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Granger Ann - Varady - 03

Titel: Granger Ann - Varady - 03
Autoren: Die wahren Bilder seiner Furcht
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hoffte ich das. Und ich hoffte, dass ich
Tig zu ein wenig Gerechtigkeit verholfen hatte.
»Ich war obdachlos und ohne Heimat«, sagte ich. »Nach
Weihnachten werde ich wieder obdachlos sein. Meine
Großmutter hat immer gesagt, dass es in jedem Stadium des
Lebens alle möglichen Sorten von Menschen gibt, und sie
hatte Recht. Gute und böse, wohin das Auge blickt. Und
wissen Sie was, Inspector? Ich schätze, es gibt mehr Ratten
in gemütlichen Häusern vor warmen Öfen als draußen unter freiem Himmel.«
Er schwieg sekundenlang. »Es ist schade, Fran«, sagte er
schließlich. »Ich mochte Sie. Ich mochte Sie wirklich.«
Er ging nach draußen, und ich hörte, wie sich die Haustür hinter ihm schloss. Ich wusste, dass ich sehr weit gegangen war, beinahe zu weit. Doch es war ein kalkuliertes Risiko gewesen. Ich hatte vermutet, dass er im Grunde seines
Wesens ein Feigling war. Nur ein Feigling hätte tatenlos zugesehen bei den Dingen, die Tig widerfahren waren, und
schlimmer noch, nur ein Feigling hätte mitgemacht. Er hatte alles aus dem Fenster geworfen, für das er als Polizist zu
stehen behauptete. All dieses Gerede, dachte ich, als mir unsere Unterhaltung in dem italienischen Lokal durch den
Kopf ging. All dieses Geschwafel darüber, die Welt zu einem
besseren Ort zu machen und den Menschen zu helfen. Es hatte
geklungen, als meinte er es ernst, und ich hatte mich davon
einwickeln lassen. Vielleicht hatte er wirklich geglaubt, der
Lapsus – wie er die Geschichte bei sich wahrscheinlich sah –,
der Lapsus mit Tig zählte nicht, weil sie ein Nichts war, eine
Drogenabhängige, Obdachlose, die ihre Sucht mit Prostitution finanzierte.
Doch als er mit der Wahrheit über sich und sein Tun
konfrontiert worden war, war er zusammengeklappt. Ich
muss einräumen, dass ich einen Augenblick lang geglaubt
hatte, er könnte mich am Hals packen und zudrücken.
Doch sein Gehirn hatte sich rechtzeitig eingeschaltet. Ich
hatte darauf spekuliert, dass er hell genug war, um nichts
derart Dummes zu tun. Die Polizeiarbeit hatte ihm gezeigt,
wie man Mörder fing. Parry beispielsweise hatte gewusst,
dass er heute Abend hierher kommen würde. Wahrscheinlich hatte ich es Daphne gegenüber ebenfalls erwähnt, bevor
sie ausgegangen war. Seine Fingerabdrücke waren über die
ganze Küche verteilt, und er konnte unmöglich sicher sein,
sie alle zu finden und abzuwischen. Trotzdem, ich war an
diesem Tag wahrscheinlich so weit gegangen, wie ich es nie
wieder tun wollte – und das gleich zwei Mal.
»Katzen haben neun Leben«, murmelte ich vor mich hin,
als ich mein nicht angerührtes Glas Wein in den Spülstein
goss. Ich hatte es nicht angerührt, während Harford da gewesen war. Ich bin wählerisch, mit wem ich trinke, doch ich
glaube, das sagte ich bereits. »Was glaubst du, wie viele Leben du noch hast, Fran?«
    Zuerst hatte ich Tig nicht glauben wollen, obwohl sich in
mir irgendwie, kaum dass sie angefangen hatte zu reden, eine dunkle Vorahnung ausgebreitet hatte, was sie erzählen
wollte. »Ich wusste nicht, dass einer von ihnen ein Bulle ist«,
echote ihre Stimme durch Daphnes Telefonhörer. »Nicht,
bevor er an diesem Nachmittag zu dir in die Wohnung kam.
Ich hab einen kurzen Blick auf ihn erhascht, als er auf dem
Weg zur Wohnungstür an deinem Fenster vorbeikam. Ich
hab mich im Badezimmer versteckt, erinnerst du dich? Aber
ich habe durch die Tür gespäht, weil ich ganz sicher sein
wollte. Er ist es, kein Zweifel, Fran.«
    »Bist du absolut sicher, Tig?«, fragte ich sie.
»Ist das dein Ernst?«, entgegnete sie. »Glaubst du, ich
kann jemals die Gesichter von den Mistkerlen vergessen,
auch nur eins? Ich hab es dir nicht gleich erzählt, Fran, und
das tut mir Leid. Aber ich wusste nicht, wie gut du mit ihm
befreundet bist. Es sah so aus, als kämt ihr beide gut miteinander zurecht, überhaupt, als wärst du richtig dicke mit all
den Bullen. Ich wusste nicht, wie weit ich dir vertrauen
konnte. Ich wollte nicht, dass du mich bei ihm verpfeifst.«
»Du glaubst, so etwas hätte ich getan?«, fragte ich ungläubig.
»Ich war nicht sicher, ob du es nicht doch tun würdest«,
antwortete sie. »Hör zu, Fran, sei nicht wütend. Ich hatte
Angst! Das ist der Grund, aus dem ich zu dir gekommen
bin. Ich hatte schon genug Schwierigkeiten. Ich wollte nicht
noch mehr. Wenn er herausgefunden hätte, dass ich es dir
erzählt habe, hätte er angefangen, nach mir zu suchen, um
mich mundtot zu machen. Vielleicht hätte er
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