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Grand Cru

Grand Cru

Titel: Grand Cru
Autoren: Martin Walker
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fragte Albert, der plötzlich neben ihm auftauchte. »Komm mal mit.«
    Er führte Bruno über schwelendes Gras in den Windschatten des Schuppens, wo es sehr viel leiser war. Von dem, was sich im Innern befunden hatte, war nicht mehr viel zu erkennen. Löschwasser rann von den rauchenden Resten des Daches und tropfte zischend auf einen Metalltisch, auf dem irgendein verkohltes Gerät stand. Zwei eingestürzte Deckenbalken hingen spitzwinklig über einem Kasten, der wie ein alter Aktenschrank aussah. Es roch, wie Bruno feststellte, nach verbranntem Kunststoff und Gummi. Und nach noch etwas anderem. »Benzin?«, fragte er.
    »Scheint so. Wir werden ein paar Proben nach Bordeaux ins Labor schicken, aber ich wette, es war Brandstiftung. Da drüben am Feldrand riecht man es auch. Da hat jemand gründliche Arbeit geleistet. Hier bist du mehr gefragt als ich.«
    »Für Brandstiftung ist die
police nationale
zuständig«, entgegnete Bruno. Und die Telefonzelle in Coux würde auf Fingerabdrücke hin untersucht werden müssen, dachte er.
    »Wenn es um die Vernichtung der Ernte ging, um einen Streit unter Bauern oder irgendwelche Eifersuchtsgeschichten, wäre das allein unsere Sache. Die
police nationale
hätte gar keine Ahnung, wo sie überhaupt anfangen sollte.«
    Bruno nickte und starrte auf die verkohlten Reste. »Ist doch seltsam, Albert. Was haben ein Aktenschrank und Bürokrempel hier draußen in einem Getreideschuppen verloren?«
    »Tja, das da auf dem Tisch könnte ein Computer gewesen sein. Aber hier gibt's doch keinen Strom. Vielleicht war's eine alte Schreibmaschine.«
    Bruno machte kehrt und überquerte gerade das verkohlte Feld, als plötzlich grelles Licht aufzuckte, unmittelbar gefolgt von einer heftigen Detonation und einer Hitzewelle, die ihn von hinten überrollte. Er drehte sich um und sah Albert vor den Trümmern der Hütte, aus der wieder hohe Flammen aufschössen, zu Boden sinken.
    Bruno rannte los, den Arm vors Gesicht gehoben, um die Augen vor der sengenden Hitze zu schützen. Bevor ihn seine Angst zurückhalten konnte, hatte er sich in die Flammen gestürzt. Er packte Albert beim Kragen und schleifte ihn durch rauchende Trümmer hinter sich her. Die Hosenbeine des Brandmeisters hatten Feuer gefangen. Bruno legte ihn in sicherem Abstand ab und erstickte die Flammen mit seiner feuerfesten Jacke. Schnell waren auch die anderen Männer zur Stelle und besprühten beide mit Schaum aus tragbaren Feuerlöschern.
    Während sich die anderen um Albert kümmerten, zog Ahmed Bruno beiseite und leuchtete ihm mit seiner Taschenlampe ins Gesicht. »Alles in Ordnung?«, brüllte er. Bruno nickte, richtete sich schüttelnd auf und streifte den Schaum von der Brust.
    »Nur ein bisschen angekokelt, halb so schlimm«, sagte er. »Was ist da explodiert?«
    »Keine Ahnung, vielleicht ein Kanister Farbe, Öl oder Benzin. Es braucht nur heiß genug zu werden, dann geht so was hoch wie eine Bombe.« Ahmed zuckte mit den Achseln. »Albert hätte nicht so nah rangehen dürfen, und es wäre vielleicht besser gewesen, wenn wir die Spritze noch 'ne Weile auf den Schuppen gehalten hätten, aber wir brauchten das Wasser, um den Wald zu schützen.«
    »War meine Schuld«, entgegnete Bruno. »Ich wollte was über das Zeug im Schuppen wissen. Wie geht es ihm?«
    Albert stand, von den anderen gestützt, auf den Beinen und schüttelte den Kopf. Große Schaumflocken flogen von Helm und Schutzjacke.
    »So was Blödes aber auch!«, knurrte er. »Ich glaube, mein Ohr hat was abgekriegt.« Er langte mit der Hand danach. Einer der Kollegen gab ihm eine Flasche Wasser, aus der er gierig trank. Dann spuckt Albert aus, sah sich nach Bruno um und nickte ihm zu. »Danke«, sagte er leise und reichte ihm mit zitternder Hand die Flasche. Bruno bemerkte, dass auch er zitterte.
    »Nicht schlecht. Feuerfeste Unterwäsche. Wie bei Formel-1-Piloten.« Albert stand unter Schock und plapperte drauflos. »Mit mir ist alles in Ordnung. Bin nur ein bisschen schwindlig von der Kopfnuss. Nicht weiter tragisch.«
    »Von wegen!«, sagte Ahmed. »Du kennst die Regeln. Wir haben euch 'ne Ladung Schaum verpasst, das heißt, ihr müsst euch beide im Krankenhaus untersuchen lassen.«
    Im Hintergrund waren aufgeregte Stimmen zu hören. Einer der Feuerwehrmänner kam angerannt. »He, Chef, da drüben gibt's ein Standrohr und 'ne Wasserleitung. Die Gendarmen haben sie gerade entdeckt.«
    Albert sah Bruno an und verdrehte die Augen. »Das wäre das erste Mal,
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