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Grappa 14 - Grappa und der Tod aus Venedig

Grappa 14 - Grappa und der Tod aus Venedig

Titel: Grappa 14 - Grappa und der Tod aus Venedig
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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den Hals eines Pferdes streicheln und würde ihr Leben dafür geben, wenn seine Hände an oder in ihr wären ... So in etwa. Kapiert?«
    »Ich hab noch nie einen Mann getroffen, der ein Pferd dabeihatte.«
    »Du kannst das Pferd auch gegen einen Porsche tauschen«, lachte ich. »Dann streichelt er eben das Armaturenbrett. Vorgestern hab ich zufällig an einer Tankstelle neben einem attraktiven Mann gestanden, der den Tankkolben sehr elegant in den Einfüllstutzen seines Wagens senkte. Wir sahen uns voll in die Augen und dachten beide dasselbe.«
    »Und?«
    »Was ›und‹?«
    »Wie ging's aus?«
    »Wir lächelten uns an und zogen unserer Wege.«
    »Und das ist für dich Erotik?« Kati schaute mich erstaunt an.
    »Ja. Weniger erotisch war allerdings, dass ich nach dem Tanken das Bezahlen vergaß und es erst merkte, als ich schon wieder ein paar hundert Meter gefahren war. Der Tankwart war gerade dabei, der Polizei meine Autonummer durchzugeben, aber ich konnte die Sache noch hinbiegen.«
    »Hört sich eher nach Alzheimer an. Stell dir mal vor, der Typ wäre dir gefolgt ... oder du ihm!«
    »Genau. Und unsere Stoßstangen hätten sich zärtlich berührt ... bei hundertzwanzig Stundenkilometern«, ließ ich mich mitreißen.
    »Und plötzlich das!« Kati sprang auf, riss die Arme auseinander und klatschte laut in die Hände: »Piff, paff! Eure Tanks fangen Feuer, er rettet dich in letzter Sekunde aus dem brennenden Wrack ...«
    »Ach, Kati«, seufzte ich. »Er hätte wohl eher seinen Laptop oder den Aktenkoffer gerettet als mich. Wenn's drauf ankommt, bleibt bei Männern die Romantik als Erstes auf der Strecke! Außerdem gibt's schon genug Unfälle und Staus auf der A 1.«
    Doch so schnell gab Kati nicht auf. »Okay. Dann eben kein Unfall. Vielleicht wäre er dir bis zum nächsten Parkplatz gefolgt ... und dann hättet ihr euch die Kleider vom Leib gerissen.«
    »Bei dem Wetter? Es regnet seit Tagen.«
    »Und während ihr es treibt, kommen im Radio die Verkehrsmeldungen«, kicherte sie, meinen pragmatischen Einwand ignorierend. »Und dann kommt ihr beide.«
    »Als Erstes käme die Autobahnpolizei. Und zwar vorbei.«
    »Ich mach mal eben einen Espresso«, kündigte Kati an, rülpste ein wenig, stand auf und ging in die Küche. Ich sah ihr nach. Sie belegte seit über zwei Monaten mein Gästezimmer. Sie war noch keine dreißig, die Tochter einer Freundin und für ein paar Monate in Bierstadt. Sie studierte Jura und machte zurzeit ein Praktikum bei der Staatsanwaltschaft.
    In der Küche fauchte die Espressomaschine. Dann hörte ich Geklapper von Geschirr und Katis Schritte. Sie hatte die Angewohnheit, mit dem ganzen Fuß aufzutreten, das Geräusch ihrer Fortbewegung hatte mit dem affektierten Trippeln weiblicher Stöckelbeine nichts zu tun. Auch sonst war sie eher der herbe Frauentyp, was ihren Erfolg bei Männern jedoch nicht beeinträchtigte. Sie nannte die Art Männer, die auf sie flogen, frech ›Warmduscher‹ und stellte ihnen gern mal ihre starke Frauenschulter zum Anlehnen zur Verfügung.
    »Was ist das eigentlich für ein komischer Napf im Schrank?«, fragte Kati, während sie die kleinen Tässchen auf den Tisch stellte. »Lässt du deine Lover den Champagner aus einem Hundenapf trinken?«
    »Ich hatte mal einen Kater«, klärte ich sie auf. »Er hieß Eberhard, aß sein Futter immer aus Glasschälchen und trank sein Wasser aus genau diesem Napf.«
    »Was ist mit ihm?«, fragte sie. »Unters Auto gekommen?«
    »Er ist an die Mosel gezogen und bringt verklemmten Weinbergschnecken das Fliegen bei.«
    »Alles klar!« Kati sah mich an, als hätte ich sie nicht alle. »Und meine Mutter macht zusammen mit dem Papst eine Herrenboutique in Wuppertal auf!«
    Wir lachten sogar über diesen Uralt-Gag. Dann gähnte sie: »Lass uns ins Bett gehen, ja?«
    »Ich muss noch aufräumen.«
    »Okay, dann geh ich schon mal vor dir ins Bad.«
    Na prima, dachte ich. Auf die Idee, sich an den Arbeiten zu beteiligen, war Kati noch nie gekommen.
    Aber das Geschirr und die Gläser waren schnell zusammengestellt und in die Küche gebracht, die Krümel ließen sich ganz leicht vom Parkett fegen, dann stellte ich noch Katis Schuhe in den Flur und räumte die Spülmaschine ein.
    »Fertig!«, rief Kati. Sie bezog das wohl auf ihre Toilette in meinem Badezimmer. »Gute Nacht, Grappa, schlaf schön.«
    Ich wünschte ihr das Gleiche, schraubte im Bad die Zahnpastatube zu, entfernte ihre blonden Haare aus meiner Bürste und legte den Deckel meiner
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