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Granger Ann - Varady - 03

Titel: Granger Ann - Varady - 03
Autoren: Die wahren Bilder seiner Furcht
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hat mir die
Namen seiner Lieferanten genannt. Ich kann bei ihnen anrufen, wenn ich will – und das werde ich auch tun, bevor
Hitch anfängt. Ich bin nicht blöde, Fran!«
Ich hätte widersprechen können, und vielleicht hätte ich
es tun sollen, doch letzten Endes ging es mich nichts an. Ich
zweifelte nicht daran, dass Hitch ihm die Telefonnummer
eines »Lieferanten« gegeben hatte. Doch ich war bereit zu
wetten, dass sich am anderen Ende der Leitung irgendein
Kumpan von Hitch verbarg, der in irgendeiner Garage saß,
die bis unter die Decke mit gestohlenem Baumaterial voll
gestopft war. Ganesh ist eigensinnig und weiß alles immer
besser als andere. Er hätte nicht auf mich gehört. Warum
also ließ ich ihn nicht einfach machen? Ein neuer Waschraum wäre schließlich ganz hübsch. Doch die Tatsache, dass
von allen Leuten ausgerechnet Ganesh sich so benahm, erschreckte mich ein wenig. Er war für gewöhnlich so sensibel
und untersuchte die Dinge stets von allen Seiten. Er handelte niemals unbesonnen, spielte nie und tat nichts, das seiner
Familie Sorgen machen könnte (außer, dass er mit mir befreundet war, heißt das, worüber sie sich zu Tode sorgten).
Ich beließ es also dabei und konzentrierte mich auf meinen Kaffee. Ganesh war offensichtlich der Meinung, er hätte
die Auseinandersetzung gewonnen, und so kehrte seine gute
Laune zurück. Im Laden herrschte eine Atmosphäre von
Waffenstillstand.
In diesem Augenblick wurde die Ladentür geöffnet. Zuerst spürte ich lediglich einen kalten Luftzug, der die Illustrierten in den Regalen und die Kreppgirlanden rascheln
ließ. Eine Girlande aus ineinander verschlungenem rotem
und türkisfarbenem Krepp fiel herab. Ein Schwall Regen
prasselte auf die Fliesen. Weiterer Flitter fiel von den Regalen. Ganesh und ich sahen auf.
In der Tür war die Silhouette eines Mannes zu erkennen.
Er blieb nur kurz dort stehen, stützte sich mit einer Hand
am Türrahmen ab, dann stolperte er zur Ladentheke und
packte sie, um sich festzuhalten. Ganesh streckte die Hand
nach dem Brecheisen aus, das er zum Öffnen von Kisten
und zum Verjagen von Betrunkenen unter der Ladentheke
aufbewahrte. Ich stand wie angewurzelt da, fasziniert und
entsetzt zugleich.
Ich starrte in eine Halloweenmaske – weit aufgerissener
Mund, hervorquellende Augen, blutverschmiertes Gesicht
und eine klaffende Wunde über der Augenbraue. Noch
mehr Blut lief aus beiden Nasenlöchern. Ich wusste, dass ich
etwas unternehmen musste, doch ich konnte mich nicht
bewegen. Die Finger krallten sich in die Ladentheke, und
aus dem Mund des Mannes kamen unartikulierte Laute. Mit
einem letzten kehligen Gurgeln brach er zusammen und
sackte vor der Theke zu Boden. Silbernes Lametta segelte
hinter ihm her.
Wir erwachten aus unserer Erstarrung und rannten um
die Theke herum. Der Fremde saß mit dem Rücken an die
Theke gelehnt auf dem Boden, die Beine weit von sich gestreckt, der blutige Kopf grotesk geschmückt mit Lamettafäden.
»Jesses!«, rief Ganesh. »Hol ein Handtuch, Fran!« Er
rannte zur Tür, blickte die Straße hinauf und hinunter,
drehte das Schild an der Tür auf »GESCHLOSSEN« und
sperrte die Tür ab. Wer auch immer den Fremden so zugerichtet hatte, wir wollten nicht, dass er uns einen Besuch abstattete.
Wir befreiten den Verwundeten von seinem Lamettaschmuck, halfen ihm auf die Beine und schoben ihn ins Lager. Er stolperte ächzend zwischen uns her, anscheinend
unverwundet bis auf das schlimm zugerichtete Gesicht.
Wir setzten ihn auf einen Stuhl, und ich riss eine Packung
Kleenex auf, um das Blut abzuwischen.
»Hast du nichts anderes?«, zischte Ganesh, der selbst in
einem Augenblick wie diesem nicht vergaß, dass er diese Packung nun als nicht verkauft abschreiben musste. »Hättest
du denn kein Toilettenpapier nehmen können?«
»Mach einen heißen Tee!«, schnappte ich statt einer Antwort.
Unser Patient stieß ein Röcheln aus, dann schien er allmählich wieder zu klarem Verstand zu kommen. Seine Nase
hörte nicht auf zu bluten, also stopfte ich ihm zusammengeknüllte Pfropfen aus Kleenex in die Nasenlöcher und sagte ihm, er solle durch den Mund atmen.
Ganesh kehrte mit einem Becher Tee zurück.
»Da’ke sehr«, murmelte der fremde Mann.
»Was ist denn passiert, Kumpel?«, fragte Ganesh. »Wurden Sie überfallen? Möchten Sie, dass ich die Polizei rufe?«
»’ein!«, rief der andere erschrocken und verschüttete beinahe seinen Tee.
»Bleiben Sie ruhig!«, befahl ich. »Sie fangen sonst
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