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Granger Ann - Varady - 03

Titel: Granger Ann - Varady - 03
Autoren: Die wahren Bilder seiner Furcht
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Abschluss in Schauspielkunst gehabt –, doch in der Zwischenzeit nehme ich jede anständige Arbeit an, die sich mir bietet, einschließlich
inoffizieller Ermittlungen.
    Und so fuhr Onkel Hari davon und hinterließ Ganesh
drei Seiten Papier, vollgeschrieben mit minutiösen Instruktionen in geschwungener Schreibschrift, und ich tauchte an
meinem ersten Arbeitstag frisch und munter Punkt acht
Uhr auf. Ganesh war schon seit sechs Uhr dort, aber ich habe meine Grenzen. Alles lief reibungslos, jedenfalls zunächst, und ich genoss das Gefühl, endlich wieder eine richtige Arbeit zu haben. Es war eine ziemlich interessante Arbeit in Onkel Haris Laden, und am Ende der ersten Woche
bekam ich meine Lohntüte und fühlte mich endlich als richtiges Mitglied der Gesellschaft. Nur, dass es nicht anhalten
sollte. Ich hätte es wissen müssen.
    Es war am darauf folgenden Dienstag, als die Dinge anfingen, aus dem Ruder zu laufen. Die Woche hatte gut angefangen. Ganesh und ich hatten den Sonntag damit verbracht, im Laden Weihnachtsdekorationen aufzuhängen.
Ganeshs Vorstellung davon, wie eine Dekoration auszusehen hat, besteht aus Rot, massenweise Rot, und Gold, womöglich noch mehr Gold, aufgelockert durch ein gelegentliches leuchtendes Rosa oder strahlendes Türkis. Als wir mit
dem Dekorieren fertig waren, sah der Laden fantastisch aus
– wahrscheinlich mehr nach Diwali als nach Weihnachten,
aber Ganesh und ich waren vollauf zufrieden mit unserem
Werk.
    Den ganzen Montag heimsten wir Komplimente von der
Kundschaft ein und sonnten uns darin. Dann, am Dienstag,
kam eine Postkarte vom Taj Mahal. Onkel Hari hatte geschrieben, und die Stimmung änderte sich. Ganesh summte
nicht mehr munter vor sich hin, sondern lief mit gesenktem
Kopf unter den Girlanden aus rotem Krepp hindurch. Er
hatte die Postkarte an das mit goldenen Troddeln geschmückte Zigarettenregal hinter der Ladentheke geklemmt
und warf immer wieder verstohlene Blicke auf das Bild.
    Ich hatte mir bereits gedacht, dass Ganesh etwas ausheckte, weil er im Verlauf der letzten Woche eine Reihe verstohlener Anrufe getätigt hatte und zufrieden mit sich und der
Welt aussah. Ich wusste, dass es nicht allein die bevorstehenden Weihnachtstage sein konnten und die Aussicht auf
den zu erwartenden guten Umsatz. Ich sah ihm an, dass er
darauf brannte, es mir zu erzählen, ganz besonders im Verlauf des Sonntags, während wir die Dekoration anbrachten,
doch ich zeigte ihm nicht, wie unglaublich groß meine Neugier war. Mit dem Eintreffen der Postkarte war es mit Ganeshs zufriedener Selbstsicherheit vorbei, und er sah immer
sorgenvoller aus. Schließlich rückte er mit der Sprache heraus.
    Wir machten gerade Frühstückspause. Der morgendliche
Stoßbetrieb hatte nachgelassen, und im Augenblick war
niemand außer uns im Laden. Der leere, regennasse Bürgersteig draußen ließ vermuten, dass es tagsüber ruhig bleiben würde, bevor das Abendgeschäft wieder einsetzte. Wir
mussten nicht extra nach oben in die Wohnung gehen, um
uns Kaffee zu machen, da wir unten im Laden einen elektrischen Wasserkocher hatten, den ich im Waschraum mit
Wasser füllte.
    Das Gebäude war alt und vor langer Zeit umgebaut worden. Früher einmal war es sicher ein sehr hübsches Haus
gewesen. Es gibt zwei Treppen nach oben in die Wohnung,
eine vom Laden aus, die ehemalige Hintertreppe, und eine
durch einen separaten Eingang von der Straße her. Der
Waschraum war nachträglich an der Rückseite des Hauses
angebaut worden, ein Museum aus freiliegenden Bleirohren
und Armaturen, damals wahrscheinlich der Gipfel des Modernen. Es war alles so sauber, wie es angesichts des allgemeinen Zustands nur möglich war, doch das war auch
schon alles. Das Waschbecken hing schief an der Wand, der
Wasserhahn tropfte. Die Fliesen an den Wänden waren gesprungen, und zwischen den Bodenfliesen gab es breite
Spalten. Der Lüftungsventilator war mit Staub und toten
Fliegen verstopft. Der Wasserbehälter des Klos hing hoch
oben an der Decke, und die Spülung wurde mit einer Kette
ausgelöst. Der Kasten gab jedes Mal ein lautes Klacken von
sich, wenn man an der Kette zog, und der Deckel saß locker
und drohte einem auf den Kopf zu fallen, wenn man nicht
Acht gab. Das Klo selbst war ein pièce de résistance. Ein Original, kein Witz, über und über mit einem Muster aus blauen Vergissmeinnicht verziert. Die Brille war aus Holz und
besaß einen Riss, der einen in den Hintern zwickte. Ich
kann Ihnen sagen, dieser
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