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Grappa Und Die Seelenfaenger

Titel: Grappa Und Die Seelenfaenger
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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viel Geld und gekauftem Gutachten als unzuverlässige Mutter dargestellt.«
    »Ich will das Band sehen«, forderte ich. »Dann entscheide ich mich. Kommen Sie in unser Hotel mit einer Kopie des Films. Economy Inn in Clearwater. Hier ist meine Handynummer.«

Lederhaut und lecker Essen
    »Willst du dich wirklich mit denen zusammentun?«, fragte Wayne, als wir uns auf dem Rückweg befanden.
    »Ich will den Mord an Fuchs aufklären«, antwortete ich, »und die Geschichte exklusiv haben. Vor oder gleichzeitig mit der Polizei. Deshalb sind wir hier, oder?«
    »Und wenn die beiden lügen?«
    »Deshalb will ich den Film ja sehen. Außerdem wusste Stickel, dass es sich bei der Mordwaffe um eine Beretta handelt. Das hat in keiner Zeitung gestanden.«
    »Mir kommt das alles so sinnlos vor. Und fair warst du auch nicht, Grappa.«
    »Warum das?«
    »Du hast den Eindruck erweckt, dass sich im Sektengarten die Kinderknochen stapeln! Dabei steht doch noch nicht mal fest, wie das Kind gestorben ist.«
    »Oft heiligt der Zweck die Mittel. So wie eben. Und ich habe die erste Geschichte, die ich dem heimatlichen Tageblatt präsentieren kann. Hast du Fotos gemacht von den beiden Grazien?«
    »Natürlich. Mit Zoom. Als ich vom Klo zurückkam und am Strand.«
    »Prima. Wir schicken die Bilder gleich nach Bierstadt. Aber erst suchen wir uns ein schönes Restaurant, essen gemütlich und ich denke über meinen Artikel nach.«
    Wir setzten uns in ein Lokal direkt am Meer. Die Karte versprach Genüsse. Zehn unterschiedliche Salate, Steaks in allen Variationen, gegrillte Hähnchen- oder Putenbrust und Kartoffeln in jedem erdenklichen Zustand.
    Der Tisch stand nah am Wasser. In der Bucht lieferten sich Rennboote einen Wettstreit und ein großes Kreuzfahrtschiff zog am Horizont entlang. Ich bestellte einen Floridasalat mit Hähnchen und Wayne ein Steak.
    Die Gäste an den anderen Tischen hatten im Gegensatz zu uns eine schön braune Gesichtsfarbe. Lederhaut. Im Reiseführer hatte ich gelesen, dass der Altersdurchschnitt der Florida-Bewohner bei vierundfünfzig Jahren lag – der höchste Altersdurchschnitt eines Bundesstaates in den gesamten USA. Zwei Millionen Rentner verbrachten hier ihre letzten Jahre.
    »Wie willst du den beiden helfen, die Jungs zu befreien?«, fragte Pöppelbaum und zerkleinerte die Kräuterbutter auf seinem Steak mit der Gabel. Das Fleischstück war so groß, dass es nicht auf den Teller passte.
    »Ich habe noch keinen Plan«, antwortete ich und ließ Pfeffer aus einer Mühle über meinen Salat rieseln. »Du hast den Sektentempel doch gesehen. Ich kann schlecht da reinmarschieren und mit Kevin und Justin an der Hand wieder rauskommen.«
    Im Hotel zog ich mich auf die kleine Terrasse zurück, die direkt an mein Zimmer grenzte. Der Jetlag, die Klimaumstellung und das Treffen mit den beiden Frauen hatten mich erschöpft.
    Mir fehlte Koffein. Der Mann an der Rezeption verstand meine akute Notlage und zehn Minuten später stand eine große Kanne mit Kaffee auf dem Tisch.
    Ich klappte mein Netbook auf, startete dann das Word-Programm und legte los:
     
    SCHRECKLICHER VERDACHT: KINDESMISSBRAUCH IM SEKTENZENTRUM?  
    Spurensuche im sonnigen Florida  
    Exklusivbericht von Maria Grappa In Florida befindet sich die Weltzentrale der Kirche der Erleuchteten, die in den USA Illuminated Church heißt. In Florida befindet sich neuerdings auch Annabell S., die Frau des ermordeten Bierstädter Sektenchefs Robert F., der im Rang eines Operierenden Thetans über die Leben der Mitglieder entschied. Und das ist wörtlich gemeint, denn Robert F. hat sich weit weniger um die Seelen der Gläubigen gekümmert als um ihre Körper. Jedenfalls wenn diese Körper jungen, manchmal sehr jungen Frauen gehörten.
 Das alles wusste Annabell S., doch sie hat geschwiegen. Aus Angst vor Repressalien der Kirche und aus Angst vor ihrem Mann.
 Doch jetzt hat sie ihr Schweigen gebrochen. In Florida gab sie unserer Zeitung ein Interview.
 Sie behauptet: Jahrelang wurde im Bierstädter Sektenzentrum nicht nur gebetet, sondern auch missbraucht. Von Robert F., aber auch von anderen Erleuchteten. Die ungewollten Schwangerschaften, zu denen es kam, wurden ausgetragen, die Kinder in glaubenskonforme Pflegefamilien vermittelt.
 Warum spricht Annabell S. erst jetzt?
 Der Fund einer Baby-Leiche im Garten des Sektenzentrums hat sie entsetzt. Ob die Missbrauchsfälle Auslöser für den Mord an Robert F. waren, weiß Annabell S. allerdings nicht.
     
    Ich speicherte den
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