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Grauen im Grand Hotel

Grauen im Grand Hotel

Titel: Grauen im Grand Hotel
Autoren: Jason Dark
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hätte. Es wurde nichts verraten, es gab keine Auseinandersetzungen, was blieb, das war allein die Ruhe vor dem Sturm.
    Man konnte sich gut vorstellen, daß sich in der Schweiz ein neues Nest bildete und linientreue Mitarbeiter den alten Zeiten nachtrauerten und nicht einsehen wollten, daß diese vorbei waren.
    Wladimir war in die Schweiz gefahren, um dieses Nest zu zerstören, bevor es richtig aufgebaut werden konnte. Und er hatte einen Namen. Dr. Satorius!
    Ein Typ, der sich als Weltenbürger ansah, der immer wieder mal in Erscheinung trat, schon Sekten gegründet und seine Dienste auch den Geheimdiensten angeboten hatte.
    Er sollte sich ebenfalls in der Schweiz aufhalten, dazu noch im Engadin, wo sich der kleine Ort Sils-Maria mit dem Grand Hotel befand. Das alles hatten Wladimir und seine Mitarbeiter herausgefunden, aber er selbst war dann losgefahren, um sich um die verschwundenen Agenten und Satorius zu kümmern.
    Es fiel ihm nicht leicht, sich während der Fahrt gedanklich mit dem Fall zu beschäftigen, weil ihn die grandiose Landschaft einfach zu stark ablenkte.
    Sie war manchmal das, was man als ein Wunder der Natur bezeichnen konnte. Mächtige Berge, hohe Gipfel, Schnee und schillerndes Eis, saftgrüne Almen, herrliche Weiden, dichte Wälder und eine wunderbare Luft, die immer kühler wurde, je höher er kam. Es war die richtige Urlaubszeit für Bergwanderer.
    Auf dem Julierpaß legte er eine kleine Pause ein. An einem Kiosk trank er eine Flasche Wasser und schaute über die Geröllhalden hinweg, die manchmal teilweise von großen Altschneeflecken verdeckt wurden. Es herrschte ziemlich viel Betrieb auf der Paßhöhe, denn im Tal, in ungefähr 1900 Meter Höhe lag St. Moritz, einer der berühmtesten Skiorte der Welt.
    Auch im Sommer herrschte dort Betrieb, allerdings nicht so stark wie im Winter. Es gab aber viele Tagestouristen, die St. Moritz einen Besuch abstatteten.
    Etwa eine halbe Stunde ließ sich der Russe Zeit. Er hockte auf einer kleinen Bank, hatte die Beine ausgestreckt, schaute durch seine Sonnenbrille nicht nur den Bergen entgegen, sondern beobachtete auch die Menschen, die ihn umgaben.
    Zumeist Ehepaare, die eine Rast eingelegt hatten, ihren Urlaub genossen und sich über das Wetter ebenso freuten wie über die herrliche Bergkulisse.
    Golenkow war immer mißtrauisch. Es lag wohl an seinem Job, daß er nicht so leben konnte wie andere. Er sah die Menschen und seine Umgebung mit anderen Augen an, und das Mißtrauen gehörte ebenfalls dazu.
    Auf dem Paß nicht.
    Da wollte ihm keiner etwas, da wurde er nicht beobachtet, und da observierte er auch nicht.
    Wladimir Golenkow hatte sich vorgenommen, am frühen Mittag in Sils-Maria zu sein, und den Termin würde er auch einhalten können. Sils Maria und St. Moritz lagen in einem Tal, und es war der Silvaplananer See, der die beiden Orte praktisch trennte. An ihm entlang führte auch die Straße nach Sils-Maria.
    Für den Russen war es ein Genuß, an diesem Gewässer entlangzufahren. Trotz des einfallenden Sonnenlichts zeigte seine Oberfläche eine dunkelgrüne Färbung, ein Zeichen, daß der See doch ziemlich tief war. Sein Wasser war eisig, denn er wurde von den tauenden Eismassen gespeist. Golenkow bewunderte die Surfer, die ihre Bahnen zogen. Für diesen Sport war der See bestens geeignet, hier herrschten ideale Windverhältnisse.
    Wie gezeichnet hoben sich die Berge in der klaren Luft ab. Als hätte der liebe Gott einen besonderen Bildhauer beauftragt, diese Gegend zu schaffen, um die Menschen zu erfreuen.
    Daß die Menschen aber auch viel zerstört hatten, wußte Wladimir ebenfalls. Besonders im Winter, wenn Legionen von Skifahrern einfielen, stöhnte die Natur auf und bekam in den folgenden Monaten kaum eine Chance, sich zu erholen.
    Auch in seinem Heimatland bekamen die Menschen allmählich einen Sinn für die Umwelt, und Wladimir hoffte, daß es noch nicht zu spät war, doch leider waren weite Gebiete schon verseucht.
    Er rollte am Ufer entlang. Der Leih-Volvo hatte die Strecke bisher bestens bewältigt. Er war für die Berge ideal.
    Am Ende des Sees mußte er nach links ab und las schon bald das Ortsschild Sils-Maria.
    Er dachte auch daran, daß Nietzsche, der deutsche Philosoph, hier einige Zeit gelebt hatte und es in Sils-Maria noch ein Nietzsche-Haus gab, das besichtigt werden konnte und das nicht einmal weit vom Grand Hotel entfernt stand.
    Das Hotel hatte er bereits auf der Fahrt sehen können. Es war einfach nicht zu übersehen, weil es
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