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Grappa 14 - Grappa und der Tod aus Venedig

Grappa 14 - Grappa und der Tod aus Venedig

Titel: Grappa 14 - Grappa und der Tod aus Venedig
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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Kommen und Gehen«, erzählte sie. »Gesichter, die sich niemand gemerkt hat. Aber vielleicht bringen die Vernehmungen ja noch was.«
    Wenig später war mein Gast satt und getränkt. Sie gähnte mit offenem Mund und ging in ihr Zimmer.
    Leicht angesäuert räumte ich den Tisch ab und entsorgte die Essensreste in den Mülleimer.
    Grappa, du wirst langsam ein kleinkarierter Putzteufel, dachte ich, junge Menschen sind es nun mal gewöhnt, dass ihre älteren weiblichen Verwandten, meistens Mütter genannt, hinter ihnen herräumen.
    Der Schlaf in dieser Nacht war erholsam. Nach einem ausführlichen Frühstück ohne Kati – sie war schon weg – fuhr ich in die Redaktion und traf auf einen zufriedenen Chef, der mich gleich zu einem Becher Kaffee in die Kantine schleppte.
    »Das war Klasse, Grappa«, lobte er mich. »Der Rabatt hat schon Theater gemacht. Woher wir das alles wissen ..., wer unser Maulwurf ist. Und mir und dir Beugehaft angedroht, falls wir unsere Informationsquelle nicht preisgeben. Ich habe den Verlagsanwalt bereits angerufen.«
    »Ich schlottere vor Angst«, grinste ich.
    »Du musst jetzt an die Mädchen ran«, schlug Jansen vor. »Ich will wissen, was zwei Edelhuren im Büro des Gewerkschaftsbosses gemacht haben. Falls sich der Verdacht bestätigt, dass sie welche waren.«
    »Ich werde mal bei der Mitternachtsmission anrufen. Die wissen vielleicht was.« Die Mitternachtsmission war ein kirchlicher Verein, der sich um Prostituierte kümmerte – ob hoch bezahlte Callgirls jedoch zu ihren Klientel zählten, wagte ich zu bezweifeln. Sie betreuten hauptsächlich drogenabhängige Strichmädchen oder verschleppte Frauen, die zur Prostitution gezwungen wurden. Aber immerhin kannten sie sich in der Szene aus.
    »Ich hätte dem Typen alles zugetraut – nur nicht, dass er was mit Nutten zu tun hat«, überlegte mein Chef. »Aber vielleicht waren die beiden ja auch nur seine Musen.«
    »Musen?«
    »Er malte doch.«
    »Wer? Hunze?«, fragte ich. »Was pinselte er denn? Die Plakate zum 1. Mai?«
    »Er nannte es Kunst. Öl und Essig. Er hat mich noch vor einem halben Jahr angerufen und gefragt, ob ich ihm einen Ansprechpartner nennen könne.«
    »Wofür?«
    »Er suchte Sponsoren für seine Ausstellung. Er schlug vor, dass das Tageblatt seine Schau bezahlt.«
    »Ganz schön dreist!«
    »Natürlich hab ich ihn abblitzen lassen«, erzählte Peter Jansen weiter. »Daraufhin wurde er ziemlich stinkig. Aber er hat noch jemanden gefunden.«
    »Echt?«
    »Der Autokonzern. Er kennt den Vorstand ...«
    »Was? Hunze ist doch Gewerkschafter! Da lässt er sich vom Klassenfeind sponsern?«
    »Nicht nur du siehst das so. Der Betriebsrat des Konzerns hat sich ziemlich deutlich dazu geäußert. Filz, Bestechung ... und so weiter. Und das waren noch die harmlosesten Bezeichnungen!«
    »Dann kommt der Mörder vielleicht aus irgendeiner ideologischen Ecke. Ein durchgeknallter Betriebsrat oder Vertrauensmann, der Rache für Hunzes Verrat an der Arbeiterklasse genommen hat! Oder so ein Fossil aus der Marx-Lenin-Therapiegruppe, den Hunzes bourgeoise Dekadenz zur Knarre hat greifen lassen.«
    »Ich glaube, du beurteilst die Linken in unserer Gesellschaft etwas zu romantisch, Grappa«, lachte Jansen.

Stahl und Licht
    Die Informationen aus dem Internet gaben einiges her über den ›Künstler‹ und den Gewerkschaftsboss Hunze. Ich staunte, denn er war als Maler ziemlich erfolgreich gewesen und seine zahlreichen Ausstellungen wurden in den letzten Jahren heftigst von großen Firmen bezuschusst. Sie hatten nicht nur Geld gegeben, sondern auch Ausstellungsräume und Transportmöglichkeiten zur Verfügung gestellt. Eine große Schau des Meisters hatte sogar in Uruguay stattgefunden, das Autounternehmen charterte damals ein Flugzeug und brachte die bemalten Leinwände in die Pampa.
    In der Presse waren seine Werke als Sensationen gefeiert worden – Hunze hatte Verbündete auch unter den Journalisten gefunden. Einige der Gemälde waren im Internet abgebildet und man konnte sie sogar als Grußpostkarten versenden – gegen einen kleinen Obolus, mit dem die Kosten für die Internetseiten des Meisters gesenkt wurden.
    Lustlos surfte ich durch seine Stahlbilder im permanenten Wechselspiel von Licht und Perspektive, aber der Genius des Malers erreichte mich nicht wirklich.
    Das Telefon klingelte. Es war Kati. Sie schlug vor, dass wir uns in der Mittagspause trafen. Das klang gut, sie schien wohl Neuigkeiten zu haben. Wir verabredeten uns in
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