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Gregor und der Fluch des Unterlandes

Gregor und der Fluch des Unterlandes

Titel: Gregor und der Fluch des Unterlandes
Autoren: S Collins
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vorgestellt hatte, war sie doch ein wenig aus der Fassung geraten. Sie machte höflich Small Talk mit der Fledermaus, redete mit ihr übers Wetter, und als ein paar Flusen vom Trockner herüberwehten und im Fell der Fledermaus hängen blieben, sagte Mrs Cormaci einfach: »Halt mal still. Du hast da was am Ohr«, und nahm die Flusen weg. Doch als die Fledermaus wieder fort war, musste Mrs Cormaci sich erst mal ins Treppenhaus setzen und verschnaufen.
    »Alles in Ordnung, Mrs Cormaci?«, fragte Gregor. Er wollte ja nicht, dass sie einen Herzinfarkt bekam, nur weil er sie in den ganzen Schlamassel mit hineingezogen hatte.
    »Ja, ja, alles in Ordnung«, sagte sie und klopfte ihm gedankenverloren auf die Schulter. »Mir kam das Ganze nurirgendwie so unwirklich vor, bis ich die Fledermaus getroffen hab … Und jetzt ist es ein bisschen wirklicher, als ich es mir vorgestellt hatte.«
    Von diesem Tag an hatte Mrs Cormaci es sich zur Aufgabe gemacht, für Gregors Familie zu sorgen. Und sie ließen sie gewähren, weil sie auf ihre Hilfe so sehr angewiesen waren.
    Jetzt war sie mit Lizzies Zöpfen fertig. »Deine Sachen fürs Ferienlager sind alle gepackt. Wenn du ankommst, gibt es gleich Mittagessen. Soll ich dir den Donut für unterwegs einpacken?«, fragte sie.
    »Nein danke, den ess ich sowieso nicht«, sagte Lizzie. »Gregor soll ihn für Ripred mitnehmen.«
    »Okay, Liz«, sagte Gregor. Er hatte heute eine Stunde Ultraschallortung bei Ripred. Gregor hielt eigentlich nichts davon, Lizzies Essen an die große Ratte zu verfüttern, aber Lizzie lag viel daran, und außerdem hob es Ripreds Laune.
    Mrs Cormaci schüttelte den Kopf. »Da unten gibt es so viele Lebewesen, die es schwer haben – die unter der Pest gelitten haben, die hungern müssen, die angegriffen werden … Warum willst du deinen Donut ausgerechnet dieser gerissenen Ratte schenken, die sehr gut für sich selbst sorgen kann?«
    »Weil ich glaube, Ripred ist einsam«, sagte Lizzie leise.
    Gregor unterdrückte ein wütendes Schnauben. Sollte Lizzie doch Mitleid mit dem jähzornigen, angriffslustigen Ripred haben.
    »Also, für so ein kleines Mädchen hast du wirklich ein riesengroßes Herz«, sagte Mrs Cormaci und drückte sie. »Jetzt putz dir die Zähne, sonst verpasst du noch den Bus.«
    Lizzie war froh, dem Frühstückstisch entfliehen zu können. Mrs Cormaci sah ihr kopfschüttelnd nach. »Ich mache mir Sorgen um sie.«
    »Vielleicht tut ihr das Ferienlager gut«, sagte Gregor.
    »Bestimmt. Ganz bestimmt«, sagte sein Vater. Aber keiner wirkte so richtig überzeugt.
    Wie auch immer, eine Viertelstunde später saß Lizzie im Bus und fuhr zusammen mit anderen New Yorker Kindern in die Sommerferien.
    Gregor hatte noch eine Stunde Zeit, bevor der Unterricht bei Ripred losging. Er setzte sich mit seinem Vater und Mrs Cormaci hin, um das zu besprechen, was sie das Familienunternehmen nannten.
    In Regalia gab es ein Museum mit lauter Sachen, die zusammen mit ihren unglückseligen Besitzern aus New York heruntergefallen waren. Das ging schon seit einigen Jahrhunderten so, die Sammlung konnte sich also sehen lassen. Weil Gregors Familie in finanziellen Schwierigkeiten steckte, durfte Gregor sich alles nehmen, was ihnen weiterhalf. Am Anfang hatte er die alten Brieftaschen und Geldbörsen durchsucht und so viel Geld zusammengekratzt, wie er finden konnte. Damit hatten sie sich eine ganze Weile über Wasser gehalten.
    Aber Mrs Cormaci hatte Größeres vor. »Ich kenne da einen Mann, Mr Otts. Er kauft und verkauft Antiquitäten.« Sie gab Gregor einen Koffer, den er bei seinem nächsten Ausflug ins Unterland vollpacken sollte. Und das tat er. Manche Sachen waren wertlos, doch es fand sich auch ein Ring mit einem großen roten Stein, mit dem sie die Rechnungen für zwei Monate bezahlen konnten. Jetzt ging der Erlös aus dem Ring allerdings zur Neige, deshalb mussten sie den nächsten Verkauf planen. Sie waren sich einig, dass sie es mit der eleganten alten Geige versuchen wollten, die Gregor unter einem Sattel im hinteren Teil des Museums gefunden hatte. Sie lag unversehrt in ihrem Kasten und musste eine Menge wert sein.
    Gregor war zwar dankbar für das Geld, das die Sachen brachten, aber so ganz wohl fühlte er sich bei diesen Plünderungen nicht. Er dachte nicht gern an die Brieftaschen, den Ring, die Geige … an ihre ehemaligen Besitzer und das tragische Ende, das diese Menschen im Unterland gefunden hatten. Sicher waren nur sehr wenige gerettet und nach Regalia
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