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Greifenmagier 1 - Herr der Winde

Greifenmagier 1 - Herr der Winde

Titel: Greifenmagier 1 - Herr der Winde
Autoren: Neumeier Rachel
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des Dorfes am Fluss, und er konnte nicht nur lesen, sondern besaß viel mehr Bücher als alle anderen in Minasfurt zusammen. Seine Großmutter war eine gebildete Frau aus dem Delta gewesen und hatte viel auf Bücher und schriftliche Kunde gehalten. Jetzt erklärte er: »Greifen im Herbst künden einen milden Winter an, Greifen im Frühling einen heißen Sommer. So sagen die Leute in Casmantium. Es gäbe kein Sprichwort darüber, wenn die Greifen niemals ihr Land des Feuers verließen und das Land der Erde aufsuchten.«
    »Aber warum sollten sie?«, entgegnete Tesme. »Und warum so weit? Und nicht nur so weit nach Süden, sondern gleich den ganzen Weg über die Berge nach Farabiand?«
    »Nun, das weiß ich nicht. Die Magier in Casmantium halten sie aus ihrem Land fern - dafür sind die Kaltmagier Casmantiums schließlich da, nicht wahr? Also mussten die Greifen möglicherweise die Berge überqueren, um überhaupt eine Reise unternehmen zu können. Warum sie jedoch ursprünglich ihre heimatliche Wüste verlassen haben?« Nehoen zuckte die Achseln. »Wer kann schon ergründen, was solche Kreaturen zum Handeln bewegt?«
    »Greifen sind ihres Feuers wegen eine schlechte Nachricht«, sagte Kanes. Der Schmied sprach mit tiefer, polternder Stimme, und alle wurden still, um ihm zuzuhören. »So viel weiß ich. Sie bestehen aus Feuer, und Feuer regnet aus dem Wind, den sie mit ihren Schwingen aufwirbeln. Das ist es, was Schmiede sagen. Es ist von Übel, diese Kreaturen in der Nähe zu haben.«
    Schmiede verstanden sich auf Feuer. Alle schwiegen einen Augenblick lang und sannen darüber nach.
    »Greifen«, sagte Jerreid schließlich und schüttelte den Kopf.
    »Greifen«, wiederholte Nehoen und machte sich daran, eine grobe Skizze auf einem Bogen Papier zu zeichnen, den ihm jemand gegeben hatte.
    Nellis, Chiads Frau, meldete sich mit einer praktischen Frage zu Wort, wie es stets ihre Art war. »Nehmen wir mal an, dass Kaenne recht hat, wie ich glaube. Aber was dann? Vielleicht Feuer und ein heißer Sommer - oder vielleicht auch nicht. Aber es dürfte allen einleuchten, dass eine Kreatur mit Adlerklauen und Löwenklauen auf die Jagd geht.«
    »Sicherlich ...«, begann Tesme und brach mit besorgter Miene ab. Dann fragte sie: »Du denkst doch nicht wirklich, dass sie unsere Pferde fressen würden, oder?«
    »Nellis hindert die Wölfe daran, unser Vieh zu fressen«, sagte Chiad und legte seine breite Hand auf die seiner Frau.
    Sie nickte ihm zu und fuhr fort: »Jenned wehrt die Bergkatzen ab. Perren hindert die Falken daran, sich die Hühner zu holen.« Perren war nicht nur Bauer, sondern auch Falkner, und richtete Habichte und Falken für die Jagd ab. Chiads Frau setzte hinzu: »Ich kann die Füchse von den Hennen verscheuchen und mein kleiner Seb Wiesel und Hermeline. Ich weiß aber nicht, wer die Greifen daran hindern sollte, deine Fohlen oder meine Schafe zu fressen, wenn es das ist, was sie vorhaben. Was wir jetzt brauchen, ist ein Kaltmagier. Ich frage mich, warum unsere Magier in Farabiand nie auf die Idee gekommen sind, einen oder zwei Jünglinge in Kaltmagie auszubilden.«
    »Wir waren noch nie auf die Kunst der Kaltmagie angewiesen«, erklärte Chiad seiner Frau, aber nicht in einem Ton, als fände er selbst dieses Argument überzeugend.
    Seine Frau zuckte verächtlich die Achseln. »Nun, wir brauchen auch keine Kühlkeller, bis die Sommerhitze kommt, oder einen zweiten Schwung Saatgut, bis die erste Aussaat in einem nassen Frühling verfault ist - genau deshalb planen wir ja voraus, nicht wahr? Sie hätten auch vorausdenken sollen, die da oben in Tihannad ...«
    »Aber, aber!« Jerreid schüttelte in sanfter Missbilligung über Chiads Frau den Kopf. »Sommer haben wir jedes Jahr und ein nasses Frühjahr häufig genug, aber falls Greifen schon je zuvor das Gebirge überquert haben, dann geschah dies vor so langer Zeit, dass sich keiner unserer Väter oder Großväter daran erinnern konnte. Bleib fair, Nellis!«
    »Wer immer nachgedacht hat oder eben nicht, es sind meine Pferde, die in Gefahr sind, von Greifen gefressen zu werden«, sagte Tesme und plumpste auf den Stuhl am Tisch, von dem Nehoen aufgestanden war.
    »Sie werden sie nicht fressen«, entgegnete Nehoen und tätschelte ihr die Schulter. »Greifen fressen nicht. Sie sehen vielleicht teils nach Adlern, teils nach Löwen aus, aber sie bestehen zur Gänze aus Feuer. Sie jagen, um zu töten, aber sie fressen nicht, was sie zur Strecke bringen.«
    »Das ist ja noch
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