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Gregor und der Fluch des Unterlandes

Gregor und der Fluch des Unterlandes

Titel: Gregor und der Fluch des Unterlandes
Autoren: S Collins
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seine Familie, seine Freunde. Wir können ihm nicht verbieten mitzukommen. Doch zunächst …« Howard kramte in seinem Erste-Hilfe-Kasten und holte ein Fläschchen mit einer rötlichen Flüssigkeit heraus, das Gregor noch nie gesehen hatte. Howard hielt es Cartesian hin. »Erst musst du hiervon eine Dosis nehmen. Es ist ein Kräuterelixier, das dich stark machen wird.«
    Ohne zu zögern, schluckte Cartesian die Flüssigkeit hinunter, blinzelte ein paarmal verwirrt und fiel dann wie ein Stein zu Boden.
    »Was hast du ihm gegeben?«, fragte Gregor.
    »Ein sehr starkes Schlafmittel. Wir benutzen es nur ausnahmsweise, wenn ein Patient auf der Stelle das Bewusstsein verlieren soll, damit wir operieren können. Um einen Körperteil zu amputieren oder etwas ähnlich Dramatisches«, sagte Howard. »Habe ich einen Fehler gemacht?«
    »Ganz im Gegenteil. Aber jetzt wissen wir, dass wir unsvor dir in Acht nehmen müssen«, sagte Ripred halb im Spaß, halb im Ernst.
    Sie hoben Cartesian, Boots, Hazard und Temp auf Ares’ Rücken. Gregor schüttete sein Wasser aus und füllte die Flasche mit frischem Quellwasser. Er packte sie in seinen Rucksack, außerdem das Fernglas, das Klebeband, die Batterien und alle Taschenlampen, sogar die, die er normalerweise am Gürtel trug. Dann setzte er Luxa den Rucksack auf.
    »Was soll das?«, fragte sie, als er die Gurte einstellte. Während die Vorräte aus Regalia auf Reisen Allgemeingut waren, wurde Gregors Rucksack als sein persönliches Eigentum betrachtet.
    »Ich brauche ihn nicht. Du vielleicht schon«, sagte er. »Du weißt doch, wie man die Batterien der Taschenlampen wechselt, oder?«
    »Ich glaube schon. Braucht ihr denn auf dem Rückweg nach Regalia kein Licht?«, fragte sie.
    Gregor hielt Boots’ Zepter hoch und schaltete es ein. »Dafür ist gesorgt.«
    Als sie sich zum Abschied umarmten, dachte Gregor einen Moment lang, er würde sie nicht mehr loslassen. Aber dann ließ er sie doch los. Er umarmte auch Howard. Tätschelte die Fledermäuse ein wenig. Nickte Ripred zu, weil Ripred nicht so viel von Körperkontakt hielt, es sei denn, er schlug jemanden k. o.
    Dann stieg Gregor auf Ares. Er schaute sie alle noch einmalan – Luxa, Howard, Nike, Aurora und Ripred –, denn er wusste, dass er sie womöglich nie wiedersehen würde.
    »Lauf wie der Fluss, Junge«, sagte Ripred.
    »Fliege hoch«, sagte Gregor. Doch er konnte den Blick nicht von Luxas Gesicht lösen, als Ares sich in die Luft erhob.
    Er legte sich hin, einen Arm um Boots und einen um Hazard, die rechts und links von ihm lagen. Temp saß zu seinen Füßen und passte auf Cartesian auf.
    Gregor schaltete das Zepter aus, um das bisschen Energie zu sparen, das es noch hergab. Das Ding hatte schon erstaunlich lange funktioniert. Eine Weile sahen sie noch einen schwachen Schein vom Dschungel unter ihnen. Dann war es stockfinster.
    Gregor wollte unbedingt schlafen, er wusste, dass er es dringend nötig hatte. Aber der Schlaf wollte nicht kommen. In der Dunkelheit nahm er alle Geräusche überdeutlich wahr. Manchmal hörte er einen rauschenden Strom oder den Ruf eines Tiers, doch vor allem waren da die Geräusche, die sie selbst machten. Die Schläge von Ares’ Flügeln, Boots’ leise Atemzüge, Hazards unruhiges Gemurmel im Schlaf. Hier und da schnappte Gregor ein Wort auf: Thalia … Mutter … Geheimnis …
    Geheimnis. Schon bei dem Wort wurde es Gregor mulmig. Wie anstrengend war es, ein Geheimnis für sich zu behalten, zu wahren, zu enthüllen, zu wissen, dass es eines gab und im Dunkeln auf einen lauerte.
    Dieser Sommer hatte nur aus Geheimnissen bestanden. Die Narben an seinen Beinen, die niemand in New York sehen durfte. Der heimliche Ausflug zum Queenshead. Das versteckte Zeichen der Sense unter der toten Cevian. Das Picknick, von dem Vikus nichts erfahren durfte. Die Prophezeiung, die Sandwich als Kinderlied getarnt hatte. Und das schlimmste Geheimnis von allen – die Wahrheit darüber, was die Ratten den Mäusen antaten.
    Und in Regalia wartete ein weiteres Geheimnis – jedenfalls war es für Gregor ein Geheimnis: Sandwichs »Prophezeiung der Zeit«.
    Aber Gregor bezweifelte, dass es ein so großes Rätsel war, wie seine Freunde glaubten. Niemand brachte es über sich, ihm die Wahrheit darüber zu erzählen. Seiner Meinung nach konnte das nur eins bedeuten. Dass die neue Prophezeiung ziemlich unmissverständlich ein Leben forderte. Entweder sein eigenes oder das eines Menschen, den er liebte. Warum sonst
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