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Grand Cru

Grand Cru

Titel: Grand Cru
Autoren: Martin Walker
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Balkankriege hatte er verwundete französische Soldaten aus einem brennenden Panzerwagen bergen müssen. Die Narben am linken Arm zeugten davon. In der Schublade seines Nachttischs lag das
croix de guerre,
das ihm die Regierung verliehen hatte, nachdem es anfangs behördlicherseits Einwände gab, weil die Friedensmission in Bosnien offiziell kein Kriegseinsatz gewesen war.
    Bruno überlegte, ob er hinten im Wagen irgendetwas dabeihatte, womit er sich würde schützen können. In der Jacke, die er immer auf der Jagd trug, steckten Handschuhe und eine Mütze; feste Stiefel hatte er auch, und in seiner Sporttasche waren eine Schwimmbrille, eine Flasche Wasser und ein zusammengeknülltes altes Tennishemd, das er sich bei Bedarf vors Gesicht halten konnte. Der Transporter keuchte bergauf; Bruno trat das Gaspedal ganz durch. Er kannte sich in der Gegend aus, doch an eine Scheune konnte er sich nicht erinnern. Das Hochplateau bestand hauptsächlich aus Wäldern und mageren Weiden mit ein paar alten, verfallenen Schäferhütten. Außerdem stand da die hohe Richtfunkantenne.
    Als Bruno hinter der letzten Kehre das Plateau erreichte, schien sich der flackernde Widerschein des Feuers über den ganzen Himmel ausgebreitet zu haben. Voller Sorge dachte er an die Trockenheit der letzten Wochen. Der Fluss führte so wenig Wasser, dass die Touristen mit ihren Kanus auf die Kanäle ausweichen mussten. Als er das Feuer riechen konnte, ging er unwillkürlich vom Gas herunter, und dann sah er das Blaulicht auf Alberts Löschzug, das dem Flackern am Himmel den Takt vorzugeben schien. Bruno parkte am Straßenrand. Er stieg in seine Stiefel, streifte die Handschuhe über und setzte sich die Jagdmütze auf. Er suchte nach der Schwimmbrille, steckte sie ein und ließ Wasser aus der Flasche über sein Tennishemd laufen. Dann rannte er auf die beiden
pompiers
zu, die, nur als schwarze Schemen vor den Flammen erkennbar, gemeinsam die Spritze gepackt hielten.
    »War doch keine Scheune, nur ein großer Holzschuppen. Der ist nicht mehr zu retten«, brüllte Albert über den Motorenlärm und das Brausen der Flammen hinweg. Aus dem hinteren Teil des Fahrzeugs zog er eine schwere gelbe Schutzjacke und reichte sie Bruno. Mit den Stiefeln, die Bruno anhatte, schien er einverstanden zu sein, denn er nickte, als er sie sah.
    »Es hätte schlimmer kommen können. Wir waren rechtzeitig zur Stelle und konnten verhindern, dass das Feuer auf den Wald übergreift. Aber der Schuppen ist hin und auch, was immer da auf dem Feld gewachsen ist.«
    Mit nervös zuckenden Blaulichtern näherten sich von hinten das zweite Löschfahrzeug mit einem großen Tankwagen im Schlepp und der Bus der Gendarmen. Albert rief sofort die Brandmeister der Nachbargemeinden an, um ihnen zu sagen, dass ihre Hilfe nicht nötig sei.
    Als er sein Handy wieder weggesteckt hatte, fragte Bruno: »Habt ihr hier jemanden angetroffen?« Albert schüttelte den Kopf und stapfte zu dem zweiten Löschfahrzeug, das von Ahmed gesteuert wurde. »Wer hat das Feuer denn gemeldet?«, rief ihm Bruno hinterher.
    »Ein anonymer Anrufer aus einer Telefonzelle in Coux«, rief Albert zurück.
    Bruno versuchte, sich zu orientieren. Er wusste, dass die Straße - eine Schotterpiste, die frisch angelegt zu sein schien - im weiteren Verlauf durch dichten Wald führte. Aber hier, wo er stand, beschrieb sie einen weiten Bogen um ein Feld, das inzwischen gänzlich niedergebrannt war, und eine Weide, durch die sich langsam, aber stetig kleine Flammen fraßen. Der warme Wind, den er auf den Wangen spürte, wehte in Richtung Waldrand, den die
pompiers
mit Wasser besprengten, um ein Ausbreiten des Feuers zu verhindern. Am höchsten waren die Flammen über dem schon halb eingestürzten Holzschuppen, der mitten auf dem verkohlten Feld stand.
    Bruno blieb mit seiner Stiefelspitze an etwas hängen. Irritiert blickte er zu Boden und sah ein kleines Blechdreieck, wie es von Landwirten verwendet wird, um zu kennzeichnen, in welchen Feldabschnitt sie was ausgesät hatten. Er hob es auf und las im Licht der Scheinwerfer des Feuerwehrwagens: »Agricolae Sech G71«. Er konnte damit nichts anfangen, steckte das Blechdreieck aber trotzdem ein. Hinter ihm wurden Rufe laut. Er drehte sich um und sah, wie zwei
pompiers
in ihren gelben Schutzanzügen einen weiteren Schlauch ausrollten, der sich wenig später zuckend mit Wasser füllte und eine mächtige Fontäne ausspie, die die beiden auf den Waldrand richteten.
    »Riechst du auch was?«,
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