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Grappa und die keusche Braut

Grappa und die keusche Braut

Titel: Grappa und die keusche Braut
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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Situation zu tun.«

    In diesem Augenblick trat Friedemann Kleist hinzu. Der Pressestellenleiter stutzte, doch Kleist deutete mit einem Kopfnicken an, dass er weitermachen sollte.

    »In der Schule gibt es eine Geiselnahme. Es handelt sich um einen Deutschkurs der Klasse 11. Vermutlich hält seit Beginn der ersten Stunde einer der Schüler die Lehrerin und seine fünfzehn Klassenkameraden mit Waffengewalt fest.«

    »Haben Sie Kontakt zu dem Geiselnehmer?«, fragte ein TV-Kollege.

    »Die Lage ist unübersichtlich«, wich der Pressemann aus. »Aber wir sind zuversichtlich, bald einen Kontakt herstellen zu können.«

    »Haben die Schüler denn keine Handys?«, wollte ich wissen.

    »Natürlich. Aber die müssen sie vor Unterrichtsbeginn abgeben«, sagte ein junger Mann mit braun gebranntem Gesicht, der sichtlich erschüttert war.

    »Das ist Friedrich Schubert, der Vertrauenslehrer des Internates«, erläuterte der Pressepolizist.

    »Wer hat die Polizei gerufen?«

    »Der Direktor hat uns alarmiert, nachdem ihm die Lehrerin das Codewort für die Geiselnahme durchgegeben hatte.«

    »Die Lehrerin hat telefoniert?«, fragte ich ungläubig.

    »Wie sie die Warnung durchgegeben hat, weiß ich nicht.«

    »Gibt es irgendwelche Forderungen?«, fragte ein Kollege.

    »Ich sagte schon: Wir haben noch keinen Kontakt.«

    »Wie wollen Sie vorgehen? Wie sieht Ihre Taktik aus?« Der Radioreporter hielt dem Sprecher das Mikrofon unter die Nase.

    »Es handelt sich hier um eine erste Information. Über die Taktik werden wir jetzt beraten.« Er schaute zu Friedemann Kleist. Der nickte kaum merklich.

    »Wir bitten Sie um Zurückhaltung. Versuchen Sie nicht, an das Gebäude heranzukommen. Die Schüler und Lehrer, die nicht von der Geiselnahme betroffen sind, haben das Schulgelände verlassen. Danke für Ihr Verständnis.«

    Die Beamten zogen sich in den VW Bulli zurück. Ich fing einen Blick des Hauptkommissars auf. Er lächelte. Ja, wir waren beide Rennpferde, die losgaloppieren müssen, wenn sie die Bahn vor sich sehen.

     
    »Okay, wir versuchen es«, raunte ich Pöppelbaum zu. »Mehr als zurückschicken können sie uns ja nicht.«

    »Das Schloss hat auf der Rückseite den Park und daran grenzt der Wald«, erklärte Pöppelbaum. »Zumindest war das damals so. Der Park ist eingezäunt, doch gibt es einige Stellen, an denen man durchschlüpfen kann.«

    Durchschlüpfen? Ich sah an mir herab. Müsste gehen, dachte ich. Gut, dass ich mich nicht aufgebrezelt hatte. Flache Schuhe, ein mutiges Herz und ein kleiner Rest von Beweglichkeit würden zum Erfolg führen.

    »Was ist denn los, Grappa? Du kommst schon noch durch eine Lücke im Zaun. Oder hast du Rücken?«

    »Rücken hab ich fast immer«, gab ich zu. »Aber es wird gehen. Warum schwinden im Alter die Kräfte und die Lust, sich zu bewegen?«

    »Erzähl nichts! Du warst schon immer ein faules Stück«, grinste Pöppelbaum.

    Über unseren Köpfen kreiste wieder ein Polizeihubschrauber.

    »Der passt auf«, stellte der Bluthund mit Blick nach oben fest. »Wir müssen ihm ein Schnippchen schlagen.«

    »Und wie?«

    »Ein Stück weiter die Straße hoch gibt es einen Feldweg, der in den Wald führt und von oben nicht einsehbar ist. Am Ende lassen wir den Wagen stehen und schleichen uns dann ran. Hast du irgendwas für deinen Kopf? Deine roten Haare sieht man ja vom Weltraum aus.«

    »Nun übertreib mal nicht.«

    Wir nahmen mein Auto, aber der Knipser fuhr, weil er die Gegend kannte.
    Er musste warten, bevor er den Parkplatz verlassen konnte. Ein roter Reisebus fuhr vorbei, gefolgt von einem Sattelschlepper mit einem roten Absetzcontainer.
    »Die Feuerwehr bereitet sich auf einen Großeinsatz vor, wie man sieht«, bemerkte Pöppelbaum trocken.
    »Hoffentlich werden die Sachen nicht gebraucht«, kommentierte ich.
    Der Heli kreiste weiter über uns. Nun kamen uns drei dunkle Kleinbusse mit getönten Scheiben entgegen. Sie hatten Blaulicht gesetzt, fuhren aber ohne Martinshorn.

    »Das ist das SEK, wird auch Zeit – schade, dass wir deren Ankunft nicht ablichten können. Macht sich immer gut, so schön martialisch.« Pöppelbaum war mal wieder ganz das professionelle Auge.

    Er reduzierte die Geschwindigkeit und bog scharf rechts ab – in einen Weg, der nur für landwirtschaftliche Fahrzeuge zugelassen war. Beherzt lenkte er den Wagen über die Schlaglöcher.
    »Bisschen sanfter bitte! Du ruinierst mein Baby«, maulte ich.

    »Irgendwie hat sich hier alles verändert«, meinte
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