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Grappa 14 - Grappa und der Tod aus Venedig

Grappa 14 - Grappa und der Tod aus Venedig

Titel: Grappa 14 - Grappa und der Tod aus Venedig
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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Frauen, ein Mann. Und der Mann ...«
    »Ja?«, sprach ich in die Pause.
    »Den Kleidern nach zu urteilen, handelt es sich um den DGB-Boss selbst. Hunze heißt der.«
    »Hunze ...«
    »Der Mörder hat ihm so einen gelben Helm auf den Kopf gesetzt ... beziehungsweise auf das, was davon noch übrig ist. Sieht nicht wirklich gut aus.«
    »Gibt es Zeugen?«
    »Wir sind erst bei der Spurensicherung«, flüsterte Kati. »Die Vernehmungen machen wir danach.«
    »Also ist der Mörder flüchtig?«
    »Klar ist er das. So, ich muss wieder rein. Sonst merkt Rabatt noch, dass ich mit dir telefoniere.«
    Rabatt war der Oberstaatsanwalt, dem sie zugeteilt war.
    »Was ist mit Miller?«, erinnerte ich mich. »Schickt ihr ihn wieder raus?«
    »Der wird wohl erst mal wegen Behinderung polizeilicher Ermittlungen aufs Präsidium gebracht. Achtung – die Toten werden jetzt weggeschafft.« Sie beendete das Gespräch.
    Tatsächlich: Ein Polizist im weißen Schutzanzug öffnete die Tür für die Mitarbeiter des Beerdigungsinstitutes, die mit ernsten Mienen aus den schwarzen Wagen gestiegen waren.
    Und schon trugen sie den ersten Alusarg wieder heraus. Blitzlichtgewitter und Kamerasurren, Reporter brachten ihre Mikrofone in Position. Sarg zwei und drei folgten. Ich drängelte mich zwischen zwei Kamerateams, duckte mich unter den Objektiven her und betätigte den Auslöser der Mini-Kamera. Irgendwas würde schon drauf sein.
    »Weg da! Du versaust mir die Bilder«, maulte ein Kameramann.
    Ich zeigte ihm den gestreckten Mittelfinger meiner rechten Hand. Wir konnten den Fight nicht weiterführen, denn Oberstaatsanwalt Rabatt rauschte durch die Tür, hinter ihm Kati, die eine hochoffizielle Miene aufgesetzt hatte und ganz wichtig aussah. Sie würdigte mich nur eines kurzen Blickes.
    Klar, dass wir so taten, als würden wir uns nicht kennen. Die Kollegen brauchten nicht zu wissen, wer meine Quelle war, und die Staatsanwaltschaft auch nicht. Irgendwann würde man sowieso dahinter kommen – aber diesen Zeitpunkt wollten Kati und ich möglichst lang hinauszögern.
    Die TV-Journalisten und Radioreporter standen in der ersten Reihe. Ich stellte mich so, dass ich die Statements mithören konnte. Doch Rabatt tat das, was er immer tat: Er vertröstete die Journalisten auf die Pressekonferenz am Nachmittag.
    Ein Polizeiauto fuhr vor und lud Rabatt und Kati ein. Wenig später wurde Miller aus dem Haus geführt. Er sah Hilfe suchend zu mir hin und machte eine rudernde Armbewegung.
    »Miller! Bist du etwa der Mörder?«, frotzelte ein Kollege. Auch die anderen machten ihre Scherze.
    »Deshalb muss die arme Grappa hier so hektisch rumknipsen«, vernahm ich.
    »Das ist Behinderung der Pressefreiheit«, brüllte Miller den Polizisten an, der ihn begleitete. Dessen Gesicht verzog sich nicht.
    »Grappa, kannst du mein Auto zum Verlag fahren?« Millers Stimme war jetzt nicht mehr ärgerlich, sondern verzweifelt. Er sorgte sich um sein ›Baby‹.
    Gekonnt warf er mir den Schlüssel zu, bevor er auf den Rücksitz eines Polizeikombis gedrückt wurde.

Schlapphut und Papiertiger
    Der Alfa Spider fuhr sich nur halb so schnittig, wie ich geglaubt hatte. Irgendwas stimmte mit der Kupplung nicht und auch die Bremsen schienen nicht ganz okay zu sein – wahrscheinlich bremste Miller nur in absoluten Notfällen. Jedenfalls war ich froh, als ich mich aus der Karre schwingen konnte und wieder festen Boden unter den Füßen hatte.
    Jansen nahm die Information über das plötzliche Ableben von Hunze gelassen hin und meinte nur: »Endlich bleibt uns sein Gelaber zum 1. Mai erspart.«
    »Die haben noch mehr von diesen Burschen und werden uns bestimmt einen neuen schicken«, stoppte ich seine Euphorie. »Diese Typen kommen mir immer vor wie geklont. Ob die beim DGB Sabbelbakterien ins Trinkwasser einspeisen?«
    »Liegt wohl eher an den Textbausteinen, die die Zentrale ihnen für ihre Reden an die Hand gibt«, mutmaßte Jansen. »Das haben sie sich wahrscheinlich beim Arbeitgeberverband abgeguckt.«
    Genug geplaudert, ich musste noch vor der Pressekonferenz der Staatsanwaltschaft ein paar Basisinformationen über Hunze zusammensuchen.
    Ich fand überraschend viele. Aber mir fehlte die Zeit, sie sofort gründlich zu lesen, denn ich musste los. Mal sehen, was der Oberstaatsanwalt freiwillig an Neuigkeiten herausrückte. Den fehlenden Rest würde mir Kati dann beim Abendessen erzählen.
    Auf dem Weg zum Parkplatz kam mir Miller entgegen. Er machte einen gebeutelten Eindruck und ein
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