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Grappa 02 - Grappas Treibjagd

Grappa 02 - Grappas Treibjagd

Titel: Grappa 02 - Grappas Treibjagd
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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Abflugtafel. Fand die Nummer des Abfertigungsschalters und den Flugsteig. Hier irgendwo würde er sich herumtreiben. Naider und ich bogen nach rechts ab und folgten den Hinweistafeln. Das Einchecken vor dem Schalter war bereits im Gange, zwei junge Frauen kontrollierten die Tickets und zwangen sich zu einem müden Lächeln. Wir stürzten an der Schlange vorbei nach vorn.
    »Hinten anstellen!«, dröhnte ein Tourist. »Das ist ja wohl keine Art, sich so vorzudrängeln.«
    Andere schlossen sich seiner Empörung an. Ich warf den Nörglern böse Blicke zu, die sich aber nicht weiter daran störten. Man war halt in gnadenloser Urlaubsstimmung!
    »Hinten anstellen, aber ein bisschen plötzlich!«, brüllte der nächste Tourist und bedrohte mich mit seinem Strohhut. »Schnauze!«, brüllte ich zurück. Diese Sprache verstand er. Die Frau am Schalter blickte irritiert auf.
    »Hören Sie, es ist wichtig. Können Sie ermitteln, ob ein Dr. Christian Ellenbogen diesen Flug gebucht hat?«
    »Warum wollen Sie das wissen? Ich kann doch nicht einfach Auskunft geben! Sind Sie seine Frau? Oder eine Verwandte?«
    »Nein, ich bin die Schwester seiner Frau. Schauen Sie doch bitte mal nach! Es ist wichtig! Ein unvorhergesehenes Ereignis in seiner Familie! Es geht um Leben oder Tod!«
    »Eigentlich darf ich das nicht.«
    Ich schaute sie flehend an. Es wirkte. Sie guckte auf den Bildschirm.
    »Ja, der Herr hat diesen Flug gebucht, ist aber noch nicht abgefertigt. Erste Klasse nach Manila, nur Hinflug. Soll ich ihn durch die Flughafeninformation ausrufen lassen?«
    »Nein, das ist nicht nötig«, versicherte ich hastig, »ich werde hier auf ihn warten, er muss ja bestimmt bald kommen, vielen Dank.«
    Ich ging zu Naider zurück. Er hatte den Spießrutenlauf an den Pauschaltouristen vorbei nicht mitgemacht. Ich berichtete.
    »Wie sollen wir ihn aufhalten, wenn er den Vogel unbedingt besteigen will«, wollte ich wissen. »Wir können ihn doch schlecht an einem Gepäckwagen anleinen!«
    »Die Flughafenpolizei vielleicht? Wenn wir zu der gehen?«, schlug Naider vor.
    Ich war skeptisch. »Was sollen wir denen sagen? Eine Journalistin und ein Psychologe erzählen eine hanebüchene Story. Bis die das alles begriffen haben, ist der Flieger über dem Meer.«
    Ich wusste keine Lösung. Die Passagiere wurden noch immer abgefertigt, die Schlange wurde immer kleiner, und kein Ellenbogen war in Sicht. Meine Stimmung schwankte zwischen Wut, Enttäuschung und Anspannung.
    Wir hatten uns so platziert, dass er uns nicht sofort sehen konnte. Ich schaute nach rechts und links. Nichts tat sich. Kein Ellenbogen und leider auch kein Peter Jansen mit der Polizei. »Ich gehe telefonieren«, erklärte Naider, »Sie sollten hierbleiben und aufpassen!«
    »Und wen wollen Sie ausgerechnet jetzt anrufen? Ihre Mutter vielleicht?«
    »Die ist leider vor drei Jahren gestorben. Ich rufe die Flughafenpolizei an.«
    »Wieso? Da können wir doch hingehen. Da drüben, dort wo das blaue Schild hängt.« Ich begriff nicht.
    »Ich rufe deshalb an, weil ich keinen Polizeiausweis bei mir habe. Und wenn ich per Telefon um Amtshilfe bitte, dann brauche ich keinen Ausweis vorzulegen.«
    Der Groschen fiel. Naider würde sich als Polizeikommissar ausgeben und darum bitten, den Passagier Ellenbogen solange am Abflug zu hindern, bis die richtige Polizei eintraf. Die Sache hatte zwei Haken: Dass die Beamten am Flughafen Naider nicht glauben würden und dass es Peter zu Hause in Bierstadt nicht gelingen würde, Kommissar Zahlmann und seine Kollegen zum Eingreifen zu bringen. Aber probieren geht über dumm herumstehen!
    »Viel Glück«, wünschte ich ihm, »das könnte wirklich klappen.«
    Agnus schlurfte davon. Ich blickte ihm nach. Wahrlich, er hatte keinen dynamisch federnden Gang, der bei manchen Männern so attraktiv wirkt. Er setzte seine großen Füße von außen nach innen, was sehr komisch aussah, so, als habe er Schaufeln statt Füße.
    Ein Frauentyp war Lämmchen nicht, eher jemand, dem Frauen ihre Steuererklärung oder das Blumengießen während des Urlaubs anvertrauten.
    Da! Panik ergriff mich. Da kam er, nur mit einem kleinen Schalenkoffer. Die Fönfrisur war leicht verrutscht, die Blicke hinter den getönten Brillengläsern unstet und wachsam. Er trug einen Trenchcoat und hatte kein kleines Mädchen dabei. Mir gefror das Blut in den Adern, und ich schluchzte auf. Hoffentlich hatte er Beate … nein, nur nicht dran denken. Ich drückte mich hinter eine Säule.
    Ellenbogen sah mich
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