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Granger Ann - Varady - 02

Titel: Granger Ann - Varady - 02
Autoren: Denn umsonst ist nur der Tod
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Funkspruch des Beamten an die Zentrale hatte eine sofortige
Durchsuchung der Wohnung von Mervs Mutter zur Folge.
    Die Vorstellung mag schwer fallen, dass Merv eine hingebungsvolle Mutter besaß; offensichtlich jedoch hatte er sich
nicht zum ersten Mal bei ihr versteckt. Die Bullen waren
unmittelbar nach Mervs Flucht beim Lagerhaus dort gewesen, auch ohne Erfolg. Jetzt kehrten sie mit einem größeren
Aufgebot an Beamten zurück, und – man siehe und staune:
Er war tatsächlich bei ihr, gerade dabei, ein paar Dinge zusammenzupacken, um diesmal endgültig aus der Gegend zu
verschwinden. Die Bullerei war für ihn höchst unerfreulich
früh eingetroffen, bevor er fertig damit war: Jetzt saß er in
der Falle.
    Seine tapfere alte Mutter verbarrikadierte die Vordertür
gegen unsere wackeren Ordnungshüter und bewarf sie aus
einem Fenster im ersten Stock mit Flüchen und Küchengeräten, während ihr geliebter Sohn versuchte, durch die Hintertür zu flüchten. Dort wurde er bereits erwartet; seine
Mutter hatte alle ihre Teflonpfannen vergeblich geopfert.
    Jonty identifizierte Merv und Baz eindeutig bei einer Gegenüberstellung. Als die beiden erfuhren, dass es einen Zeugen gab, fingen sie an zu reden wie ein Wasserfall. Sie schoben
sich gegenseitig die Schuld zu – und natürlich der Stratton.
    Parry kam bei mir vorbei und berichtete, dass die Polizei
die Wohnung der Stratton durchsucht habe, die er in aufrichtiger Bewunderung als ein ehrlich hundertprozentiges
»Nutten-Budwar«, wie er es aussprach, bezeichnete, »alles
Satin und weiße Felle«.
    Die Polizei durchsuchte auch die Wohnung von Baz. Ich
war nicht überrascht, als ich erfuhr, dass er in einem einzelnen schmuddeligen Zimmer gewohnt hatte, das bis unter
die Decke voll mit schimmeligen Fastfood-Verpackungen
und Frauenunterwäsche gestopft war.
    »Höschen«, leckte sich Parry in gespielter Wonne die Lippen. »Hunderte von Höschen. Er scheint sie von Wäscheleinen geklaut zu haben. Wir mussten reihenweise Kisten organisieren, um sie wegzubringen. Es war ein ganzer Lieferwagen
voll. Wir können ihn nicht deswegen belangen, weil wir ihm
nicht beweisen können, dass er sie gestohlen hat. Kein Einziger hat sich auf der Wache gemeldet und sich beschwert, dass
Wäsche von der Leine verschwunden ist; ich vermute, es wird
auch keiner kommen. Ihnen ist nicht zufällig Unterwäsche
von der Leine abhanden gekommen, oder doch?« Hoffnungsvoll hob er eine fuchsrote Augenbraue.
    Ich sagte ihm, dass ich keine Wäscheleine hätte, jedenfalls
nicht draußen. »Was macht er mit so vielen Höschen?«,
fragte ich naiv.
    »Er sammelt sie«, antwortete Parry. »Sie wissen schon,
wie andere Leute Puppen in Nationaltrachten sammeln oder
alte Fußballhefte. Er sammelt eben Damenhöschen.«
    Es schien eine logische Erklärung, die mir nicht nur einiges über Baz verriet, sondern auch eine ganze Menge über
Parry.
    Ich war nicht sonderlich überrascht, dass letztendlich keine
Anklage gegen Lauren Szabo erhoben wurde. Vinnie Szabo
hatte einen anerkannten ärztlichen Gutachter bezahlt, der
seine kostspielige Meinung vortrug, nach der sie in der Zeit
ihrer Gefangenschaft in dem verlassenen Warenhaus einer
Art Gehirnwäsche unterzogen worden sei. In der offiziellen
Version waren es die beiden Angeklagten gewesen, die ihr
die Idee eingepflanzt hätten, und Lauren hätte mitgespielt.
Sie habe sich während ihrer Gefangenschaft in eine Fantasiewelt geflüchtet. Szabo schickte sie in ein kostspieliges
Schweizer Sanatorium, wo sie sich erholen und ihre Seite
der Geschichte überdenken konnte, bevor sie in die Öffentlichkeit zurückkehrte. Hoffentlich hatte sie ihre Skier nicht
vergessen.
    Soweit ich weiß, lebt sie immer noch im Haus ihres Stiefvaters. Ich stelle mir die beiden vor: Da Szabo, wie er mit
endlosen Geschenken versucht, ihren guten Willen und ihr
Schweigen zu kaufen, immer die Angst im Nacken, was sie
ihm alles anzutun im Stande wäre, falls sie auszöge, und
auch dann die Hosen gestrichen voll, wenn sie Zuhause herumsitzt, und dort sie, wie sie ihn umkreist wie ein Hai, der
auf seine Chance zum Angriff wartet, und darauf, Vinnie
Szabo zu vernichten, und die ganze Zeit über frisst Verbitterung und Hass an ihr. Für eine derartige Beziehung gibt es
sogar einen Namen: gegenseitiger Destruktionstrieb.
    Ich kaufte zwei Alicebänder, eines in schwarzem Samt
und eines in pinkfarbenem Satin, steckte sie in eine gefütterte Versandtasche und schrieb ›Samantha‹
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