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Greifenmagier 1 - Herr der Winde

Greifenmagier 1 - Herr der Winde

Titel: Greifenmagier 1 - Herr der Winde
Autoren: Neumeier Rachel
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verdrehen, denn sie wollte nicht, dass ihre Schwester weiter auf dem Thema herumritt. Aber Kaenne? Kaenne war ein kleines Kind und zu sehr mit sich selbst beschäftigt, um ein Mädchen auch nur zu bemerken. Sef war fast genauso schlimm, war beinahe mit der Schmiede verschmolzen, wo er in die Lehre ging. Kes konnte sich nicht vorstellen, dass einer von ihnen oder überhaupt einer der Dorfjungen je beschloss, einfach durch die Berge zu spazieren und dem Wind und der Stille zu lauschen.
    »In Ordnung ...«, sagte Tesme. Sie klang tatsächlich ein wenig beruhigt. »Es stimmt schon, dass du ganz anders bist, als ich es in deinem Alter war. Im Großen und Ganzen ist das auch nur gut so.« Sie bedachte Kes mit einem Blick, der von einem kleinen Lächeln begleitet wurde, aber auch von einem besorgten Gesichtsausdruck.
    Kes hatte keinen Schimmer, was sie darauf sagen sollte, und so schwieg sie einfach.
    »Du bist du selbst, mehr nicht«, schloss Tesme schließlich mit einem Lächeln. Sie tätschelte Kes die Schulter und schritt erneut kräftiger aus.
    Der Gasthof erhob sich an der Straße beim Fluss, gleich am Dorfrand, und bestand ganz aus weißen Steinen und dunklen Holzbalken. Ein Dutzend hübsche kleine Tische waren auf dem breiten, ummauerten Innenhof gegenüber den Stallungen verteilt, die ihrerseits durch kleine Bäume und Blumenbeete vom Gasthof abgesetzt waren. Jerreid, seine Frau Edlin und ihre Töchter betrieben das Haus, das weithin als der beste von all den kleinen Landgasthöfen an der Flussstraße galt, die vom Niambe-See bis hinunter nach Terabiand führte. Der Gasthof war nicht übermäßig groß, aber schön und sehr sauber, und jedes Fenster bot Ausblick auf den einen oder anderen Blumengarten. Außerdem war das Essen gut.
    Viele einfache Menschen und sogar Adlige unterbrachen in Minasfurt ihre Reise von den kleinen, schmucken Städten des hohen Nordens zur weitläufigen Küstenstadt Terabiand im Süden - wobei die Furt, die dem Dorf ihren Namen gab, schon vor langer Zeit durch die beste Brücke entlang dem ganzen Fluss ersetzt worden war. Wie das Sprichwort sagte, folgte jeder und alles irgendwann der Küste; und so reiste ein stattlicher Anteil von jedem und allem auch irgendwann von Terabiand herauf und durch Minasfurt. Da dieser Ort praktischerweise eine kurze Tagesreise von Bered im Süden und eine lange Tagesreise von Riamne im Norden entfernt lag, freuten sich viele Reisende schon im Voraus auf ihre Rast in Jerreids hübschem kleinem Gasthof.
    Jedes Zimmer im Obergeschoss hatte ein Fenster, dessen Läden bei dem derzeit schönen Wetter offen standen; jeden Tisch im Freien und im Haus zierte eine schlanke Vase mit Blumen. Edlin stellte diese Vasen aus feinem weißem Ton her und glasierte sie anschließend in Blau und Rosa und Weiß. Sie fertigte sie für Schnittblumen an, und ihre Hände verfügten über eine besondere Schaffensgabe: Allgemein wusste man, dass Blumen in einer von Edlins Vasen doppelt so lange frisch blieben wie in irgendeinem alten, rissigen Krug.
    Edlin stellte außerdem Geschirr her, das zugleich hübsch und sehr widerstandsfähig war. Sie verkaufte Schüsseln, Teller und Schalen in einem Laden hinter dem Gasthof, dessen Betrieb sie fast ganz ihrem Gatten und den drei Töchtern überließ. Die Blumen züchtete sie allerdings selbst und pflückte sie jede Woche frisch, um sie in den Vasen zu arrangieren. Mit dieser Tätigkeit kam sie der üblichen Arbeit im Gasthof noch am nächsten. Jerreid schien zum Glück völlig zufrieden damit zu sein, dass sich seine Frau ansonsten ihren Tellern, Glasuren und Gärten widmete.
    »Tesme!«, rief Jerreid, als die beiden Frauen den Innenhof betraten. Er war ein großer Kerl von rauer Herzlichkeit und besaß die Gabe, seinen Gästen das Gefühl zu vermitteln, dass die Gaststätte ihr Zuhause war und man sie hier willkommen hieß. Er lehnte gerade an einem der im Freien stehenden Tische und schwatzte mit einer Anzahl von Gästen, welche die halbe Einwohnerschaft des Dorfes zu umfassen schienen - ein ordentlicher Andrang für die Mittagszeit. Reisende waren gerade nicht da, obwohl wahrscheinlich später am Tag noch welche eintreffen würden. Chiad und seine Frau hatten sich jedoch von ihrem Bauernhof losgerissen, um das Gasthaus aufzusuchen und dabei gleich ein Dutzend Kinder und Cousinen und Neffen mitzubringen. Und Heste hatte für den Moment ihre Bäckerei verlassen ... Na ja, das morgendliche Brot war schon lange aus den Öfen, und vielleicht
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