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Grappa Und Die Seelenfaenger

Titel: Grappa Und Die Seelenfaenger
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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ganz auf der Höhe zu sein, die Tropfen zeigten keine Wirkung mehr. Ich schwamm ebenfalls ein paar Runden, doch als sich eine Qualle an meinem Fuß festsaugte, hatte ich genug. Mein Handy klingelte. Der Anrufer hatte den Inkognito-Modus eingestellt. Ich hatte keine Lust auf Stress und drückte den Anruf weg. Plötzlich kam mir die fixe Idee, dass Stickel und Billerbeck mein Handy orten könnten. Ich wusste, dass es solche Bezahldienste gab. Mist.
    Wayne von einem vorzeitigen Aufbruch zu überzeugen war nicht einfach, aber schließlich gab er nach.
    Unser Mietwagenverleih hatte eine Station in Cocoa Beach. Wir tauschten den auffälligen roten Mustang kurzerhand um und nahmen einen grauen Chevrolet-Kleinwagen.
    Auf dem Weg zum Flughafen begegneten uns glücklicherweise keine Rachegöttinnen.
    »Ich stelle mich in die Schlange zum Check-in und du gibst den Wagen ab«, schlug ich vor. »Ich will so schnell wie möglich aus der Schusslinie der Beretta .«
    Alles klappte reibungslos. Wir passierten die Sicherheitskontrolle und gingen in den Warteraum. Bald würden wir in der Luft sein – Richtung Deutschland.
     
    Nach der Landung griff sich Wayne am nächsten Pressestand ein Bierstädter Tageblatt.
    »Lies mal – auf der ersten Mantelseite.«
     
    VIDEO BEWEIST: MORD AN SEKTENCHEF WAR DIE RACHE EINER FRAU
Von Tageblatt-Reporter Carsten Biber
     
    »Seit wann heißt Bärchen denn Carsten?«, witzelte ich und überflog den Artikel.
    Kleist hatte eine Pressemitteilung herausgegeben, aber nicht gesagt, wie er an das Video gekommen war. Das war gut. So konnte ich die Geschichte nachdrehen.
     
    Mein Golf wartete im Düsseldorfer Flughafenparkhaus.
    »War doch ein schöner Trip, oder?«, meinte Wayne, als er seinen Koffer einlud. »Du bist sogar ein bisschen braun geworden, Grappa.«
    »Eher rot«, widersprach ich. »Ich habe einen Sonnenbrand – das ist die bittere Wahrheit.«
    »Ein paar Regentage und du bist wieder ganz die Alte«, grinste Wayne. »Ich hätte übrigens nie gedacht, dass du so gemein tricksen kannst. Wie du die Mädels reingelegt hast, das war nicht von schlechten Eltern.«
    »Lass uns bitte darüber schweigen, ja?«
    »Und was sagst du, wenn dich dein Hauptkommissar fragt, wie du an den Film gekommen bist?«
    »Das entscheide ich spontan, wenn er mich fragt.«
    »Ich schweige, Grappa«, versprach der Bluthund. »Wäre ja auch irgendwie doof, wenn wir uns über Bärchen Biber und seinen Betroffenheitskoffer aufregen, während du Leute unter Drogen setzt, um an Informationen zu kommen.«
    »Das kannst du nicht vergleichen«, sagte ich – eine Spur zu scharf. »Ich hatte mit den zwei Tussen noch eine Rechnung offen. Außerdem hätten wir auch den Sheriff rufen können. Beweissicherung in einem Mordfall.«
    Es war schon wieder Abend, als wir Bierstadt erreichten. Ich setzte Wayne am Parkplatz des Verlagshauses ab und fuhr nach Hause.

Extra vergine ohne Chili
    Dort wartete Kleist auf mich.
    »Schön, dass du wieder da bist«, meinte er und umarmte mich. »Du hast ja einen Sonnenbrand.«
    »Ja. Diese Florida-Sonne war ganz schön heftig.«
    »Komm erst mal an«, lächelte er. »Ich habe was eingekauft und Wein kalt gestellt.«
    »Perfekt«, freute ich mich.
    Wir gingen in die Küche. Die Tür zum Garten war geöffnet. Im Schein der Gartenbeleuchtung tanzten Mücken.
    Ich erzählte von den Erlebnissen und es kam, wie es kommen musste.
    »Und wie hast du Stickel und Klara dazu gebracht, dir die DVD zu geben?«
    »Vielleicht wollten sie doch noch späte Gerechtigkeit«, versuchte ich es.
    »Kann ich mir nicht vorstellen«, zweifelte Kleist. »Das Video hätten sie uns doch sofort aushändigen können, dann säße Bettina Weber schon längst in U-Haft. Irgendwas passt da nicht zusammen.«
    »Ich brauch noch ein Glas Wein. Dann sage ich dir, wie es wirklich war.«
    »Gut«, sagte er und schenkte ein. »Ich höre!«
     
    Der Abend mutierte dann doch nicht zu einer Gerichtsverhandlung gegen Grappa wegen unseriöser Informationsbeschaffung.
    »Ganz astrein war dein Vorgehen nicht«, tadelte Kleist zwar. »Aber lass uns den Mantel des Schweigens darüber breiten. Danke, dass du mir die Wahrheit gesagt hast.«
    Ich war erleichtert. »Bleibst du über Nacht?«, fragte ich.
    »Wenn du es möchtest«, sagte er.
    »Ich brauche jemanden, der meine verbrannten Hautflächen mit Olivenöl einreibt«, grinste ich.
    »Extra vergine?«
    »Na, klar. Aber nicht das Öl mit dem Chili.«
    »Och, wie schade!«
    Sein Handy klingelte.
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