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Grappa Und Die Seelenfaenger

Titel: Grappa Und Die Seelenfaenger
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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blinzelte in die Sonne. »Stell deine Uhr sechs Stunden zurück, Grappa!«
    Ich tat es und es war wieder morgens.
    Die Einreiseformalitäten dauerten nicht so lange wie befürchtet. Wir zogen unsere Koffer hinter uns her und mieteten einen knallroten Ford Mustang Cabriolet mit Navi.
    »Klasse, Grappa«, meinte Wayne, »die richtige Karre für eine verdeckte Recherche. Du verstehst dein Geschäft.«
    »Gelernt ist gelernt«, lachte ich. »Lass uns erst mal zu unserem Luxushotel fahren. Mir tun alle Knochen weh.«
    Das Motel befand sich fünfundzwanzig Kilometer vom Flughafen entfernt. Wir öffneten das Dach und die Sonne konnte ihre volle Wirkung entfalten. Palmen säumten die Straße neben Unmengen von Werbetafeln, die Traumstrände, Traumrestaurants, Traumausflüge und Traumaktivitäten verhießen.
    Das Hotel war doch nicht so sparsam, wie sein Name es hatte vermuten lassen. Kleine, saubere Zimmer, ein Pool im Innenhof und es gab sogar einen netten Frühstücksraum.
    »Guck mal, das Meer!«, zeigte ich auf das Wasser.
    »Was machen wir jetzt?«, fragte Wayne.
    »Kleine Pause und dann ziehen wir los. Die Stadt besichtigen.«
    »Yes, Boss.«
    »Du kannst ja amerikanisch«, freute ich mich.
    Zunächst sorgte ich jedoch dafür, dass mein Handy wieder auf Empfang war. Eine SMS von Kleist war eingegangen: DNA totes Kind: Verwandtschaft mit Weber! Gruß FK
    Die Webers! Was sollte daraus werden?
    Ich duschte, schwamm ein paar Runden im Pool und schaute mir im Liegestuhl liegend den Stadtplan von St. Petersburg an. Das Beachcomber Beach Resort lag direkt am Strand. Pöppelbaum würde doch noch den Blick auf das blaue Meer genießen können. Falls die Damen sich inzwischen nicht örtlich verändert hatten.
     
    Die Stadt war laut, grell und überfüllt. Die Touristenvillen glichen sich, sie schienen alle aus derselben Fabrik zu stammen. Eine Brise machte die Hitze erträglich.
    Die Cleveland Street, in der unser Motel stand, war lang und führte zum Meer. Laut Stadtplan befand sich Fort Harrison rechter Hand der Straße. Wayne steuerte den Mustang und ich lehnte mich entspannt zurück.
    »Da!«, sagte er.
    Ja, der riesige Klotz war nicht zu übersehen. Wayne stieg auf die Bremse, denn vor uns war Stau. Eine Menschengruppe, die gegen die Illuminated Church IC , wie sie hier genannt wurde, demonstrierte, versperrte die Straße. Cops standen am Rand und beobachteten das Geschehen.
    »Ich übernehme das Steuer«, entschied ich, »und du machst Fotos. Die Demo kommt ja wie gerufen.«
    »Und sieh mal die Vögel da oben auf dem Dach!« Wayne deutete in die Höhe – zum Dach des Sektenpalastes. Dort standen zahlreiche Kameraleute, die wohl im Auftrag der Kirche die Demonstranten filmten.
    Wayne zückte seinen Fotoapparat und mischte sich unters Volk. Ich stellte den Motor ab, im Moment ging nichts mehr. Während die Gegner der Erleuchteten die Straße querten, notierte ich die Sprüche, die auf die Plakate gepinselt waren.
     
    The world is watching, True religion is free – IC is not, IC hurts people und Smile! Your are now entering the IC surveillance zone.
     
    Ganz so harmonisch, wie es die Sekte auf ihrer Homepage glauben machen wollte, gestaltete sich das Leben in den USA wohl doch nicht.
    Mein Blick fiel auf einen Mann, der sich mit seinem Plakat an einem Cop vorbeidrücken wollte und dem Gesetzeshüter fast das Pappschild an den Kopf knallte. Das war doch …?
    Ich traute meinen Augen kaum und lief dem Mann nach.
    »Herr Weber!«, rief ich aus. »Das ist aber ein Ding!«
    »Frau Grappa, Sie auch hier. Ich habe eine Mission. Machen Sie mit!« Er deutete auf den Sektenpalast. »Die müssen vernichtet werden, bevor sie noch mehr Seelen fangen und zerstören.« Seine Augen hatten einen fanatischen Glanz.
    »Ich verstehe«, sagte ich behutsam. »Was ist mit Bettina? Hatten Sie schon Kontakt zu ihr?«
    »Nein«, sagte er bitter. »Sie will nicht mit mir reden.«
    Ein Hupkonzert begann.
    »Alles Gute, Herr Weber«, sagte ich und klopfte dem armen Mann auf die Schulter. »Und wenn was ist – rufen Sie mich an.«
    »Grappa, du solltest dich mal um den Mustang kümmern«, hörte ich Pöppelbaum. »Sonst galoppiert der gleich in eine Polizei-Garage.«
    Ordnungshüter standen um das rote Auto und betrachteten es.
    Ich stürzte zu ihnen hin und quatschte sie mit meinen eingerosteten Englischkenntnissen ins Lachkoma. Unbehelligt ließen sie uns ziehen.

Mädels am Strand – supercool
    An der Rezeption des Strandhotels fragte ich nach
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