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Grandios gescheitert

Grandios gescheitert

Titel: Grandios gescheitert
Autoren: Bernd Ingmar Gutberlet
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DIE HERSTELLUNG VON GOLD
    Seitdem zum ersten Mal ein Mensch auf Gold stieß, ist das Edelmetall heiß begehrt. Es war möglicherweise sogar das erste Metall überhaupt, das der Mensch entdeckt hat, vermutlich vor über 6.000 Jahren. Die ältesten Goldartefakte stammen von der bulgarischen Schwarzmeerküste und wurden auf die Zeit zwischen 4400 und 3900 v. Chr. datiert. Seine herausragende Stellung unter den Metallen behauptete das Gold aber auch dann noch, als andere hinzukamen, denn es galt als reinstes der Edelmetalle und erlangte mythische Bedeutung: als Symbol alles Himmlischen und damit Göttlichen, für Sonne und Licht. Ob die Inka Südamerikas, die Ägypter, die Babylonier oder die Chinesen – alle belegten das seltene Material mit besonderer Bedeutung. Dazu gehört, dass es hymnisch besungen und sein Ursprung vorzugsweise mit den Göttern in Verbindung gebracht wurde. Gegenteilige Ansichten gab es ebenfalls – wegen der Habgier, die die Kostbarkeit des Metalls auslöste. Schon im 1. Jahrhundert n. Chr. wünschte sich der Universalgelehrte Plinius der Ältere, das Gold möge aus dem Leben entfernt werden, und rund neunzehn Jahrhunderte später nannte es der Ökonom John Maynard Keynes »ein barbarisches Metall«.
    Farbe, Unvergänglichkeit, Seltenheit und stoffliche Eigenschaften – es ist weich, das dehnbarste Metall überhaupt und somit gut zu verarbeiten – machten es zu einem teuren Material, das für Schmuck verwendet wurde und schließlich für Geld. Schon im 3. Jahrtausend v. Chr. stellte man Legierungen mit Silber und Kupfer her, um das Edelmetall härter zu machen. Seit seiner Entdeckung wurden schätzungsweise 100.000 bis 120.000 Tonnen Gold gefördert und verarbeitet, jährlich kommen bis zu 2.500 Tonnen hinzu. Zusammen ergäbe das einen hübsch glänzenden Würfel von gut 20 Meter Kantenlänge. Allerdings ist unser Planet mit Gold nicht gerade reich gesegnet: In 1.000 Tonnen Erdkruste lassen sich gerade einmal drei bis fünf Gramm des edlen Stoffes finden, 1.000 Tonnen Meerwasser enthalten sogar nur ungefähr ein Gramm.
    Die ersten Goldmünzen werden dem lydischen König Kroisos zugeschrieben, der im 6. Jahrhundert v. Chr. lebte und bis heute als Inbegriff sagenhaften Reichtums gilt. Gold- und Silberwährungen erwiesen sich als Erfolgsgeschichte – bis vor wenigen Jahrzehnten noch war beispielsweise der US-Dollar eine Goldwährung: Für das in Umlauf befindliche Papiergeld lagerte die entsprechende Menge Gold im legendären Fort Knox im Bundesstaat Kentucky. Der Goldstandard ist aus der Mode gekommen, was in Zeiten staatlicher Schuldenkrisen bedauerlich erscheint. Angesichts verfallender Währungen und abstürzender Börsenkurse fliehen Anleger in das vermeintlich sichere Edelmetall, dessen Wert dann zwar schwindelerregende Höhen erklimmt wie zuletzt im globalen Börsentaumel 2011, aber natürlich auch wieder ins Bodenlose fallen kann.
    Da Gold so kostbar war, dauerte es nicht lange, bis Fälschungen angeboten wurden und Falschmünzerei zum Problem wurde. Dabei handelte es sich meist um Legierungen, also Mischungen von Gold mit einem anderen Metall, denen man die Zugabe von Fremdstoffen nicht sofort ansah. Gleichzeitig kamen aber auch Ersatzstoffe auf den Markt, die gar kein Gold enthielten, beispielsweise die Kupfer-Zink-Legierung Messing, die schon seit dem 2. vorchristlichen Jahrtausend Verwendung fand. Wer auf sie als vermeintliches Gold hereinfiel, bescherte dem Fälscher einen guten Ertrag. Aber natürlich wurden Stoffe wie Messing auch ganz redlich als Ersatzstoffe angeboten. Über viele Jahrhunderte, in vielen Kulturen waren für die Streckung von Gold oder gar seine Herstellung aus einem anderen Stoff die Alchemisten zuständig.

Alchemie – Vorläufer der modernen Chemie
    Die Alchemie ist eine sehr alte Disziplin, der der Name Wissenschaft aus moderner Sicht nicht zusteht. Ebenso wenig aber hat sie verdient, als ausschließlich okkult, abwegig und betrügerisch verunglimpft zu werden. Auch hier hat üble Nachrede sich als historisch beständig erwiesen, hinzu kommt die enorme Halbwertszeit übertrieben sensationslüsterner Vorstellungen. Von einem streng rationalistischen modernen Standpunkt aus gesehen, weisen Religion und Alchemie denselben Ursprung auf: den Drang nach Erklärungen angesichts fehlender wissenschaftlicher Grundlagen, von denen wir heute profitieren können. Zu den Errungenschaften der modernen Wissenschaften war es ein langer Weg, beginnend mit dem
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