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Granger Ann - Varady - 02

Titel: Granger Ann - Varady - 02
Autoren: Denn umsonst ist nur der Tod
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hergekommen war.
»Warten Sie, Albie!«, rief ich ihm hinterher.
Doch er war bereits verschwunden, durch den Hauptausgang und nach draußen auf die Straße.
»Um Gottes willen, Fran!« (Ich konnte erkennen, dass
Ganesh nicht gerade in der fröhlichsten Stimmung aus High
Wycombe zurückgekehrt war.) »Was willst du denn von
dem Penner?«
»Er ist ein Zeuge!«, stieß ich hervor und sprang auf.
»Für was? Wie man sich ausschließlich von Branntwein
ernährt?«, entgegnete Ganesh mit einem ungeduldigen
Schritt in Richtung Ausgang.
»Für eine Entführung!«, schnauzte ich, und in dem Augenblick, als die Worte über meine Lippen kamen, wurde
mir bewusst, was ich gesagt hatte.
Ganesh starrte mich an. Mit mehr als einer Spur von Verzweiflung in der Stimme wiederholte ich: »Er hat eine Entführung beobachtet, Gan, und ich bin der einzige Mensch,
dem er etwas davon erzählt hat! Er wird bestimmt mit niemandem sonst darüber reden!«
Ganesh ließ seine große Tasche zu Boden fallen und riss
die Hände heftig und abwehrend nach oben. »Warum
musst du immer wieder so was machen, Fran?«
» Was machen?«, entgegnete ich. Die Vehemenz seiner
Worte erschreckte mich. Ganesh wird hin und wieder sarkastisch, und er ist manchmal oberlehrerhaft, aber normalerweise verliert er nicht die Ruhe.
»Dich mit solchen Leuten abgeben!«, sagte er. »Du weißt
ganz genau, dass dich das immer wieder in Schwierigkeiten
bringt!«
KAPITEL 2 Bevor ich weitererzähle, muss ich
erklären, dass es mir, trotz allem, was Sie vielleicht denken,
zu diesem Zeitpunkt gar nicht allzu schlecht ging. Zumindest hatte ich eine anständige Behausung, in der ich wohnen
konnte, und das war definitiv eine Verbesserung gegenüber
meiner vorherigen Situation.
Unmittelbar vor dem Einzug in meine gegenwärtige
Wohnung war ich nämlich in einer kurzfristig zu räumenden Sozialwohnung der Stadt untergebracht gewesen, in einer großen Mietskaserne. Die Unterbringung war deshalb
mit dem Etikett ›kurzfristig zu räumen‹ versehen, weil der
ganze Block abgerissen werden sollte. Er stand bereits zur
Hälfte leer, und die Wohnungen waren vernagelt und von
Vandalen verwüstet. Drogenabhängige brachen regelmäßig
ein und gingen ihren ungesunden Gewohnheiten nach.
Kinder schnüffelten Klebstoff oder Leim, und die verschiedensten Stadtstreicher übernachteten dort. Die Stadtverwaltung warf sie regelmäßig hinaus und vernagelte die Wohnungen aufs Neue, in der nächsten Nacht allerdings schon
kehrten die Junkies zurück, und so ging das immer weiter.
Gelegentlich segelte ein Selbstmörder auf dem Weg vom
Dach zum Erdboden am Fenster vorbei, Schläger lauerten in
der Eingangshalle und Leslie, der Pyromane aus der Nachbarschaft, schlich durch die Gänge und versuchte Feuer zu
legen.
Leute wie ich wurden hier einquartiert, weil die Stadtverwaltung nicht wusste, wohin sonst mit uns, oder weil sie uns
nirgendwo anders hinstecken wollte. Wir standen auf der
Liste der Wohnungssuchenden entweder ganz unten oder
existierten gar nicht, und unsere Lage war so verzweifelt,
dass wir bereit waren, uns mit dem Elend und den Gefahren
zu arrangieren. Es war nicht die erste derartige Wohnung, in
der ich gewohnt habe. Meine erste Wohnung dieser Art war
von Vandalen zerstört worden. Die zweite war in noch
schlimmerem Zustand als die erste, was ich, bis ich sie bezog, nicht für möglich gehalten hätte. Doch so sind die Tatsachen des Lebens, dass es, ganz gleich, wie schlimm die
Dinge stehen, immer noch schlimmer werden kann. Bettler
können nicht wählerisch sein, wie man so schön sagt, und
ich gehe jede Wette ein, dass ›man‹ eine schicke, komfortable Wohnung besitzt.
Doch ein Leben wie dieses lässt sich nur eine gewisse Zeit
ertragen, und ich war an dem Punkt angelangt, an dem ich
überlegte, ob ich Leslie bitten sollte, mir seine Streichhölzer
auszuleihen. Irgendetwas musste sich ändern. Doch wenn
ich einfach so ausgezogen wäre, hätten die Bürokraten gesagt, dass ich mich absichtlich obdachlos gemacht hätte,
und sich nicht länger verpflichtet gefühlt, etwas für mich zu
tun.
Ich war bereit, mich mit fast jeder anderen Wohnung zufrieden zu geben. Ich hatte ohne viel Hoffnung nach einem
Platz in einem anderen besetzten Haus gesucht, als Alastair
Monkton sich mit mir in Verbindung gesetzt hatte.
Als ich Alastair das letzte Mal begegnet war, hatte er mir
versprochen, zu tun, was in seiner Macht stand, um mir zu
helfen. Ich hatte das als höfliche Art
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