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Grappa 02 - Grappas Treibjagd

Grappa 02 - Grappas Treibjagd

Titel: Grappa 02 - Grappas Treibjagd
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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Flug!
    »Peter«, sagte ich, »du alarmierst die Polizei und kommst uns zum Flughafen nach. Ich nehme Naider mit. Erzähle der Polizei alles und gib den Bullen den Schlüssel von Lauras Wohnung. Mach ihnen klar, dass wir nicht nur einen Triebverbrecher suchen, sondern einen Mörder. Da können die schon mal ihre angeborene Zurückhaltung gegenüber VIPs aufgeben. Naider und ich starten jetzt, und wir versuchen, ihn auf dem Flughafen zu erwischen und aufzuhalten, bis ihr da seid.«
    Da kam plötzlich Leben in Verena Ellenbogen. »Ich möchte mitfahren!«, forderte sie. »Bitte, Sie müssen mich mitnehmen!«
    Eine hysterische Frau auf dem Weg zum Flughafen, nein, das war nicht nach meinem Geschmack. Aber – wenn sie ihre Aussagen bei der Polizei wiederholen würde, sie, die Frau des honorigen Professors, das hätte Gewicht! Und sie könnte es sich später nicht anders überlegen!
    »Fahren Sie mit Herrn Jansen erst zur Polizei und kommen Sie dann zum Flughafen nach. Ihre Aussage kann die Beamten bestimmt beeindrucken. Sagen Sie alles. Alles klar?«
    Jansen erwiderte: »Aye, aye!« und packte Frau Ellenbogen am Arm. »Kommen Sie, und schließen Sie den Safe wieder zu, damit die Beweise sicher untergebracht sind.«
    Und zu mir sagte er: »Viel Glück! Wenn das Schwein Beate nur ein Haar krümmt, dann bringe ich ihn um.«
    Für mich bestand kein Zweifel daran, dass seine Ankündigung nicht nur heiße Luft war. Ich wusste plötzlich, dass Ellenbogen Beate nichts tun würde. Das Kind war seelisch stabiler geworden und älter. Außerdem würde er sich auf seiner Flucht nicht mit einem Kind belasten, für das er kein Ausweispapier vorlegen konnte. Wenn er davonkommt, dachte ich, bleibt nur noch der Glaube an eine höhere Gerechtigkeit. Hoffentlich holt er sich in Manila die Pest an den Hals oder ertrinkt im Meer oder ein Hai erbarmt sich seiner. Mit diesen frommen Wünschen im Kopf hastete ich zu meinem Auto, Naider im Schlepptau.

Zwei verbeulte Töpfe
    Die Autobahn war mal wieder verstopft. Hinter Essen ging es nur schrittweise vorwärts, denn ausgerechnet heute waren Markierungsarbeiten auf der Fahrbahn angesagt. Alle Fahrzeuge mussten sich in eine Spur quälen. Ich hatte einen nervösen Fuß.
    »Auch wenn Sie noch so dicht auffahren, es geht doch nicht schneller!«, stellte Naider fest. »Wir haben noch zweieinhalb Stunden, bis das Flugzeug nach Manila aufgerufen wird, das schaffen wir gut!«
    »Danke für den Trost«, gab ich zurück, »doch wer sagt uns, dass wir richtig liegen und er wirklich heute Abend fliegt? Vielleicht nimmt er eine andere Maschine, startet von einem anderen Flughafen, und der ganze Aufwand war umsonst. Dann verschwindet er auf Nimmerwiedersehen!«
    »Er will so schnell weg wie möglich. Er weiß, dass wir wissen, dass er Beate gekidnappt hat. Düsseldorf ist der am nächsten gelegene Flughafen. Heute Abend geht ein Flug nach Manila. Warum also sollte er noch warten?«
    Das klang logisch. »Hoffentlich hat er Beate nichts angetan«, betete ich und hupte einen Mercedesfahrer an, der mich mit Lichtsignalen genervt hatte. »Warum hat er sie wohl mitgenommen? Er ist doch so oder so erledigt. Kindesmissbrauch, Kindesentführung und Mord!«
    »Vermutlich bildet er sich ein, sie zu lieben. So fühlen viele Pädophile. Sie verdrängen, dass sie den Kindern Gewalt antun. Und immerhin war Beate jahrelang seine Favoritin!«
    »Psychologen-Quatsch! Beate hatte Angst vor ihm, hat geweint, während sich dieses Schwein über sie hergemacht hat! Er hat sie geschlagen! Sieht so Zuneigung auf Gegenseitigkeit aus?«
    »Diese Menschen haben selbst eine gewaltbetonte Erziehung gehabt, sie halten Schläge für ganz normal!«
    »Ihr Psychologen findet wirklich für alles eine Entschuldigung!«
    »Keine Entschuldigung, aber eine Erklärung. Das ist unser Beruf.«
    »Er liebt sie also! Hat er die kleinen Mädchen auf den Philippinen auch geliebt?«
    »Das ist so wie in normalen Ehen. Ein Mann kann glücklich verheiratet sein und trotzdem fremdgehen. Das ist der Unterschied zwischen richtiger Liebe und schnellem Sex.«
    »Und wo bleibt die Moral? Das gegenseitige Vertrauen? Die Angst, dem anderen weh zu tun? Ist der Mensch für euch Seelenklempner nur ein ungezähmtes Tier, das seinen Lüsten und Trieben frönen kann? Und dabei von euch beobachtet wird?«
    »Wäre der Mensch nicht schon durch Moral, Religion und Ideologien verdorben, hätten wir Psychologen weniger Arbeit«, seufzte Naider. Er hatte sich warm diskutiert
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