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Granger Ann - Varady - 05

Titel: Granger Ann - Varady - 05
Autoren: Und hute dich vor deinen Feinden AEA4CEC7
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»Recht so!
Komm schon, Carmel … The show must go on, wie man so
schön sagt.«
»Wir sind hier nicht im verdammten Palladium«, entgegnete sie. »Ich werde mir ein paar Sachen von Freundinnen
leihen … wenn ich kann.«
Wir beließen es dabei. Es gibt immer einen Quertreiber in
jeder Gruppe, die ein gemeinsames Projekt angeht. Inzwischen hatten wir alle so ziemlich die Nase voll von Carmel.
Sie hatte sich von Anfang an über alles aufgeregt und würde
das auch weiter tun, bis zu dem Augenblick, in dem der
Vorhang hochging. Letzten Endes würde sie sich überwinden und sich irgendein Kostüm besorgen. Sie war einfach
von Natur aus widerborstig.
Manche Leute würden Ihnen wahrscheinlich erzählen,
dass das Gleiche auch für mich gilt; aber ich versuchte, Marty zu unterstützen, weil ich sehen konnte, dass er mit den
Nerven am Ende war. Er hatte eine Menge Hoffnung und
persönliches Engagement in dieses Stück gesteckt, doch
selbst die größte Hartnäckigkeit erstarrt irgendwann, wenn
es zu kalt ist.
Wir kamen zu einem einstimmigen Entschluss: Wenn wir
noch länger hier herumhingen, würden wir alle an Lungenentzündung erkranken. Also stopften wir alles in den Korb
zurück bis auf die Dinge, die wir mit nach Hause nehmen
wollten. Zögernd steckte Ganesh den Bowler in eine Tüte.
Dann trampelten wir die Treppe in die Bar hinunter, wo wir
von einem willkommenen Schwall warmer Luft begrüßt
wurden.
Das Geschäft ging gut hier unten, auch wenn es im Rose
Pub kein Essen außer Nüssen und Chips gab. Freddy hatte
ein System mit seinen Chips. Er öffnete einen Karton – beispielsweise mit Käse-und-Zwiebel-Aroma –, und jeder bekam nur diese Sorte, bis der Karton leer war und er den
nächsten öffnete, der, wenn man Glück hatte, Salz-undEssig- oder Barbecue-Geschmack hatte … oder auch nur
wieder Käse-und-Zwiebel. Das waren die einzigen drei Geschmacksrichtungen, die Freddy verkaufte. Er verkaufte
nicht alle gleichzeitig, weil er der Meinung war, hinter dem
Tresen gäbe es nicht genügend Platz, um Kartons mit
Chipstüten zu verstauen, die dann doch nur überall im Weg
lägen.
Niemand stritt mit ihm deswegen. Freddy war ein beeindruckender Anblick, nicht besonders groß, doch mit dicken
Armen und einem Leib wie ein Fass auf Beinen. Die
Stammgäste des Rose Pubs hatten einen herzlichen Respekt
vor ihm, und da er uns für das Stück bezahlte, hatten wir
ganz besonders Respekt vor ihm zu zeigen.
Aber wie auch immer … Freddy und ein muskulöser
Barmann mit kahl rasiertem Schädel arbeiteten an diesem
Abend ununterbrochen hinter dem Tresen. Sogar Denise,
Freddys Frau, war zum Helfen herbeigerufen worden. Ich
sage ›sogar‹, weil Freddy normalerweise aus Prinzip keine
Frauen hinter die Theke ließ. Denise war die einzige, für die
er eine Ausnahme machte, und das auch nur im Notfall.
Denise war recht füllig, sodass mit Freddy und dem Barmann kaum noch Platz hinter dem Tresen war. Die drei
kamen sich ständig irgendwie in den Weg. Ich sah, dass
Freddy nicht die beste Laune hatte. Aber man geht ohnehin
nicht in den Rose Pub, wenn es altmodischer Charme ist,
den man sucht.
Das Podium unten war an diesem Abend leer, doch trotz
der fehlenden Livemusik und klamaukender Komiker war
der Laden zum Bersten voll. Die Luft war dick vom Rauch
und dem Geruch nach verschüttetem Bier. Noch hatte niemand einen Streit angefangen. Um fair zu sein, wer sich
nicht benahm, wurde rasch an die frische Luft gesetzt. Das
war einer der Gründe, warum Freddy keine Frauen beschäftigte. Seiner Überzeugung nach waren hinter der Theke
Muskeln erforderlich, nicht Glamour.
»Ich muss nach Hause«, sagte Ganesh. »Ich muss morgen
ziemlich früh aufstehen, um die Zeitungslieferungen um
sechs Uhr anzunehmen.«
Marty sagte, dass er ebenfalls nach Hause müsse und an
dem Manuskript arbeiten.
»Schreib ja nichts um!«, flehten wir ihn wie aus einem
Munde an. Wir hatten gerade erst die Zeilen entziffert, die
er uns gegeben hatte, und damit angefangen, sie auswendig
zu lernen.
Er sagte, es ginge darum, die technische Seite zu bearbeiten. Wir ließen ihn ziehen. Nigel und Carmel trotteten zum
Tresen, gefolgt von Owen, der den Schurken spielen sollte,
und Mick, der den Butler von Sir Henry geben würde sowie
jede andere bisher nicht besetzte Rolle. Ich sagte zu Ganesh,
dass ich ihn bis zum Laden begleiten würde. Doch ich hatte
die Tür noch nicht erreicht, als eine weibliche Stimme meinen Namen quer durch den Raum
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