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Graf Dracula auf Schreckenstein

Graf Dracula auf Schreckenstein

Titel: Graf Dracula auf Schreckenstein
Autoren: Oliver Hassencamp
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rief der Rex erregt. „Wenn das Pferd wegen ihm gescheut hat...“
    Weiter sprach er nicht, schaute gebannt mit den Rittern durch die Scheiben und wartete auf die Reaktion Känguruhs , dem Walter gerade vorgeführt wurde. Der sah Walter an, lange und von allen Seiten, bückte sich, sprach mit ihm, klopfte ihm auf die Schulter und lachte.
    „Gott sei Dank!“ sagte der Rex halblaut.
    Wieder klopfte Känguruh Walter auf die Schulter. Der nickte, deutete zu den Fenstern herauf, hinter denen Kopf an Kopf die Ritter standen, kam herübergelaufen und fuchtelte mit den Armen, bis Mücke einen Fensterflügel aufmachte.
    „Eberhard, Kuno, Egon und Herbert sollen runterkommen. Sofort!“ rief Walter.
    Das ließen sich die Genannten nicht zweimal sagen. Ohne eine Frage zu stellen, wetzten sie davon, den Nordkorridor entlang, die Freitreppe hinunter zu Walter und mit ihm zu Känguruh , der auch sie von allen Seiten betrachtete und dann offenbar wegschickte, denn sie verschwanden alle fünf im Torbogen, wo die Pferde zur nächsten Wiederholung bereitstanden.
    „Versteht ihr das?“ fragte der Rex.
    „Vielleicht soll Walter was besorgen und hat gefragt, ob er seine Freunde mitnehmen darf 1 , mutmaßte Hans-Jürgen mit Dichterphantasie.
    „Dann hätte Känguruh sie nicht so genau angeschaut, wa ?“ meinte Andi. Das leuchtete allen ein und sie überlegten angestrengt.
    „Bitte Ruhe — bitte Ton!“ rief die Stimme, bei dem offenen Fensterflügel jetzt deutlicher zu hören. Nach dem Wort „Action“ dauerte es nur Sekunden, bis auch die achtzehnte Wiederholung abgebrochen wurde. Der Rappe war ausgerutscht, lahmte und mußte ausgetauscht werden.
    „Drum haben die die Pferde doppelt!“ überlegte Strehlau . „Das ist zwar teuer, aber doch billiger, als wenn’s gar nicht weitergeht.“
    Es dauerte eine Weile, bis das Ersatzpferd zur Stelle war. Die Filmleute steckten sich Zigaretten an. Wa ging mit bedächtigen Schritten auf und ab, Känguruh redete mit den beiden Frauen, die Schauspieler saßen in ihren Klappstühlen, ließen wieder an sich herumzupfen, die Nase abpudern, die Stirn mit einem Leder abtupfen. Da drehte sich die Schauspielerin um, schaute herauf, sah Mücke am offenen Fenster und rief: „Na Kindchen, gefällt’s euch?“
    Sofort funkte Wa dazwischen. „Ich hab euch doch gesagt, ihr sollt die Fenster zulassen, wa ?“
    „Der Walter hat raufgerufen wegen den vier Minis. Da mußte ich aufmachen“, antwortete Mücke seelenruhig.
    „ Is jut .“ Wa nickte. „Dann mach jetzt wieder zu.“
    „Und wenn wir versprechen, daß wir still sind?“ hakte Mücke nach.
    Da drehte sich Känguruh um und rief herauf: „Ich weiß nicht, ob ich auf euren Frieden vertrauen darf.“
    Mücke macht den Mund auf, doch der Rex kam ihm zuvor. „Probieren Sie’s. Wenn die Jungen etwas versprechen, dann halten sie’s auch.“
    Känguruh lächelte und nickte mit dem langen Schild seiner Mütze. „Wenn Sie das sagen — okay.“
    Wie auf ein Startzeichen klappten in den drei Flügeln dieFenster auf. Mücke klopfte seinem Direktor anerkennend auf die Schulter: „Rex, das war oberprimstens !“
    Nun machte das Zuschauen wieder Spaß, auch wenn dieselbe Szene nun zum neunzehntenmal wiederholt wurde. Die Stallburschen halfen den Schauspielern auf die Pferde, die Kostüme wurden gerichtet, damit beim Absitzen nichts hängenbleiben konnte und wieder hieß es: „Bitte Ruhe — bitte Ton!“
    Die Antwort des Tonmeisters aus dem Lautsprecher ging bereits unter, in einem unbeschreiblichen Geheul. Die Pferde stiegen, daß die Schauspieler Mühe hatten, oben zu bleiben, Känguruh schlug die Hände zusammen. Aus dem Dunkel des Torbogens wackelten mit roten Zipfelmützen und langen weißen Bärten fünf Gartenzwerge in den Hof: die Minis und Walter.
    Känguruh lief ihnen entgegen, ruderte mit den Armen und rief: „ Wonderful ! Wonderful !“
    Und in der allgemeinen Heiterkeit sprach Wa das einzig richtige Wort: „Mittagspause.“
    Als habe es sich um das Stichwort für seinen Auftritt gehandelt, kam Jean, der Diener von Mauersäge, die Freitreppe herunter. Er verneigte sich vor Känguruh , der ihm zusammen mit den Darstellern folgte — die Treppe wieder hinauf und durch den Rittersaal zum Essen beim Grafen.
    Die Ritterschaft kümmerte das nicht. Sie eilte hinaus zu ihren Zwergen. Dabei hätte Ottokar um ein Haar die Schauspielerin umgerannt, doch ihre schrille Stimme warnte ihn rechtzeitig, wie eine Fahrradklingel. „Nicht so
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