Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Grappa 14 - Grappa und der Tod aus Venedig

Grappa 14 - Grappa und der Tod aus Venedig

Titel: Grappa 14 - Grappa und der Tod aus Venedig
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
Vom Netzwerk:
abgeschabt und mit Blutflecken drauf.
    »Wohl ganz oben«, antwortete ich. »Drei Leichen im Büro.«
    »Hört sich wie ein Filmtitel an«, meinte Miller cool und checkte mit seinem Künstlerblick das Gebäude.
    In der DGB-Etage war nicht viel zu sehen, die Fenster waren verhängt. Ab und zu zog eine männliche Gestalt die Vorhänge beiseite, schaute nach unten, um kurz darauf wieder alles blickdicht zu verschließen.
    »Wie kommst du da rein?«, fragte ich Miller. »Schon eine Idee, Maestro?«
    »Wir warten einfach, bis die Bullen runterkommen«, meinte er. »Oder die Leichen abtransportiert werden.«
    »Na toll. Die Bilder haben aber dann alle«, gab ich zu bedenken. »Fällt dir wirklich nicht mehr ein zu dem Thema?«
    Meine Devise lautete: Provokation erzeugt Motivation und dann Aktion. So was Ähnliches hatte ich mal in einem Buch über Menschenführung gelesen.
    »Mann, du Schlaffi«, legte ich – psychologisch geschickt – nach. »Wenn du nicht bald die Hufe schwingst, mach ich die Fotos selbst! Du wirst nicht fürs Rumlungern bezahlt.«
    »Ich kann ja mal ums Haus rumgehen«, schlug Miller halbherzig vor. »Vielleicht gibt's hinten noch einen Eingang, an dem kein Polizist steht.«
    »Na also, Superidee«, rief ich begeistert aus. »Und warum bist du noch nicht weg, du Künstler?«
    »Mein Wagen steht im Halteverbot«, fiel ihm ein. »Ich müsste ihn noch eben ...«
    »Nix da!«, stoppte ich. »Willst du warten, bis es hier von Kollegen wimmelt? Also, los!«
    Knurrend trollte er sich und verschwand hinter dem Gebäude. Ein Gefühl sagte mir, dass er von dem erstbesten Grünrock aus dem Verkehr gezogen werden würde.
    Vor dem Gewerkschaftshaus hatte sich inzwischen eine Menschentraube gebildet und jetzt trudelten auch die Fernsehjournalisten und Kamerateams ein.
    »Was weißt du?«, fragte Bahnchef Schlehdorn, ein Kollege vom Regionalfernsehen. Sein richtiger Name war mir entfallen, aber er hatte alle Eisenbahnfahrpläne der Welt im Kopf und notierte die Verspätungen der Regionalzüge jeden Abend in sein Notizbuch. Böse Zungen, zu denen ich ja nicht gehörte, sagten ihm nach, dass er beim Sex mit seiner Freundin die Geräusche einer Dampflok täuschend ähnlich nachzuahmen pflegte, und wenn er dann mit einem aufgeregten »Töff-Töff« bei ihr »auf Gleis 8« einfuhr, kam er eher zu früh als zu spät und bügelte so die Verspätungen der Bahn AG virtuos aus.
    Er war eine Seele von Mensch und ich mochte ihn total gern.
    »Drei Tote«, antwortete ich knapp. »Oben beim DGB.«
    »Sind die Leichen schon weg?«
    »Nö. Die sichern wohl noch die Spuren. Sonst alles klar bei dir? Kamen die Bimmelbahnen heute pünktlich?«
    Der Bahnchef schüttelte ernst den Kopf. »Die Regionalbahn zwischen Unna und Bierstadt hatte Stromausfall, Berchtesgaden musste umgeleitet werden und vor Richard Wagner hat sich ein Selbstmörder geworfen.«
    »In diesem Land tobt das Chaos!«, rief ich aus. »Wohin das wohl noch führt?«
    Er ließ mich mit meiner Frage allein, murmelte ein knappes Tschüss, drehte von der Schulter eine Halbtotale vom Haus, schwenkte dann auf die Straße, denn da kamen sie sachte angerollt, die schwarzen Leichenwagen mit den verhangenen Fenstern. Sie würden die Toten in die Pathologie bringen.
    Na toll, dachte ich, das Foto kann ich mir schon mal klemmen, Miller trieb sich im Haus herum, wenn er überhaupt noch auf freiem Fuß war. Ich sah mich um, es waren zum Glück genug freie Fotografen da, von denen man Fotos ankaufen konnte. Außerdem hatte ich meinen eigenen kleinen Fotografen in der Handtasche: eine digitale Kamera für Notfälle.
    Jetzt klingelte auch noch mein Handy – wieder Kati.
    Braves Mädchen, dachte ich und sagte: »Hier Grappa ...«
    »Gehört dieser Trottel zu dir?«, fragte sie.
    »Miller?« Ich hatte es befürchtet.
    »Er hat versucht, über die Toilette der Büchergilde ins Haus einzusteigen.«
    »So viel Einsatz hätte ich ihm gar nicht zugetraut«, wunderte ich mich.
    »Die Kollegen haben ihn vorläufig festgenommen«, berichtete sie weiter.
    »Vergiss Miller. Erzähl mir lieber, was bei euch los ist«, forderte ich sie auf. »Wer sind die Toten?«
    »Keine Ahnung.«
    »Was heißt denn das?«
    »Die Köpfe sind weggeschossen. Was glaubst du, wie es hier aussieht? Der Täter hat wohl ein großes Kaliber mit ordentlicher Schlagkraft benutzt. Von den Wänden tropft Hirn!«
    Ich schluckte. »Aber ob sie männlich oder weiblich sind, kannst du doch noch erkennen, oder?«
    »Ja. Zwei
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher