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Grappa 02 - Grappas Treibjagd

Grappa 02 - Grappas Treibjagd

Titel: Grappa 02 - Grappas Treibjagd
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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und sprach aufgeregt.
    »Und warum hat Ellenbogen Laura umgebracht? Aus Zuneigung vielleicht?«
    »Das hatte völlig andere Gründe«, dozierte er, »aus Angst vor Entdeckung! Aus Abscheu vor ihren sexuellen Annäherungsversuchen!«
    »Sie spinnen wohl!«, stieß ich hervor. »Als ob sie es nötig gehabt hätte, Männer sexuell zu bedrängen! Und dann noch so massiv, dass nur Mord die Lösung war, sie sich vom Hals zu halten. Das ist ja wohl ein schlechter Witz!«
    Ich wäre vor Ärger fast auf einen Viehtransporter aufgefahren, der sich auf der engen Spur quälte. Welche merkwürdigen Gedanken spukten in seinem Gehirn herum? Laura – ein sexgieriges Monster? »Nehmen Sie es ihr noch immer übel, dass sie Sie hat abblitzen lassen? Damit wird Ihr männliches Selbstbewusstsein wohl nicht fertig, was? Ich glaube, Sie gehören auf die Couch!«
    Sofort machte er einen Rückzieher: »Ich wollte über Laura nichts Schlechtes sagen! Wahrscheinlich hat er sie doch aus Angst vor Entdeckung umgebracht.«
    »Na also«, meinte ich zufrieden. Schade, dachte ich dann nach einer Weile. Ich hatte ihn zu früh gestoppt. Wie dumm von mir! Vielleicht hätte ich etwas Wesentliches über ihn erfahren können. Der Stau machte mich langsam wütend. Nur noch wenige Kilometer bis zur Flughafenausfahrt. Ich scherte nach rechts aus und fuhr auf dem Standstreifen weiter.
    Naider war verstummt und seine Miene nicht die heiterste. Das war nicht günstig für die Durchführung unseres Planes. Ich musste ihn wieder aufbauen.
    »Agnus! Es ist so, wie es ist. Laura ist tot, und Sie sollten sie vergessen. In ein paar Monaten – nachdem die Geschichte gelaufen ist – sollten Sie sich unter den heiratsfähigen Töchtern dieses Landes umsehen. Und zwar richtig. Für jeden Topf gibt es den passenden Deckel, so hat meine Oma immer gesagt. Ihren Deckel werden Sie noch finden, da bin ich sicher!«
    »Wenn die Töpfe aber so verbeult sind, dass es keinen Deckel dafür gibt?«
    »Warum sollten ausgerechnet Sie ein so gründlich verbeulter Topf sein?«
    Ich reihte mich wieder in die Schlange auf der Autobahn ein, denn es kam Bewegung in die Masse Blech.
    Er ließ nicht locker, er wollte geschlagen werden. »Ich wäre doch auch kein Mann für Sie, oder? Sie würden mich doch auch nicht akzeptieren.«
    Er wollte die Wahrheit hören, und ich sagte sie ihm. »Nein. Aber das sagt gar nichts über Sie aus. Ich finde Machos mit gebremstem Schaum hinreißend. Männer, die erst kürzlich begriffen haben, dass Frauen auch zur menschlichen Spezies gehören, die sind eine Herausforderung für mich. Männer mit Tischmanieren, die Gedichte lieben und klassische Musik hören. Und dabei noch gut aussehen. Und wissen Sie, wo mein Problem liegt?«
    Er wusste es nicht.
    »Dass diese Männer in etwa zehn Exemplaren über den gesamten Erdball verteilt sind. Meine Trefferquote hält sich also in Grenzen! Und jetzt sagen Sie selbst: Bin ich nicht auch ein verbeulter Topf?«
    Er nickte. Ich hatte ihn überzeugt. Warum sollte ich ihm sagen, dass ich vor einem Jahr einen solchen Treffer gelandet hatte? Ein Gesicht, ein Geruch und die Erinnerung an erfüllte Tage und Nächte nahmen millisekundenlang von meinem Gehirn Besitz. Es gab zum Glück noch anderes auf dieser Welt als flüchtige Kinderficker, verstörte Psychologen und ermordete Freundinnen. Der Verkehr lief wieder. Ich schaute auf die Uhr. In einer Stunde sollte die Maschine starten. Ellenbogen würde die Uhrzeit ebenso gebannt verfolgen wie ich.
    Die schmale Zufahrtsstraße zum Airport war wieder verstopft. Stop-and-go-Tempo.
    Endlich. Auch mit 30 Stundenkilometern konnte man 30 km in einer Stunde zurücklegen. Ich hielt nicht auf dem Parkplatz, sondern setzte den Mietwagen in die Kurzparkplätze zum Be- und Entladen. Das Verbot, hier länger zu parken, beeindruckte mich nicht.

Showdown auf dem Airport
    Die Tür zu den Abflugschaltern öffnete sich automatisch. Tausende von Menschen tummelten sich hier, aufgeregtes Schreien, jubelndes Begrüßen, übermüdete Langstreckenflieger schlurften über den Steinfußboden, schicke Stewardessen tänzelten hinter smarten Flugkapitänen her. Kinder saßen todmüde auf den Gepäckwagen und wurden von ihren Eltern geschoben, Frauen trugen ihre Schnäppchen aus dem Duty-free-Shop wie Trophäen vor sich her. Wie sollten wir hier eine einzelne Person finden, die sich wahrscheinlich auch noch verstecken würde?
    Ich suchte den Flug der indonesischen Garuda Airlines nach Manila auf der
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