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Granger Ann - Varady - 03

Titel: Granger Ann - Varady - 03
Autoren: Die wahren Bilder seiner Furcht
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gestehen, dass ich erleichtert war zu wissen,
dass Herrera nicht mehr irgendwo dort draußen lauerte,
seine Bisswunden pflegte und seine eigenen Rachepläne gegen mich schmiedete.
Doch Parry hatte nicht begriffen, was ich gemeint hatte,
als ich sagte, man würde Herreras Mörder wohl nicht fassen. Ich machte mir nicht die Mühe, es ihm zu erklären. Die
Polizei mochte meinetwegen glauben, dass Herrera als Ergebnis einer zufälligen Kneipenschlägerei gestorben war –
und dass seine Angreifer rücksichtsvollerweise das Messer
gleich neben dem Toten auf dem Bürgersteig hatten liegen
lassen. Es bestätigte nur meine frühere Vermutung, dass
Grice ein höchst wohlorganisierter Mann war. Herrera war
ein schwaches Glied gewesen. Hätte die Polizei ihn aufgesammelt, hätte er alles erzählt, was er über Grice wusste,
auch, ob der Befehl zur Eliminierung von Coverdale von
Grice gekommen war oder nicht. Jetzt würde er diese Gelegenheit nicht mehr erhalten. Ich erschauerte.
»Ich hoffe«, sagte Parry, »dass Sie nach alledem einen
vernünftigen Entschluss für das neue Jahr fassen, Fran.
Nämlich, sich in Zukunft aus Ärger rauszuhalten.«
»Mit ein wenig Hilfe von meinen Freunden«, sagte ich.
»Na, dann bin ich mal wieder weg«, sagte er. »Geben Sie
mir ein Küsschen zum Abschied. Schließlich haben wir
Weihnachten.«
Das hätte er wohl gerne so gehabt. Ich schob ihn durch
die Tür nach draußen und warf sie hinter ihm ins Schloss.
    Ich ging zum Laden, um Ganesh die Neuigkeit über Herrera zu berichten. Er war gerade dabei abzusperren. Ich half
ihm dabei, und wir gingen nach oben in Onkel Haris Wohnung.
    »Ich weiß nicht, was Hari wegen der unverkauften Weihnachtskarten machen will«, sagte er. »Ob ich sie zum halben
Preis verramschen oder für nächstes Jahr weglegen soll. Wir
lassen die Dekoration jedenfalls bis nach Neujahr hängen.«
    »Eigentlich lässt man sie bis zum Vorabend des Dreikönigstags hängen«, sagte ich. Wir zählten an den Fingern ab,
wann genau dieser Tag sein würde.
    »Schöner Gedanke, dass wir ein paar Tage freihaben«,
sagte Ganesh. »Ich muss irgendwann nach High Wycombe
fahren und Mutter und Vater besuchen, aber bis dahin
könnten wir irgendwas unternehmen.«
    »Und was zum Beispiel? Alles hat geschlossen.« Mir kam
ein Gedanke. »Wir könnten uns eine Pantomime ansehen.«
Die Türglocke läutete schrill, und ich zuckte zusammen.
»Das ist die normale Haustür«, sagte Ganesh. »Warte.« Er
ging zum Fenster, um nachzusehen, wer es war. »Usha«,
sagte er über die Schulter. »Ich werfe ihr nur eben den
Schlüssel runter.«
Er warf seiner Schwester den Schlüssel für die Haustür
nach unten und ging zur Wohnungstür, um sie zu begrüßen. Wir hörten die Haustür knallen und Schritte die Treppe hinaufeilen. Usha platzte herein.
Sie trag einen neuen roten Wollmantel, schwarze Skihosen und schicke kurze Stiefel. Offensichtlich machte es sich
bezahlt, mit einem Steuerberater verheiratet zu sein. Sie war
unübersehbar erregt und war nicht einfach nur vorbeigekommen, um uns Frohe Weihnachten zu wünschen.
Mit den Händen auf den Hüften warf sie die langen
schwarzen Haare in den Nacken und herrschte Ganesh an:
»Was geht hier vor?« Als sie mich sah, fügte sie hinzu: »Hi
Fran. Frohe Weihnachten.«
Es war eine derart offene Frage, dass sowohl Ganesh als
auch ich schwiegen, weil wir nicht wussten, was oder wie
viel wir ihr sagen durften.
»Wie meinst du das?«, fragte Ganesh schließlich vorsichtig.
Sie rückte gegen ihn vor und tippte ihm bei jedem Wort
mit dem Zeigefinger auf die Brust. »Versuch nicht, dich herauszuwinden! Wir wissen alles! Mehr noch, Dad schreibt
Onkel Hari noch heute Nacht einen Brief!«
»Wenn du den Waschraum meinst …«, setzte Ganesh zu
einer Erwiderung an und bereitete sich darauf vor, sich zu
verteidigen.
»Selbstverständlich meine ich den Waschraum! Was hast
du damit gemacht? Wie viel hat es gekostet? Hari hat kein
Wort davon gesagt, dass du den Waschraum renovieren lassen sollst, bevor er in Urlaub gefahren ist! Hast du mehr als
einen Kostenvoranschlag eingeholt?«
»Nein, habe ich nicht«, gestand Ganesh und riss sich zusammen angesichts dessen, was sich über ihm zusammenbraute. »Ich habe nämlich ein sehr gutes Angebot von Hitch
bekommen. Und bevor du weiterredest, verrate mir doch,
woher du das alles weißt?«
»Dilip hat die Arbeiter im Laden gesehen! Er hat es seiner
Mutter erzählt. Seine Mutter hat es …« Usha unterbrach
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