Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gregor und der Fluch des Unterlandes

Gregor und der Fluch des Unterlandes

Titel: Gregor und der Fluch des Unterlandes
Autoren: S Collins
Vom Netzwerk:
Dank, Mrs Cormaci«, sagte er.
    Sie machte eine wegwerfende Handbewegung. »Was hab ich sonst schon groß zu tun? Und jetzt ab mit euch.«
    Die Reise durch die lange Röhre und die dunklen steinernen Tunnel zu dem hell erleuchteten Palast von Regalia verlief schnell und ohne Zwischenfälle. Doch durch die Zankerei um den Nudelsalat hatte Gregor sich verspätet. Als sie in der Hohen Halle gelandet waren, musste Gregor sofort zum Unterricht hetzen. Er sauste die Treppe hinunter und kam an den Krankenzimmern vorbei, aber er hatte noch nicht mal Zeit, bei seiner Mutter reinzuschauen.
    Tief unten im Palast schob Gregor vier dicke Riegel aus Stein zur Seite, die eine schwere Tür sicherten, und schlüpfte hindurch. Er ließ die Tür für den Rückweg leicht angelehnt. Dann lief er mehrere Treppen hinunter. Der Rat von Regalia hatte widerstrebend zugestimmt, dass der Unterricht hier stattfinden konnte, wo sie sich zwar innerhalb der Stadtmauern befanden, wo Ripreds Anwesenheit jedoch praktisch allen Menschen verborgen blieb. Zwischen den Ratten und den Menschen gab es schon seit Jahrhunderten immer wieder Krieg. Die Bewohner Regalias hätten es niemals toleriert, dass sich eine Ratte so nah bei ihnen herumtrieb.
    Ripred wartete an dem üblichen Treffpunkt, in einer großen kreisförmigen Höhle neben einer Treppe. Er lungerte an einer Wand herum und nagte an einem Knochen. Als Gregor ihn mit der Taschenlampe anstrahlte, blinzelte er und knurrte wütend: »Nimm mir das Ding aus den Augen! Wie oft soll ich dir das noch sagen?«
    Gregor wandte den Strahl ab, gab jedoch keine Antwort. Selbst in dem schummrigen Licht konnte er sehen, wie Ripreds Nase zuckte.
    »Was ist das für ein Geruch?«, fragte er.
    »Das soll ich dir von Lizzie geben«, sagte Gregor und warf der Ratte den Donut zu.
    Ripred fing ihn mühelos mit dem Maul auf und drehte ihn genießerisch hin und her. »Lizzie. Wieso hab ich nie mal mit den sympathischen Mitgliedern deiner Familie zu tun?«, fragte er. »Und was ist in der Tüte?«
    »Das ist von Mrs Cormaci«, sagte Gregor.
    »Ah, la bella Cormaci«, sagte Ripred seufzend. »Und was schickt die Küchenfee mir heute?«
    »Sieh selbst«, sagte Gregor. Er wollte Ripred gerade den Nudelsalat zuwerfen, als er im angrenzenden Tunnel etwas rascheln hörte. Er zuckte zusammen. Außer Ripred und ihm war sonst nie jemand hier unten.
    »Ich hab dir gesagt, du sollst dich nicht vom Fleck rühren!«, schnauzte Ripred in Richtung des Tunnels.
    Eine kurze Zeit blieb es still, als wollte der Angesprochene den Rückzug antreten. Dann ertönte es schmollend: »Ich hab was gerochen. Was zu essen.« Bei dem Wort »essen« wurde die tiefe Stimme plötzlich zu einem Quieken. Es erinnerte Gregor an seinen Cousin Rodney, den alle aufgezogen hatten, als er in die Pubertät kam und seine Stimme ständig zwischen der eines Kindes und der eines jungen Mannes hin- und hersprang.
    »Wer ist das denn?«, fragte Gregor.
    »Das ist dein kleiner Freund, der Fluch«, sagte Ripred. »Nachdem er seine letzten beiden Babysitter verstümmelt hat, ist der Job jetzt mir zugefallen.«
    »Der Fluch?«, fragte Gregor überrascht. Er hatte die weiße Ratte seit Monaten nicht gesehen. Er erinnerte sich an das Bündel aus weichem weißem Fell, das sich ängstlich in seine Arme geschmiegt hatte. Letztes Jahr im Dezember war Gregor ausgesandt worden, die weiße Ratte zu töten, aber als er gesehen hatte, dass sie noch ein Baby war, hatte er es nicht übers Herz gebracht. Er hatte die kleine Ratte Ripred übergeben.
    »Darf ich reinkommen?«, fragte die Stimme vom Tunnel her.
    »Ach, warum nicht?«, sagte Ripred. »Komm rein, dann kannst du dem Krieger persönlich dafür danken, dass er dir das Leben gerettet hat.«
    Gregor schwenkte den Strahl der Taschenlampe zum Tunneleingang und erwartete eine etwas größere Version des Rattenbabys. Stattdessen stand ihm ein drei Meter hoher Berg aus weißem Fell gegenüber.

2. Kapitel
    G regor blieb der Mund offen stehen. »Oh Mann!« In wenigen Monaten war aus dem kleinen Wesen, das Gregor in den Armen halten konnte, dieser Berg geworden.
    »Und er ist noch nicht mal ausgewachsen«, sagte Ripred. »Bis Weihnachten rechnen wir mit weiteren fünfzig bis hundert Zentimetern.«
    Wie Schnee, dachte Gregor. Wir rechnen mit weiteren fünfzig bis hundert Zentimetern auf diesem großen weißen Berg.
    »Ihr kennt euch ja schon, aber darf ich trotzdem vorstellen?« Ripred zeigte mit dem Schwanz auf Gregor. »Das ist Gregor der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher