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Granger Ann - Varady - 03

Titel: Granger Ann - Varady - 03
Autoren: Die wahren Bilder seiner Furcht
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er
rot anlief. »Rein zufällig habe ich Ihnen ein Weihnachtsgeschenk mitgebracht.«
Er steckte die Hand in eine seiner ausgebeulten Jackentaschen und brachte ein kleines Päckchen zum Vorschein. Es
war in rotes Papier eingewickelt, das mit grünen Rentieren
bedruckt war und von Tesafilm zusammengehalten wurde.
»Was ist das?«, fragte ich misstrauisch. Parry in der Rolle
des Weihnachtsmannes war einfach nicht angesagt.
»Machen Sie’s auf, dann sehen Sie es«, antwortete er und
sah selbstzufrieden drein.
Ich öffnete es und fand eine ziemlich zerdrückte Schachtel Malteser. Er hatte seine Spardose nicht geplündert, so
viel war sicher. Obwohl ich Schokolade mochte, war ich alles andere als erfreut, weil Geschenke von Parry so ungefähr
das Letzte waren, was ich wollte. Ich hatte das grauenvolle
Gefühl, dass dies alles zu einer Bitte um eine Verabredung
führen könnte. Es verlieh dem Sprichwort »Nicht einmal
dann, wenn er der allerletzte Mann auf Erden ist« eine vollkommen neue Bedeutung. Auf der anderen Seite war Weihnachten, und ich wollte nicht ungehobelt erscheinen. Friede
auf Erden und Wohlwollen allen Menschen und so weiter.
»Danke sehr«, sagte ich hohl. »Ein netter Gedanke, ich
weiß es zu schätzen. Aber wenn ich dieses Geschenk annehme, dann nur, weil ich es als Dankeschön für das Risiko
betrachte, das ich eingegangen bin, um der Polizei bei der
Verhaftung von Grice zu helfen. Und vergessen Sie nicht,
Foxley zu sagen, was ich Ihnen nun sagen werde. Er muss
sich gar nicht erst die Mühe machen, mich noch einmal
darum zu bitten, für die Polizei die Kastanien aus dem Feuer zu holen. Keine Chance. Je länger ich über diese Geschichte nachdenke, desto mehr glaube ich, ich muss verrückt gewesen sein, dabei mitzumachen.«
»Oh, dafür haben wir ein wenig mehr als nur Schokolade«,
sagte Parry. Er senkte vertraulich die Stimme. »Ich glaube,
aber sagen Sie bloß nicht, dass Sie es von mir haben! Ich
glaube, dass Superintendent Foxley fragen wird, ob man Ihnen nicht aus öffentlichen Geldern eine Belohnung zukommen lassen kann. Wahrscheinlich so um die fünfzig Pfund.
Was sagen Sie dazu, eh?«
»Fünfzig Pfund?«, ächzte ich. »Fünfzig … wenn Jo Jo
nicht genau im unpassendsten Augenblick auf der Bildfläche erschienen wäre, hätte ich tausend Pfund von Grice in
den Händen gehabt!«
»Aber die hätten Sie zurückgeben müssen!«, erinnerte er
mich.
Ich wusste es. Ich legte die Schokolade auf ein Tischchen
im Flur. »Nun, ich hoffe, Sie haben ein schönes Weihnachtsfest, und ich wünsche Ihnen alles Gute im neuen Jahr,
wo ich schon dabei bin. Ich gehe nämlich nicht davon aus,
dass wir uns in der nächsten Zeit sehen werden. Für eine
ganze Weile nicht.«
»Verlassen Sie sich nicht darauf«, entgegnete er. »Aber ich
verstehe trotzdem. Wo ich schon hier bin, kann ich Ihnen
auch gleich die Neuigkeiten mitteilen. Welche wollen Sie
zuerst? Die gute oder die schlechte?«
Also war er nicht nur gekommen, um mir Schokolade zu
Weihnachten zu schenken. »Dann fangen Sie mit der schlechten an«, forderte ich ihn auf. »Warum nicht? Es ist schließlich
Heiligabend. Verderben Sie mir das Weihnachtsfest vollständig.«
»Seien Sie doch nicht so«, sagte er. »Ich dachte nur, Sie
sollten wissen, dass Ihr Freund Inspector Harford um seine
Versetzung gebeten hat. Falls Sie das nicht schon wissen,
heißt das.«
»Er ist nicht mein Freund«, verriet ich Parry. »Und ich
wusste es nicht, nein. Aber es ist mir auch egal.« Ich gab mir
Mühe, nicht allzu erleichtert zu klingen.
Parrys rote Augenbrauen zuckten nach oben, doch auch er
wirkte erleichtert, wenigstens bildete ich mir das ein. Mir kam
der Gedanke, dass die Schokolade vielleicht dazu gedacht gewesen war, den Schock zu mildern, den diese vermeintlich
vernichtende Nachricht bei mir ausgelöst hätte. War in diesem Mann vielleicht doch irgendwo ein sensibler Kern verborgen? Andererseits war er vielleicht auch nur gekommen,
um mir weiterreichende Informationen zu entlocken.
»Und da dachte ich die ganze Zeit«, sagte er und bestätigte
meine letzte Vermutung, »da dachte ich die ganze Zeit, Sie
kommen so prächtig mit unserem Wonderboy zurecht. Wie
man sich doch täuschen kann. Ihnen fällt nicht rein zufällig ein
Grund ein, der ihn dazu bewegt haben könnte, uns die Güte zu
erweisen und sich woanders hin versetzen zu lassen, oder?«
»Nicht die leiseste Ahnung«, sagte ich, doch ich war nicht
überrascht. Harford hatte
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