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Grappa Und Die Seelenfaenger

Titel: Grappa Und Die Seelenfaenger
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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Text ab und loggte mich ins WLAN-Netz ein. Ab ging die Post! In Deutschland war es inzwischen Nacht, aber morgen früh konnte die Redaktion den ersten Florida-Bericht gleich weiterverarbeiten. An Schnack schickte ich eine Mail mit der Bitte hinterher, eine Stellungnahme der Bierstädter Erleuchteten zu den Vorwürfen einzuholen, um der journalistischen Sorgfaltspflicht zu genügen.
    Pöppelbaum gab mir die Speicherkarte mit seinen Fotos und wir sandten sie ebenfalls nach Deutschland. Er hatte Annabell Stickel isoliert und ihr Bild vergrößert. Klara blieb zunächst außen vor. Dafür gab es aber Aufnahmen vom Sektenhauptquartier in Clearwater nebst Demonstranten.
    Schließlich belohnten wir uns mit netten Drinks an einer Strandbar. Sie hatten göttliche Namen, viel Frucht und ordentlich Alkohol.

Beinhart und erfolgsorientiert
    Noch vor dem Frühstück klingelte mein Handy. Annabell und Klara wollten auf meine Hilfe nicht verzichten. Ich hatte inzwischen entschieden, sie in dem Glauben zu lassen, dass ich ihnen helfen würde.
    Sie brannten darauf, mir den Film zu zeigen. Wir verabredeten uns für den Nachmittag.
    Auch Schnack hatte sich gemeldet. In einer Mail teilte er mir mit, dass die Sekte jede Stellungnahme zu den Vorwürfen ablehnte und dass die Staatsanwaltschaft mit Ermittlungen zu den Missbrauchsfällen begonnen hatte.
    Und noch einer hatte mir geschrieben: Friedemann Kleist. Er war ungehalten, weil ich mich nur bei Schnack gemeldet hatte und nicht bei ihm. Ich entschuldigte mich und versprach ihm den absolut sicheren Beweis in der Mordsache Fuchs.
    Ich fand Wayne beglückt bei einem Rührei mit viel Bacon. Er hatte sich eine überregionale deutsche Zeitung geschnappt. Die war schon einige Tage alt und ziemlich zerlesen.
    »Moin, Grappa«, nuschelte er. »Das war gestern ein Heart Stopper zu viel … oder war’s der Thirsty Dog? «
    »Hieß der nicht Bloody Dog? «, fragte ich.
    »Könnte sein. Oder Bloody Mary? «
    »Genug gescherzt. Mein Artikel ist bei Schnack angekommen, die Sekte hüllt sich in Schweigen und die Staatsanwaltschaft ermittelt. Und die Mädels zeigen uns heute Nachmittag den Film.«
    »Dann haben wir ja noch ein paar Stunden, um die Jungen zu holen«, sagte Wayne trocken. »Oder bringen die Sektenfuzzis die lieben Kleinen hier vorbei?«
    »Dein Zynismus hilft nicht weiter.«
    »Deine Ideenarmut auch nicht«, ballerte er zurück.
    Das war hart, aber nicht unangebracht.
    »Ich hol mir jetzt was zu essen und danach habe ich einen Plan«, behauptete ich. Mein Magen schwächelte.
    Zurück am Tisch mümmelte ich still pappiges Brot. Wayne schaute in die Zeitung und ab und zu tauchten seine Augen am oberen Rand auf.
    »Was ist?«, blaffte ich. »Kann ich noch nicht mal in Ruhe frühstücken?«
    »Ich wollte nur sehen, wie dir die Idee kommt«, grinste er und verzog sich wieder hinter das Papier.
    Zufällig blieb mein Blick an einer Zeitungsüberschrift hängen:
     
    INTERNATIONALER DROGENBERICHT – EXPERTEN WARNEN VOR K.-O.-TROPFEN
     
    »Gib mal her«, sagte ich und nahm Wayne die Zeitung weg.
    »Spinnst du?«, protestierte er.
    »Hier ist meine Idee«, jubelte ich. »Hier steht sie: Wie der jüngste Weltdrogenbericht zeigt, bereiten vor allem K.-o.-Tropfen den Behörden große Sorgen. Der Grund: Sie sind viel zu leicht erhältlich.«
    »Nee, Grappa, nee!«, rief Wayne entsetzt aus. »Das meinst du nicht wirklich.«
    »Doch. Die beiden Frauen haben das mit mir auch so gemacht. Wir geben denen ein Erfrischungsgetränk und schauen uns den Film an. Wenn die Mädels dann weggedämmert sind, kopieren wir die DVD und schicken sie an Hauptkommissar Kleist. Und fertig!«
    »Die wachen doch wieder auf, Grappa?«
    »Das will ich schwer hoffen«, sagte ich. »Wir bleiben sogar so lange bei ihnen, bis sie aufwachen, und schicken sie nicht halb betäubt auf die Straße, wie sie es mit mir gemacht haben.«
    »Und dann?«
    »Dann erkläre ich alles. Und sie dürfen wieder gehen.«
    »Und die Kinder?«, fragte Wayne.
    »Das soll Klara allein regeln.«
    »Du bist beinhart«, meinte er.
    »Nein. Erfolgsorientiert. Und nun mach dich auf den Weg, Süßer.«
    »Wohin?«
    »Zur Apotheke. K.-o.-Tropfen besorgen. Und bring ein paar Mullbinden mit, oder Klebeband.«

Rot steht für Warnung
    Natürlich hatte ich Skrupel. Was, wenn eine der Frauen allergisch auf die Tropfen reagierte? Oder andere gesundheitliche Komplikationen auftraten?
    An der Rezeption ließ ich mir die Nummer einer Ambulanz geben – für alle
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