Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Grappa Und Die Seelenfaenger

Titel: Grappa Und Die Seelenfaenger
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
Vom Netzwerk:
Rezensionen der Wagner-Opern kommen flächendeckend über die Agenturen, Frau Dr. Wurbel-Simonis«, konterte Schnack. » Copy und paste – Frau Kollegin, und schon haben wir eine qualifizierte Opernkritik. Wenn Sie sich dazu nicht in der Lage sehen, belegen Sie einen Kurs beim ehemaligen Verteidigungsminister.«

Story ohne Fakten – kein Problem!
    Der Service war perfekt. Schnacks Sekretärin buchte die Flüge und das Hotel nahe der Cleveland Street, in der sich der Palast der Sekte befand. Ich bekam sogar einen Spesenvorschuss.
    Meine Strategie würde ich heute Abend entwerfen – hoffentlich mithilfe meines Hauptkommissars.
    Ich schaute mir die Stadt in Florida über Google Earth an und war begeistert von den vielen Stränden, dem blauen Meer und den 361 Sonnentagen, die es dort durchschnittlich geben sollte.
    Wayne stürzte in mein Zimmer. »Das hast du genial gemacht, Grappa-Baby. Endlich komme ich mal aus dem Kaff hier raus.«
    »Noch genialer wäre es, wenn wir mit einem Mörder oder einer Mörderin im Gepäck zurückkämen«, seufzte ich.
    »Eine Exklusivstory reicht auch«, widersprach er. »Und die kriegen wir allemal.«
    »Und wenn wir nichts Neues erfahren?«
    »Muss ich dir etwa erklären, wie man auch ohne neue Fakten eine spannende Geschichte schreibt?«
     
    Am Nachmittag wurden die Obduktionsergebnisse bekannt gegeben. Das Kind war nach Schätzungen des Gerichtsmediziners vor rund zwei Jahren im Garten vergraben worden. Die Ergebnisse des DNA-Tests lagen noch nicht vor und auch die Todesursache hatte noch nicht geklärt werden können.
    Das war mager. Ich rief Kleist an.
    »Mit welcher DNA willst du das Erbmaterial des Kindes vergleichen?«
    »Rundumschlag. Einfach alles, was uns zur Verfügung steht. Annabell Stickel, Monika Weber und sogar Klara Billerbeck.«
    »Die sind aber doch nicht mehr da. Wo nimmst du das Vergleichsmaterial her?«
    »Aus Stickels Wohnung und aus der von Arnold Weber. Klara ist das kleinste Problem, die hat eine Haarbürste bei mir vergessen.«
    »Ich fliege übermorgen nach Florida. Ich will Klara und Stickel finden!«
    »Wie denn das?«
    »Keine Ahnung. Ich fange bei der Sekte an.«
    »Möchtest du einen Tipp?«
    Das war aufregend. »Gern.«
    »Wir waren ja auch nicht untätig und haben Sven Billerbeck und Bettina Weber in den USA vernehmen lassen. Für den Mord an Fuchs hat die Weber uns ein Alibi präsentiert. Inzwischen wissen wir auch, dass Fuchs bei der Sorgerechtsverhandlung seine Finger im Spiel hatte. Der psychologische Gutachter, der Klara so negativ beurteilt hat, gehörte ebenfalls zur Sekte. Leider ist er gestorben. Krebs.«
    »Ja, und?«
    »In Bezug auf die Mordermittlung hat die Vernehmung nichts ergeben. Doch ich weiß was, was du nicht weißt.« Kleist war manchmal ziemlich arrogant.
    »Und das ist schwarz?«
    »Das ist der Name eines Hotels. Stickel und Klara halten sich tatsächlich in Florida auf und wohnen im Beachcomber Beach Resort. «

Spätkapitalistisches Lotterleben
    »In den USA ist die Kirche der Erleuchteten als Religionsgemeinschaft voll anerkannt«, erklärte Kleist am Abend. »Natürlich hat die Konkurrenz ihre Vorbehalte gegen die Sekte, aber mit dem Staat haben die Erleuchteten keine Probleme.«
    »Kann ich mir gut vorstellen«, nickte ich. »Diese Kirche ist ja auch voll kapitalistisch unterwegs. Geld machen steht an erster Stelle. Das gefällt den Amis. Wie sind Stickel und Billerbeck eigentlich in die USA gelangt? Brauchten die kein Visum?«
    »Nein. Du brauchst ja auch keins, wenn du fliegst.«
    »Ich bleibe aber nur eine Woche.«
    »Das spielt keine Rolle. Durch das sogenannte Visa Waiver Program können Bürger aus bestimmten Ländern relativ unkompliziert in die USA einreisen«, erklärte Kleist. »Man füllt einen grünen Zettel aus und darf neunzig Tage bleiben.«
    Wir setzten uns in den Garten.
    »Wie das Wetter wohl in Florida ist?«, sinnierte ich. »Eigentlich müsste man dort Urlaub machen. Traumstrände ohne Ende, Luxushotels, Sonne und alle nur denkbaren Möglichkeiten, sich zu zerstreuen. Und wenn du die Nase voll hast vom spätkapitalistischen Lotterleben, charterst du ein Boot, fährst nach Kuba und schaust bei Fidel vorbei.«
    Kleist lachte. »Ich war mal dort im Rahmen meiner Polizeiausbildung. Es ist halb so schön. Laut und grell und immer nur Sonne! Immer gutes Wetter! Nach drei Monaten sehnte ich mich nach wolkenverhangenen Regentagen.«
    Am Himmel grummelte es prompt. »Petrus hat dich erhört. Gleich geht es
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher