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Grand Cru

Grand Cru

Titel: Grand Cru
Autoren: Martin Walker
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Betriebsgeheimnis«, sagte er. »Ich bin nicht befugt, Ihnen darüber Auskunft zu geben.« Bruno hatte Petitbon ein paarmal gesehen, bei Rugbyspielen oder auf Empfängen im Bürgermeisteramt, wo Petitbon für gewöhnlich mit einem Glas Wein in der Hand irgendwo abseits in der Ecke stand. Er lebte zurückgezogen mit seiner Frau und hatte keine Kinder.
    »Monsieur Petitbon, ich ermittle im Auftrag des Innenministeriums«, sagte Jean-Jacques mit zunehmend lauter Stimme. »Und das kann nur heißen, dass ein hochrangiges Mitglied des Landwirtschaftsministeriums, also Ihres Arbeitgebers, darauf gedrängt hat, dass sich der Chefinspektor unseres
Départements,
also meine Person, persönlich mit dem Fall befasst. Ich musste eine Mordsache, zwei Fälle von Vergewaltigung und einen Bankraub hintanstellen, um hierherzukommen. Um keine Zeit zu vertrödeln, schlage ich vor, Sie rufen Ihren Minister in Paris an und holen sich die Erlaubnis, die Sie brauchen, bevor ich meinen Minister anrufe und ihm mitteile, dass Sie meine Nachforschungen behindern.«
    Petitbon war sichtlich beeindruckt von Jean-Jacques Stimmgewalt, setzte sich hinter seinen Schreibtisch und griff zum Telefon. Dann kehrte er den beiden auf seinem Drehsessel ostentativ den Rücken, murmelte etwas in die Sprechmuschel und musste sich von der Gegenseite anhören, was nach einem ruppigen Befehl klang.
»Oui, Monsieur le Directeur«,
sagte Petitbon ehrerbietig, kam aber nicht mehr dazu, sich zu verabschieden, denn es machte Klick in der Leitung. Er zuckte vor Schreck zusammen, drehte sich dann um und legte den Hörer zurück.
    »Was ich Ihnen zu sagen habe, meine Herren, ist streng vertraulich und muss unter uns bleiben«, hob Petitbon gewichtig an und straffte die Schultern. »Die Sache ist von nationaler Bedeutung, ein Projekt, das vom Verteidigungsministerium initiiert wurde, jetzt aber in den Händen des Landwirtschaftsministeriums liegt. Aus Sorge um den Klimawandel wurde der Plan gefasst, Pflanzen zu züchten, die auf trockenem, magerem Boden gedeihen. An dem Projekt sind ein Pharmaunternehmen und ein Agrochemiekonzern beteiligt. Zur Organisation und Finanzierung der Forschung wurde eigens eine Firma gegründet, die Agricolae sa. Wir arbeiten mit Soja und anderen Bohnen, Mais und Kartoffeln, aber auch mit Rebsorten. All das wurde auf unserem Versuchsfeld angepflanzt und durch das Feuer vernichtet. Es ist uns von äußerster Wichtigkeit, dass festgestellt wird, wer dafür verantwortlich ist und wie es dazu kommen konnte, dass Informationen über dieses streng vertrauliche Projekt nach außen dringen konnten.«
    Bruno erinnerte sich an seinen Fund. »Ich habe ein kleines Blechschild sichergestellt mit der Aufschrift >Agricolae Sech<. Ist das von Ihnen?«
    »Ja. Agricolae Sech - kurz für
Sécheresse.
So bezeichnen wir die dürreresistenten Kulturen, die wir zu züchten versuchen, teils hier auf unserer Farm, teils auf dem besagten Feld, das wir wegen seines mageren Bodens ausgewählt haben. Dort scheint nun alles verloren zu sein, nicht nur die Ernte, sondern auch alle Unterlagen und Forschungsaufzeichnungen. Drei Jahre Arbeit.«
    »Können Sie sich Gründe für eine vorsätzliche Brandstiftung vorstellen?«, fragte Bruno. »Haben Sie Feinde, gibt es entlassene Angestellte, die auf Rache sinnen könnten, oder irgendwelche eifersüchtigen Ehemänner?«
    Petitbon lächelte, was seinem hageren Gesicht gut tat. »Letzteres wäre mir noch am liebsten. Nein, von Feinden weiß ich nichts. Aber es könnte natürlich sein, dass irgendwelche radikalen Umweltschützer dahinterstecken. War es denn Brandstiftung?«
    »Wir warten noch auf den Laborbefund.«
    »Nun, vielleicht kann ich Ihnen weiterhelfen. Auf dem Dach unserer Außenstelle war eine Webcam installiert, über die wir hier im Institut mitverfolgen konnten, wie sich die jeweiligen Sorten entwickeln. Die Mitschnitte der Einspielungen zeigen hoffentlich, wer sich verbotenerweise auf dem Feld herumgetrieben hat. Die Nachtaufnahmen werden zwar stark unterbelichtet sein, aber vielleicht lässt sich da nachträglich was machen.«
    »Woher stammte eigentlich der Strom für diese Webcam?«
    »Fotovoltaik. Wir hatten Solarzellen auf dem Dach, die ausreichend Energie lieferten. Die Kamera ist wahrscheinlich verbrannt, aber die Aufzeichnungen sind gespeichert. Ich wollte sie mir gerade ansehen, als Sie gekommen sind.«
    »Dass die Arbeit von drei Jahren für die Katz ist, tut mir leid, Monsieur.«
    »Tja, gehen wir nach drüben
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