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Grappa 14 - Grappa und der Tod aus Venedig

Grappa 14 - Grappa und der Tod aus Venedig

Titel: Grappa 14 - Grappa und der Tod aus Venedig
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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›unserem‹ Bistro.
    Ich ›blätterte‹ im Web noch einige Seiten durch und stieß auf die Kritik eines Kulturjournalisten:
    Der Maler Ansgar Hunze lädt uns ein, jenseits aller äußeren Erscheinungen zu gehen, um das Geheimnis zu entdecken, das hinter seinen Figuren steckt. Kunst entfesselt positive Energie, schafft engere Beziehungen zwischen Individuen und Völkern. Durch Kunst treffen sich Menschen und lernen sich kennen. Kunst ist universell und macht es einfacher, Grenzen und Sperren zu überqueren. Kunst hilft, Entfremdungen zu vergessen. Die blauen Farbstriche, die halb abstrakten, halb figurativen Formen und die besondere Einstellung der Bilder tragen dazu bei, das Subjekt im Blau aufzulösen.
    Der Verfasser der Kritik hieß Karl Krawottki. Der Name sagte mir irgendwas, aber ich kam nicht drauf, was. Peter Jansen half mir weiter – Karl Krawottki war im Revier ein bekannter Schriftsteller und Lyriker.

Schnaps für das Frollein
    Anneliese Schmitz hatte ihren Bäckerladen ausgebaut und im Zimmer neben dem Verkaufsraum ein kleines Bistro eingerichtet. Die Bäckersfrau und ihr Laden waren zu einem Ruhepunkt in meinem hektischen Leben geworden.
    »Tach auch«, sagte ich lapidar, nachdem ich die Tür aufgedrückt hatte. Den Raum erfüllte der Duft von frischem Brot, den ich so mochte, die Wärme des Ofens schlug mir entgegen und meine Augen ergötzten sich an den goldgelben Brötchen, die auf dem großen Backblech abkühlten.
    »Frau Grappa«, sagte Frau Schmitz erfreut. »Tach auch. Wie isses?«
    »Muss. Und selbst?«
    »Muss.«
    »Da kommt noch wer«, erklärte ich, »ich geh schoma durch.«
    »Die Blonde?«, fragte Anneliese Schmitz.
    »Ja.« Sie fragte nach Kati, wie sie immer nach dem Kater gefragt hatte: Der Schwatte?
    »Ich setz mich nach hinten«, kündigte ich an. »Wir wollen nicht unbedingt gesehen werden.«
    »Verstehe!« Sie beteiligte sich gern aktiv an meinen Recherchen. »Was gibbet denn?«
    »Der Mord an dem DGB-Chef«, erklärte ich.
    »Hartes Ding!«, stellte sie kopfschüttelnd fest. »Aber so astrein war der Bursche ja nie.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Zu viele Hochzeiten. Gewerkschaft und Partys. Der mischte überall mit, wo et was abzustauben gab.«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Mein Vetter ist Betriebsrat. Bei Thyssen-Krupp. Der kennt den Hunze. Oder kannte ihn – in dem Fall ja. Da hängt ein Kalender von dem. Der steht auf Blau. Oder stand.« Anneliese Schmitz deutete mit dem Kinn auf die Wand neben der Tür.
    »Hab den nur aufgehängt, weil das Blau so gut zur Wand passt«, entschuldigte sie sich.
    »Sieht doch wirklich nett aus«, behauptete ich und ging in den Nebenraum.
    Frau Schmitz brachte mir den Milchkaffee. »Und?«, fragte sie. »Wie isses denn sonst so?«
    »Was meinen Sie?« Ich stellte mich zwar dumm, aber ich wusste, welche Frage jetzt kommen würde.
    »Was macht die Liebe?«
    »Nix.«
    »Warum nicht?«
    »Mich nimmt eben keiner.«
    »Versteh ich nicht«, sagte sie mitleidig. »Sie sind doch eigentlich 'ne ganz Nette.«
    »Sagen Sie das mal den Herren«, schlug ich vor.
    »Sie brauchen nur eine starke Hand«, tröstete sie mich. »Einen, der sich nicht eintüten lässt.«
    »Meinen Sie?«
    »In Echt«, nickte sie.
    Jetzt müssten eigentlich Verkuppelungsvorschläge kommen, dachte ich.
    »Es gibt doch total nette Männer, Frau Grappa! Neulich war hier so einer, der tät gut zu Ihnen passen. Soll ich mal was über den rauskriegen? So ein dunkelhaariger. Sie stehen doch auf so welche.«
    »Lassen Sie mal«, winkte ich ab. »Wenn ich das Geld zusammenhab, kauf ich mir einen.«
    Warum kam Kati nicht, um mich zu erlösen?
    »Wie musser denn so sein, der Ihrige?«
    Langsam rührte ich in meinem Milchkaffee. Frau Schmitz war eine Seele von Mensch, aber jetzt nervte sie.
    »Ich stell gar nicht so hohe Ansprüche«, antwortete ich schließlich. »Mein Traummann ist klug wie Eros, bescheiden wie Narziss, gut im Bett wie Kant, attraktiv wie Quasimodo und treu wie Casanova.«
    »Sind die nicht schon alle tot?«
    »Sicher. Warum?«
    »Sie sollten sich doch lieber wieder einen Kater anschaffen«, meinte Frau Schmitz verschmitzt. »Is, glaub ich, doch besser.«
    »Sie könnten mir ja einen Mann backen.«
    »Mach ich, Frau Grappa«, lächelte sie. »Ich muss mir nur noch die richtige Mischung überlegen. Damit er nich so schnell hart wird.«
    »Dagegen hab ich gar nichts«, kicherte ich.
    Die Bäckersfrau kapierte den anzüglichen Gag wohl nicht, verzog jedenfalls keine
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