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Granger Ann - Varady - 03

Titel: Granger Ann - Varady - 03
Autoren: Die wahren Bilder seiner Furcht
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zuvor in ernsten Schwierigkeiten gesteckt hatte. Ich sagte ihm, dass ich draußen weder einen Mercedes noch einen Schläger mit Pferdeschwanz
gesehen hätte.
»Dann ist ja alles in Ordnung«, sagte er. »Ich dachte mir
schon, dass sie verschwunden sind. Sie haben nicht gesehen,
wie ich den Laden betreten habe. Die ganze Aufregung war
umsonst.«
Er hatte sein Selbstvertrauen völlig zurückgewonnen und
war durchaus imstande, allein mit seinen Problemen fertig
zu werden. Ich wünschte trotzdem, ich hätte gewusst, was
das für Probleme waren.
»Ich danke Ihnen vielmals«, sagte er freundlich. »Ich weiß
zu schätzen, was Sie für mich getan haben.«
Mit diesen Worten öffnete er die Tür und schlüpfte nach
draußen. Hastig sah er sich in beide Richtungen um, dann
ging er rasch davon.
Eine weitere Papiergirlande segelte herab.
»So viel dazu«, sagte Ganesh. »Ein wenig Abwechslung
am frühen Morgen, würde ich sagen.«
»Ich wünschte nur, ich wüsste, was das alles zu bedeuten
hat«, sagte ich versonnen und erzählte Ganesh, was ich von
unserem Besucher dachte. »Es ist alles nur geraten und
Vermutungen«, fügte ich hinzu, »aber man weiß eben immer gerne, ob man richtig gelegen hat.«
» Du wüsstest es gerne«, entgegnete er. »Lass mich außen
vor. Ich bin sicher, es ist besser, wenn wir es nicht wissen.«
Ganesh öffnete die Kasse, nahm zwei Fünfer heraus, legte
den Zehner hinein und schloss die Lade wieder. Er reichte
mir einen Fünfer und steckte den anderen in seine Jackentasche.
»Das haben wir uns verdient«, sagte er.
Wir? Soweit ich mich erinnern konnte, war ich diejenige,
die nach draußen in den Regen gegangen war und sich
möglicherweise zu einer Zielscheibe für Ärger gemacht hatte. Ganesh war im warmen Laden geblieben und hatte Tee
gekocht. Aber man sollte nie mit dem Mann streiten, der
das Geld in den Fingern hält.
»Vermutlich werden wir es nie erfahren«, sagte ich und
steckte meinen Fünfer ein.
Doch ich sollte mich irren, und Ganesh sollte wie üblich
Recht behalten. Wir würden herausfinden, was das alles zu
bedeuten gehabt hatte – und es wäre besser gewesen, wenn
wir es nicht erfahren hätten.
KAPITEL 2 Um ein Uhr mittags verließ ich
den Laden. Es war ruhig geblieben, nachdem unser Besucher gegangen war; der Regen hielt die Kundschaft entweder
im Haus oder ließ sie vorbeihasten auf dem Weg zum
nächsten trockenen Fleck. Während wir die heruntergefallene Weihnachtsdekoration wieder befestigt hatten, waren
Ganesh und ich das morgendliche Hauptereignis noch einmal durchgegangen. Die Sache blieb ein Rätsel, und weil wir
es nicht lösen konnten, redeten wir über Onkel Hari, dessen
Postkarte uns anklagend von ihrem Platz im Regal zu beobachten schien. Wir stritten über den Waschraum und Onkel Haris bevorstehende Rückkehr und ein halbes Dutzend
andere Dinge. Gerade als ich gehen wollte, schenkte Ganesh
mir einen Riegel Mars. Vielleicht dachte er, er schuldete mir
einen Bonus, weil ich nach draußen in den Regen gegangen
und die Gegend um den Laden herum ausgekundschaftet
hatte, oder vielleicht hatte er Schuldgefühle, weil er zugelassen hatte, dass ich gegangen war. Ich steckte den Riegel jedenfalls ein.
Auf dem Weg kam ich an einem Supermarkt vorbei. Ich
ging hinein und kaufte von meinem Fünfer eine Packung
Tee, Nudeln und ein Glas Pesto. Die Erinnerungen an den
morgendlichen Zwischenfall begannen zu verblassen. Es war
einfach eine Reihe hektischer Momente gewesen, wie sie
sich von Zeit zu Zeit ereigneten. Wie ein Stein, der in einem
Teich landete, rührten sie für eine Weile die Oberfläche auf,
erzeugten Wellen, und danach beruhigte sich alles wieder.
»Haben Sie vielleicht ein wenig Kleingeld?«
Ich hörte die Frage, obwohl sie nicht an mich gerichtet
war. Sie kam von einem Hauseingang ein kleines Stück weiter vorn. Sie war an einen wohlhabend aussehenden älteren
Herrn gerichtet.
»Haben Sie ein wenig Kleingeld, Sir?« Sie betonte das
letzte Wort. Sie klang herzergreifend. Der ältere Herr
schwankte, wollte an seinen Prinzipien festhalten und weitergehen, doch er konnte nicht, nicht angesichts dieser
kindlichen, verzweifelten Stimme, die in seinen Ohren widerhallte, der Stimme einer jungen Frau in Not. Wäre es ein
Mann gewesen, hätte er ihm gesagt, er solle sich gefälligst
eine Arbeit suchen. Doch stattdessen griff er in seine Tasche
und gab ihr, genau wie ich es mir gedacht hatte, zu viel. Eine
kleine blaue Banknote wechselte den Besitzer.
Der
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