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Greifenmagier 1 - Herr der Winde

Greifenmagier 1 - Herr der Winde

Titel: Greifenmagier 1 - Herr der Winde
Autoren: Neumeier Rachel
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hatte sie gerade etwas Zeit, ehe sie mit den Torten und Honigkuchen für den Abend begann. Nehoen war jedoch auch hier, und das war schon weniger üblich. Sein großes Haus mit den weitläufigen Ländereien lag ein gutes Stück außerhalb des Dorfes, und er suchte den Gasthof gewöhnlich nur an Markttagen auf. Und Caris hatte aus irgendeinem Grund ihre Weberei verlassen und war hergekommen, und ebenso hatten es Kanes und sein Lehrling Sef mit der Schmiede gemacht.
    Kes musterte sie alle unbehaglich und fragte sich nervös, ob sie vielleicht den Grund erraten könnte, der all diese Leute von ihren alltäglichen Geschäften abgelenkt hatte. Sie hoffte, dass sie nicht errötete, wenn sie Kaenne oder Sef ansah. Wie kam Tesme nur auf die Idee ...? War Kaenne überhaupt schon vierzehn? Und Sef! Flugs wandte sie den Blick vom Schmiedelehrling ab, und ihr wurde bewusst, dass sie wohl tatsächlich gerade errötete.
    Jerreid wandte sich Tesme zu. »Du wirkst glücklich.« Sein Lächeln zumindest verbreitete die gewöhnliche Fröhlichkeit. »Wie geht es deiner Stute? River hieß sie doch, nicht? Sie hat dir wohl gegeben, was du wolltest, hm?«
    »Ja, ja, ja!«, erwiderte Tesme und durchquerte rasch den Innenhof; Kes folgte ihr mit langsameren Schritten. Tesme ergriff Jerreids Hand und lächelte ihn an. »Ein gesundes und großes Stutenfohlen, und River geht es gut. Wir feiern! Hast du noch Brombeerwein übrig, oder hast du alles selbst getrunken?«
    »Wir haben noch reichlich ...«
    »Womöglich möchtest du noch warten, ehe du feierst«, warf Chiad ein: ein Mann, so dunkel wie die Erde, die er bearbeitete, von ernstem Wesen und selbst zu den besten Zeiten nicht zum Feiern aufgelegt. Jetzt allerdings wirkte er noch düsterer als üblich. Er unterstrich seine Worte, indem er mit der flachen Hand auf den Tisch schlug.
    »Gib der Frau doch erst mal Gelegenheit, zu Atem zu kommen!«, rief Jerreid und schüttelte in sanfter Missbilligung den Kopf.
    Chiad blinzelte ihn verständnislos an und wandte sich gleich wieder Tesme zu. »Du hast deine Fohlen doch unten beim Haus, nicht wahr, Tesme? Weißt du, was Kaenne heute Morgen gesehen hat?« Kaenne war sein Sohn, und er richtete sich jetzt auf seinem Stuhl auf und machte eine bedeutungsvolle Miene.
    Kes wusste es. Sie hörte es aus Chiads Stimme. Sie entdeckte es in Kaennes Augen.
    Tesme wölbte die Brauen und lächelte nach wie vor, wenn auch jetzt etwas weniger selbstsicher. »Falls mich nicht jemand bei Deltazuchttieren unterboten hat, denke ich nicht, dass es mir etwas ausmacht, worum immer es hier geht.«
    »Es wird dir noch etwas ausmachen«, erklärte Chiad ernst und schüttelte düster den Kopf. »Erzähle es ihr, Junge!«
    Kaenne legte die Hände flach auf den Tisch, richtete sich noch stärker auf und wirkte stolz und wichtig. »Greifen!«, sagte er nur.
    Das war nicht, was Tesme erwartet hatte, und sie schaute ausdruckslos drein.
    »Greifen!«, wiederholte Chiad. Er klatschte erneut die Hand auf den Tisch und schüttelte in strenger Missbilligung den Kopf. »Ausgerechnet! Halb Löwe, halb Adler und ganz Mörder! Meine Gerste ist wahrscheinlich sicher, aber du solltest lieber nach deinen Tieren sehen, Tesme!«
    Tesmes Gesicht war noch immer ausdruckslos. Einen Augenblick später fragte sie: »Kaenne, bist du sicher, dass es nicht einfach Adler waren?«
    »Genau das habe ich auch gesagt«, warf Jerreid ein und nickte.
    »Klar, ich bin sicher!«, erklärte Kaenne mit Nachdruck. »Ich bin sicher! Ich weiß, wie Adler aussehen, Jerreid! Das waren weder Adler noch Geier, noch überhaupt irgendwelche Vögel!«
    »Greifen verlassen niemals ihre Wüste«, wandte Heste ein und runzelte die Stirn. Ihre Haltung ließ erkennen, dass sie das schon wiederholt festgestellt hatte.
    »Sie tun es«, widersprach Nehoen mit einer geduldigen Stimme, die zum Ausdruck brachte, dass auch er seine Behauptung schon einmal zuvor geäußert hatte. »Greifen im Frühling künden einen heißen Sommer an.« Nehoen saß nicht mehr am Tisch. Er war aufgestanden, als Tesme und Kes den Hof betreten hatten. Nun bewegte er sich unruhig, lehnte sich mit der Hüfte an einen der Tische und verschränkte die Arme auf der Brust. Er war alt, beinahe fünfzig, gehörte aber zu den wenigen Personen von Stand im Dorf. Und so zeigte sich sein Alter weit weniger deutlich als bei einem Bauern oder Schmied.
    »Was?«, fragte Tesme und sah ihn blinzelnd an.
    Nehoen schenkte ihr ein Lächeln. Ihm gehörte alles Land westlich
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