf die Liege in Elandros Büroraum. Roumond sah in Fengs Armen schmächtig aus.
    »Was ist passiert? Wo ist Feline?«
    Feng richtete sich wieder auf. »Sie ist unten.« Die Stimme war ein tiefes Grollen. »Mit Elandros und verhandelt über etwas, was ich nicht verstanden habe.«
    Kay fuhr sich über das Gesicht. »Was ist mit Elandros?«
    »Er ist besessen.« Roumond kam wieder zu Bewusstsein und er setzte sich mühsam auf. Weder Feng noch Kay halfen ihm dabei. »Er ist besessen von einem Dämon, der mich verfolgt.«
    »Und was will er von Feline?« Kays Augen wurden zu Schlitzen.
    »Das Wort, das am Anfang steht. Das Wort Gottes.«
    Fengs Knurren wurde tiefer. »Das war es also. Deswegen hat sie sich so verändert.«
    Kay nickte. »Wahrscheinlich. Aber… was kann ein Dämon damit wollen?«
    Roumond nahm einige Blätter Papier von Elandros Schreibtisch und wischte sich durchs Gesicht. Das dickflüssige Blut verteilte sich weiter auf seinem Gesicht. Er warf die verklebten Blätter nach dem vergeblichen Versuch sich zu säubern in die Ecke. »Er will diese Welt neu schaffen. Nach seinen Wünschen. Keine gefallenen Engel mehr und Menschen als Diener…«
    Kay und Feng tauschten einen Blick aus. Fey gehörten zwar in ein anderes Reich als Menschen, aber sie konnten in deren Welt wandeln – weil sie es so wollten. Auch Grenzgänger konnten hier nur existieren, weil Menschen sie mit ihrem freien Willen einließen. Wenn sie keinen freien Willen mehr hatten, würde es zwar nicht den Tod eines der beiden Völker bedeuten. Aber das Einbüßen von Macht und ihre Freiheit. Das Reich der Fey und die Wege der Grenzgänger würden sich für immer verändern und das nicht zum Positiven hin.
    »Warum tut Feline so etwas?«, brummte Feng als Erster. Kay presste nur die Lippen aufeinander.
    »Warte hier bei Roumond«, sagte er dann und lief, ohne eine Antwort abzuwarten, an seinem Partner vorbei. Hinter der Tarnwand war eine schmale Stahltreppe zu sehen. Kay lief sie hinunter und entfernte sich immer weiter vom Licht des Büroraums. Aber es reichte, denn am Fuß der Treppe konnte er eine Tür erkenne. Ihre schwarze Plastikklinke ragte aus dem grauen Stahl hervor. Noch auf der letzten Stufe griff er danach und prallte zurück, als plötzlich gleißendes Licht unter der Türritze hervorquoll und den Treppenschacht mit strahlender Helligkeit füllte. Geblendet schloss Kay die Augen.
    Dieses E-Book wurde von "Lehmanns Media GmbH" generiert. ©2012

Kapitel 26

    »Es freut mich, dass wir so schnell eine Basis gefunden haben«, schnurrte Elandros.
    »Mich überrascht es eher, dass du mich noch nicht getötet hast.« Ich steckte möglichst lässig die Hände in die Hosentasche und bewegte mich einige Schritte. Der Dämon beobachtete mich.
    Mein Kiefer schmerzte, schien aber wieder zu heilen. Ich wollte mir nicht vorstellen, wie es aussehen würde, wenn ich menschlich gewesen wäre. Menschlich? Ich hob die Hand und rieb über mein, jetzt wieder spitzes, Ohr.
    »Das ist recht einfach«, unterbrach Elandros meine Gedankengänge. »Wie das Experiment mit deiner Mutter gezeigt hat, habe ich von dem Wort nichts, wenn du stirbst.«
    Ich ballte die Hände in meinen Taschen. »Also geht das auch auf deine Kappe?«
    »Ein bedauerlicher Fehler. Dafür muss ich mich entschuldigen.« Die Worte trieften förmlich vor Spott.
    »Du willst etwas von mir, vergiss das nicht«, erwiderte ich flach und versuchte, meine Atmung unter Kontrolle zu halten. Mein Schädel dröhnte und mir war danach, einfach um mich zu schlagen. Aber was ich jetzt brauchte, war ein kühler Kopf.
    »Dessen bin ich mir bewusst. Um auf deine Frage zurückzukommen…«, er ging zu Samhiel, der ihn noch immer beobachtete und fuhr mit seiner Hand über die schwarzen Tätowierungen auf der Engelshaut. Samhiel zuckte zurück. »Das Wort verschwindet, wenn sein Träger stirbt.
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