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Granger Ann - Varady - 02

Titel: Granger Ann - Varady - 02
Autoren: Denn umsonst ist nur der Tod
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wich
hastig zurück.
Jonty sah mich aus verkniffenen Augen an. Ich hatte sein
Gesicht noch nie zuvor gesehen. Es erinnerte irgendwie an
ein Affengesicht, mit tiefen Linien um den Mund herum
und übersät mit unregelmäßigen Flecken grauer Barthaare.
Seine Augen waren klein, blutunterlaufen und mit einem
wilden Ausdruck auf mich gerichtet. Aus seinem Mund troff
Speichel, als er mit mir redete; er schien kaum noch Zähne
im Mund zu haben.
»Los, erzähl es ihr!«, drängte Ganesh hinter ihm. »Erzähl
ihr, warum du zurückgekommen bist!«
Jonty warf ihm einen Blick zu, der überrascht und missbilligend zugleich war. »’Türlich bin ich zurückgekomm’n,
als es wieder sicher war! Er war doch mein Kumpel, der Albie! Ich konnt ihm nich helfen. Ich hab nichts tun können,
um ihn zu retten, aber ich will, dass die Kerle dafür bezahl’n. Gerechtigkeit will ich für den Albie, jawohl, genau
das will ich!« Er nahm eine Hand von dem Bündel, das er
die ganze Zeit über an sich gepresst hielt, und zeigte mit einem gelben Finger auf mich. »Du bist eine Weltverbesserin.
Nun, dann verbesser die Welt ein wenig, klar? Sag den Bullen, was ich ihm erzählt hab!« Er deutete mit dem Daumen
über die Schulter auf Ganesh.
»Sicher, mir hast du alles erzählt«, widersprach Ganesh
gereizt, »aber ich will, dass du es Fran erzählst!«
»Also gut, meinetwegen.« Jonty räusperte sich erneut,
und ich rechnete bereits damit, dass er wieder ausspucken
würde. Doch nach einem kurzen Blick in die Runde schien
er zu dem Schluss zu kommen, dass dies nicht der geeignete
Ort war, und so fing er an zu erzählen. »Als du da in der
Nacht rumgekommen bist und mich im Windfang aufgestöbert hast, hab ich dir gesagt, dass ich auf Albie warten
würd, nich? Ich hab auf ihn gewartet, jawoll, das hab ich.
Und guck mal einer an, kurze Zeit später isser aufgetaucht.
Er hatte ’ne Flasche Whisky mit, Bell’s, ’n halben Liter. Er
hat gesagt, er hätt euch beide gesehen, und ihr würdet mit
ihm am nächsten Tag zu den Bullen. Ihr würdet wollen,
dass er der Polizei alles erzählt, alles, was er gesehen hat,
über das Mädchen, das die beiden Kerle geschnappt ham. Er
hätt sich mit der jungen Lady da bei der Marylebone Station
verabredet. Er hat gesagt, dass der da …«, Jonty deutete mit
dem Daumen auf den hinter ihm stehenden Ganesh, »… in
dem Kiosk arbeiten würd, bei der Ampel, ganz nah bei dem
Kartoffelladen. Also bin ich dahin, als ich gedacht hab, da is
Ruhe in die Dinge gekommen und die beiden Typen suchen
nich mehr nach mir.«
»Er hat auf mich gewartet«, fügte Ganesh hinzu. »In einem Eingang in der Nähe von Onkel Haris Geschäft. Er
sprang mir in den Weg, als ich vorbeiwollte. Ich dachte, ich
seh nicht richtig.«
»Jonty«, brachte ich nur heiser und leise hervor, und jegliche Müdigkeit war wie weggeblasen. »Wollen Sie damit sagen, dass Sie gesehen haben, wie die beiden Männer Albie
mitgenommen haben? Dass Sie sich erinnern können, wie sie
ausgesehen haben? Würden Sie die Kerle wieder erkennen?«
»Das sag ich doch die ganze Zeit, oder?«, wurde Jonty ungeduldig wegen meiner Begriffsstutzigkeit. »Ich hab die beiden Kerle geseh’n. Ich war dabei, als sie den alten Albie geschnappt ham. Einer war ’n großer Kerl, ’n richtiger Klotz,
ganz blass, blonde Haare, kleine Augen wie ein Schwein. Der
andere war ’n kleiner dunkler Typ, hatte so ’ne Motorradjacke aus Leder. Die sind in so ’nem alten Cortina gekommen.
Ham wohl nich damit gerechnet, dass ich auch da bin. Hätt’n
mich zusammen mit Albie mitgenommen, schätz ich, nur
hat sich Albie ganz schön gewehrt, und sie mussten beide
anpacken, damit sie ihn wegschleppen konnt’n. Das war
meine Chance! Bin seitwärts in die Büsche, sozusagen. Ob
ich mich an die Kerle erinnere? Die vergess ich sicher mein
Leben lang nich!«
Ich hätte ihn küssen können. Ich tat es nicht, weil er so
furchtbar stank. Aber ich hätte es tun können.
Wir würden mit Jonty nicht den gleichen Fehler machen
wie mit Albie. Jetzt, da wir ihn gefunden hatten – beziehungsweise er uns –, würden wir ihn nicht eine Sekunde
mehr aus den Augen lassen. Wir marschierten auf dem kürzesten Weg mit ihm zur Wache.
Sie waren nicht gerade erfreut, uns zu sehen. Sie beschwerten sich wegen Jontys Gestank. Als wir ihnen aber
klargemacht hatten, worum es ging, änderten sie ganz rasch
ihre Meinung.
Als ich endlich wieder nach Hause kam, war es ein Uhr
früh. Ich fiel auf mein
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