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Gregor und der Fluch des Unterlandes

Gregor und der Fluch des Unterlandes

Titel: Gregor und der Fluch des Unterlandes
Autoren: S Collins
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sagte er mit einem Lächeln. Dann bemerkte er, dass Lizzie ihren Teller kaum angerührt hatte. »Sieh zu, dass du etwas in den Magen bekommst, Lizzie. Heute ist ein großer Tag.«
    Da platzte es aus Lizzie heraus, als wäre ein Damm gebrochen: »Ich glaube, es ist besser, wenn ich nicht fahre! Ich muss hierbleiben, Dad! Was ist, wenn irgendwas passiert und ihr mich braucht oder wenn es Mom schlechter geht oder wenn ich nach Hause komme und ihr seid alle weg?« Ihr Atem ging hastig. Gregor sah, dass sie kurz vor einem hysterischen Anfall stand.
    »Das passiert aber nicht, Schätzchen«, sagte sein Vater. Er kniete sich hin und nahm ihre Hände. »Hör zu, uns allen geht’s hier gut, und du wirst es im Ferienlager auch gut haben. Und deiner Mutter geht es von Tag zu Tag besser.«
    »Sie möchte, dass du fährst, Liz«, sagte Gregor. »Sie hat bestimmt zwanzigmal wiederholt, dass ich dir das sagen soll. Außerdem kannst du sie ja sowieso nicht sehen und …«
    Mit einem Blick brachte sein Vater ihn zum Schweigen. So was Blödes! Wie konnte er nur so was Idiotisches sagen! Lizzie hatte immer wieder versucht, sich zu einem Besuch im Unterland zu überwinden, um ihre Mutter zu sehen. Aber jedes Mal hatte sie schon vor dem Schacht im Wäschekeller eine Panikattacke bekommen. Zitternd und schweißgebadet hatte sie dann neben dem Trockner gekauert und um Atem gerungen. Sie wussten alle, wie gern sie ins Unterland wollte. Sie schaffte es nur einfach nicht.
    »Ich meine, tut mir leid, ich wollte bloß …«, stammelte Gregor. Aber es war schon zu spät. Lizzie sah niedergeschmettert aus.
    »Deine Schwester ist eben die Einzige in der Familie, die einen Funken Verstand hat«, sagte Mrs Cormaci. Sie flocht Lizzies Zöpfe neu, obwohl sie tadellos aussahen. »Mich würden keine zehn Pferde in dieses Unterland kriegen. Mich nicht.«
    Im letzten Frühjahr war Gregor so verzweifelt gewesen, dass er Mrs Cormaci in das unglaubliche Familiengeheimnis eingeweiht hatte. Er hatte ihr alles erzählt, angefangen bei dem mysteriösen Verschwinden seines Vaters vor dreieinhalb Jahren. Er hatte erzählt, wie er Boots im letzten Sommer durch einen Schacht im Wäschekeller gefolgt war und wie sie meilenweit in die Tiefe gefallen waren, bis siein einer merkwürdigen, dunklen Welt unterhalb von New York gelandet waren – im Unterland. Dort lebten riesige sprechende Tiere – Kakerlaken, Fledermäuse, Spinnen und viele andere – und außerdem blasse, violettäugige Menschen. Sie hatten Regalia erbaut, eine wunderschöne Stadt aus Stein. Mit einigen Tieren waren die Unterlandmenschen befreundet, mit anderen verfeindet, und Gregor fand das alles ziemlich verwirrend. Drei Mal war er jetzt schon im Unterland gewesen, das erste Mal, um seinen Vater zu retten, das zweite Mal, um gegen eine weiße Ratte zu kämpfen, die man den Fluch nannte, und dann noch einmal vor ein paar Monaten, um den Bewohnern im Unterland zu helfen, ein Heilmittel gegen eine furchtbare Pest zu finden. Auch Gregors Mutter hatte sich damit angesteckt, und keiner wusste, wann sie wieder nach Hause konnte. Gregor hatte Mrs Cormaci außerdem von den Prophezeiungen erzählt, in denen er als Krieger bezeichnet wurde – und zwar nicht als irgendein Krieger, sondern als derjenige, der die Regalianer vor dem Untergang retten sollte. Und er hatte ihr anvertraut, dass er sich nach einigen gewaltsamen Auseinandersetzungen auch noch als Wüter erwiesen hatte. Ein Wüter war ein besonders gefährlicher Kämpfer, im ganzen Unterland gab es nur eine Handvoll von ihnen.
    Mrs Cormaci hatte ihn kein einziges Mal unterbrochen und nichts zu alldem gesagt. Am Ende war ihr einziger Kommentar: »Na, das schlägt ja dem Fass den Boden aus.«
    Das Erstaunliche war, dass sie ihm offenbar glaubte. Natürlich stellte sie ein paar Fragen. Und sie wollte das Ganze noch mal von seinem Vater hören. Aber sie hatte schon lange vermutet, dass in seiner Familie merkwürdige Dinge vorgingen. Als sie die Wahrheit erfuhr, wirkte sie fast erleichtert. Endlich hatte sie eine Erklärung für das Verschwinden von Gregor, seinem Vater und Boots, für Gregors Narben und dafür, dass Boots zu jedem Kakerlak »Hallo« sagte. Dass das Unterland so eine fantastische Welt war, fand Mrs Cormaci nicht weiter befremdlich. Schließlich warb sie auf Handzetteln damit, dass sie die Zukunft aus Tarotkarten lesen konnte. Aber an diesem ersten Abend, als Gregor Mrs Cormaci im Wäschekeller eine riesige sprechende Fledermaus
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