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Grappa 14 - Grappa und der Tod aus Venedig

Grappa 14 - Grappa und der Tod aus Venedig

Titel: Grappa 14 - Grappa und der Tod aus Venedig
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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Miene.
    Endlich traf Kati ein. Sie wirkte abgehetzt, die blonden Haare standen ihr kreuz und quer vom Kopf ab.
    »O Gott, was war das schrecklich«, brach es aus ihr heraus, als sie heftig atmend am Tisch stand.
    »Was denn?«
    »Rabatt bestand darauf, dass ich mir die Obduktion von dem Hunze angucke!«
    Sie griff nach meinem Milchkaffee und nahm einen Schluck.
    »Hast du so was noch nie gesehen?«, wunderte ich mich.
    »An der Uni gab es solche Veranstaltungen«, bestätigte sie. »Aber ich hab immer die Augen zugemacht. Fiel gar nicht auf. Heute aber schon, denn der Pathologe hat mir alles erklärt. Und Rabatt stand mit seiner Pfeife daneben und hat gegrinst, der Arsch. Der hat genau gesehen, dass ich fast umgekippt wäre. Das war die Hölle!«
    »Das gehört halt zu deinem Job!«
    »Hast du schon mal gesehen, wie einer aufgeschnitten wird? Was da alles in einem Körper drin ist? Und wie das riecht, wenn da die Dämpfe rauskommen!« Sie schüttelte sich vor Ekel.
    Anneliese Schmitz hatte Kati mit leuchtenden Augen zugehört und genoss die pathologischen Momente. Die Bäckersfrau hatte ihren Beruf verfehlt. Die Welt der sanften Brötchen und zarten Plätzchen verbarg wohl die ein oder andere mörderische Fantasie.
    »So, dann kriegt das Frolleinchen erst mal einen Schnaps!«, sagte sie entschlossen, ging zur Kühltheke und kam mit einem Obstler zurück.
    Kati kippte ihn in einem Zug hinunter und der scharfe Geschmack schien sie tatsachlich zu entspannen.
    »Besser?«, fragte ich. »Und jetzt erzähl! Was gibt es Neues?«
    »Ich weiß was über die Zwillinge.«
    »Zwillinge?«
    »Die beiden Frauen. Sie hatten in der Szene den Namen Puppa und Rosi – die scharfen Zwillinge. Hier!«
    Sie reichte mir ein Blatt. Es war die Kopie einer Anzeige aus einer Erotik-Zeitschrift: Sexy-Doppelpack: Geile Zwillinge suchen Mann mit Standvermögen. Die Ausgabe war schon zwei Jahre alt. Die Mädchen waren blond, hatten ausladende Formen, die in knappsten Minis steckten, die Beine waren ganz schön kräftig und die schwarzen Lackstiefel hatten Plateausohlen. Die Brüste waren unübersehbar präsent.
    »Dralle Mädels«, räumte ich ein, »und noch nicht mal unsympathisch. Wie kommen die nun ins DGB-Büro?«
    »Wir haben einige Kolleginnen der beiden vernommen. Puppa und Rosi hatten viele Kunden. Die überprüfen wir gerade – soweit wir die Namen haben. Außerdem gibt es eine direkte Nachbarin. Aber die ist noch ziemlich zugeknöpft. Vielleicht weil sie Ausländerin ist. Kannst du nicht was rauskriegen? Du hast andere Möglichkeiten. Fragst ganz anders als wir.«
    Gar nicht schlecht, dachte ich, Interviews mit den Nachbarn von Mordopfern trugen zwar meist nichts zur Aufklärung eines Falles bei, machten ihn aber bunter und die Fakten bekamen Fleisch an die Knochen.
    »Hast du die Adresse?«
    Kati sagte sie mir und ich versprach, heute Nachmittag vorbeizufahren.
    »Wann kommst du nach Hause?«
    »Ziemlich zeitig. Mir reicht es für heute«, seufzte Kati. »Ich habe vor der Obduktion noch die Vernehmungen gemacht und der Arsch von Rabatt saß dabei und zog an seiner stinkenden Pfeife. Und als die Zeugen raus waren, hat er meine Fragetechnik in Grund und Boden gedonnert. Der Typ ist so was von ätzend! Ich hätte ihn am liebsten an die Wand geknallt. Neulich hat er sich darüber mokiert, dass immer mehr Frauen ins Richteramt kämen, dabei wisse man doch, dass das weibliche Geschlecht zwei Mal im Monat unzurechnungsfähig sei – während der Menstruation und bei Vollmond. Ich sag dir, Grappa, wenn du mir einen Gefallen tun willst, dann würg dem Kerl mal so richtig einen rein.«
    Wir verabschiedeten uns. Anneliese Schmitz empfahl mir noch den Kauf eines Roggenbrotes von gestern zum halben Preis. Da konnte ich nicht Nein sagen.
    In der Redaktion sah ich Miller am PC sitzen. Er war wieder guter Dinge und schien den Polizeigewahrsam inzwischen verarbeitet zu haben.
    »Sind wir wieder Freunde, Miller?«, testete ich.
    »Moment!« Ich erkannte, dass er sein Internetauktionshaus auf dem Schirm hatte. Er war mal wieder auf Schnäppchenjagd und bewegte sich wohl in der Zielgeraden.
    »Ja!«, schrie er auf. »Ich hab's!«
    »Und was?«, fragte ich neugierig und schaute auf den Monitor.
    Glückwunsch, Sie haben den Artikel erworben – stand da.
    »Herrensocken. Fünf Paar für dreiunddreißig Euro. Klimaregulierende Merinowolle, Hochferse und Belastungszonen extra verstärkt, druckfreie, handgekettelte Spitze.«
    »Toll!« Ich gab mich
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