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Grappa Und Die Seelenfaenger

Titel: Grappa Und Die Seelenfaenger
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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Fälle. Und im Netz informierte ich mich über die Dosierung der Tropfen. Machte ich mich eigentlich strafbar? Heiligte der Erfolg wirklich jedes Mittel?
    Ich verschob die Antworten auf später. Pöppelbaum kehrte mit einem Fläschchen in der Hand zurück.
    »Das war wirklich kein Problem«, berichtete er. »In der vierten Apotheke hatte ich Glück. Der Mann zog die Flasche unter dem Ladentisch hervor, nachdem ich noch mal fünfzig Dollar draufgelegt hatte.«
    »Gut. Siehst du diese Karaffen mit Orangensaft?«
    »Klar. Ich bin ja nicht blind.«
    »Die eine hat einen roten und die andere einen blauen Deckel. Die Tropfen befinden sich in der mit dem roten Deckel. Du kannst dir das so merken: Rot – gleich Warnung. Wie bei einer roten Ampel, klar?«
    »Du hältst mich wohl für einen Vollpfosten, Grappa?«, meckerte der Bluthund.
    Alles war pünktlich fertig. Zwei Gläser hatte ich schon mit dem Saft aus der harmlosen Karaffe gefüllt – je eines für Pöppelbaum und mich. Wir hatten sogar beide schon davon getrunken, sodass es nicht auffallen würde, wenn ich nur in zwei Gläser frischen Saft einschenkte. Meine Finger zitterten vor Nervosität. Hoffentlich unterschätzte ich die beiden Frauen nicht. Immerhin waren sie im Besitz einer Waffe. Auf dem Klo machte ich einige entspannende Atemübungen. Wayne sollte glauben, dass ich alles im Griff hatte.
    Annabell und Klara erschienen pünktlich.
    »Kommen Sie rein, mein Laptop ist schon eingeschaltet«, begrüßte ich sie kühl.
    Die beiden Frauen traten ein und sahen sich gründlich um. Sie schauten sogar auf der Terrasse nach heimlichen Zuhörern.
    »Alles sauber«, erklärte Stickel. »Der Kirche ist nicht zu trauen. Die haben ihre Spitzel überall.«
    »Wie sieht Ihr Plan aus, meine Jungen zu befreien?«, kam Klara zur Sache.
    »Wir haben bereits alles organisiert. Die Einzelheiten brauchen Sie nicht zu interessieren«, log ich. »Wenn alles klappt, dann haben Sie Ihre Kinder bald wieder.«
    Pöppelbaum unterstützte mich mit einem selbstbewussten Kopfnicken.
    »Und jetzt sollten wir keine Zeit verlieren und uns den Film anschauen«, schlug ich vor.
    Annabell zog eine DVD aus der Handtasche und gab sie mir.
    Ich nahm sie, legte sie neben den Laptop, nahm mein Glas und trank einen Schluck.
    »Wollen Sie auch einen Saft?«, fragte Pöppelbaum.
    »Ja, gern«, antwortete Klara.
    Wayne hob die Karaffe mit dem roten Deckel und schüttete zwei Gläser voll.
    »Bitte schön!«, meinte er. »Dann kann es ja jetzt losgehen.«
    Annabell schaute auf das Glas mit dem gelben Inhalt und zögerte. Mir gefror das Blut in den Adern.
    »Da schwimmt eine Mücke drin«, meinte sie. »Kann ich ein frisches kriegen?«
    »Oh, das tut mir leid.« Wayne nahm ihr Glas und entfernte die Mücke mit den Fingern. »Ich werde das hier trinken. Sie bekommen ein frisches – ohne Fleischeinlage.«
    Ich wagte nicht hinzuschauen und fummelte an meinem Netbook herum. Im Augenwinkel verfolgte ich, dass Klara bereits trank. Hoffentlich fiel sie nicht sofort um – bevor Stickel am Saft genippt hatte.
    »Dann auf gute Zusammenarbeit, meine Damen!«, sagte Wayne, hob das Glas und setzte es an seine Lippen.
    Erst jetzt nahm Annabell auch einen Schluck und dann noch einen zweiten. Wayne hatte ihr Misstrauen durch seinen heldenhaften Akt zerstreut.
    Die DVD lief an. Zu viert starrten wir auf die Filmszene. Die Kamera war über der Tür installiert worden und zeigte einen großen Schreibtisch, der vor Bücherregalen stand. An den Wänden hingen die üblichen eingerahmten Sprüche des kleinkriminellen Sektengründers.
     
    Im Stuhl sitzt Robert Fuchs – lebend. Er beschäftigt sich mit Schriftstücken und scheint sehr konzentriert. Ein Geräusch. Eine Frau kommt ins Zimmer. Sie geht auf Fuchs zu und redet auf ihn ein. Noch ist die Besucherin nur von hinten zu sehen.
     
    Ich drehte den Ton lauter. Doch außer einzelnen Wortfetzen war nichts zu verstehen. Die Aufnahme war zu schlecht.
     
    Robert Fuchs deutet auf die Tür, will die Frau loswerden, aber sie lässt sich nicht abwimmeln. Er erhebt sich, dreht die Besucherin um und schiebt sie in Richtung Tür. Jetzt ist sie gut zu erkennen.
     
    »Bettina Weber!«, rief ich. »Das ist wirklich Bettina Weber.«
     
    Fuchs und die Frau verschwinden aus dem Blickfeld der Kamera. Fuchs kehrt zurück und setzt sich an seinen Schreibtisch. Plötzlich ist Bettina Weber wieder da. Sie öffnet eine Schublade, nimmt eine Pistole heraus und lädt durch. Sie stellt sich vor den
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