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Graf Dracula auf Schreckenstein

Graf Dracula auf Schreckenstein

Titel: Graf Dracula auf Schreckenstein
Autoren: Oliver Hassencamp
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schleppten Scheinwerfer herein, um sie an den Fenstern zum Hof aufzustellen. Bereitwillig rückten die Ritter die störenden Tische weg.
    „Zu Hause sind wir hier nicht mehr“, sagte der kleine Egon spitz.
    Und Beni meinte: „Wenn das so weitergeht, nehme ich mir bei Mauersäge ein Fremdenzimmer.“

    Über die Treppe begab sich die Ritterschaft zum Süd-, West- und Nordflügel und machte es sich an den Korridorfenstern bequem, um den Dreharbeiten zuzuschauen.
    Prompt meldete sich eine Stimme: „Das geht aber nicht, daß hier alles zum Fenster raushängt, wa ?“ Der Rufer, mit unverkennbarem Berliner Dialekt, war ein kleiner flachsblonder Mann.
    Mücke schaltete am schnellsten und rief zurück: „Warum nicht? Wir schauen ja nur zu.“
    „Wa?“ brüllte Witzbold Klaus hinterher.
    Da grinste der Flachsblonde. „Na, meinetwegen. Aber wenn nachher gedreht wird, müßt ihr zumachen. Da brauchen wir absolute Ruhe.“
    „Ruhe haben wir. Jede Menge“, gab Ottokar zurück.
    Der Flachsblonde grinste wieder. „Ist ja oberprimstens , daß wir uns gleich so verstehen, wa ?“
    Glich das Treiben im Burghof bisher dem auf einer Baustelle, so wurde es jetzt interessanter: Ungefähr ein Dutzend Männer mit Aluminiumkoffern und Stativen kamen durch den Torbogen herein. Hinter ihnen ein Baumlanger mit schmalen Schultern und einem tiefhängenden, spitzen Bauch, der noch weiter in die Gegend ragte als der lange Schild seiner Mütze. Er trug keinen Aluminiumkoffer, redete mit Mund und Händen auf zwei Frauen ein, beide mit großen Büchern und Schreibblocks unterm Arm. Für diese drei wurden Klappstühle aufgestellt, in die sie sich setzten.
    „Das Känguruh scheint der Regisseur zu sein“, alberte Beni. Sein Vergleich traf genau, und wurde sofort von Fenster zu Fenster weiterverbreitet.
    „Wo seht ihr denn ein Känguruh ?“ Doktor Waldmann beugte sich neben Fritz hinaus und wurde eingeweiht. „ Känguruh ist nicht schlecht“, meinte er und lachte. „Das Ding, das da über seinem Bauch baumelt, könnte der Kopf des Jungen in der Beuteltasche sein. Aber es ist natürlich der Sucher für die verschiedenen Bildausschnitte.“ Auch über die beiden Frauen wußte Waldmann Bescheid. Es konnte sich nur um die Regieassistentin und um das sogenannte „Scriptgirl“ handeln. „Die Regieassistentin muß darauf achten, daß die Bildanschlüsse stimmen“, erklärte er. „Da hat zum Beispiel ein Schauspieler in Einstellung 375 eine kurze Zigarre in der rechten Hand. Bis die Szene klappt, ist es Mittag. Nach der Essenspause wird weitergedreht, Szene 376. Der Schauspieler bekommt eine frische Zigarre, also eine lange, und hält sie in der linken Hand. Das muß die Regieassistentin bemerken! Die Zigarre wird abgeschnitten, und der Schauspieler muß sie in die Rechte nehmen. Sonst sieht das aus wie beim Zauberkünstler, denn im Film kommen beide Szenen ja unmittelbar hintereinander. Nur der Blickwinkel ändert sich.“
    „Woher wissen Sie das alles?“ wunderte sich Stephan.
    Der Doktor lächelte...In meiner Studentenzeit habe ich mir gelegentlich als Filmkomparse — das ist eine kleine Nebenrolle ohne Text oder nur mit ganz wenig — etwas dazuverdient. Der Rex übrigens auch“, er räusperte sich. „Ich meine natürlich Doktor Meyer.“
    „Mann!“ sagte Dampfwalze, der plötzlich dabeistand. Keiner hatte ihn kommen sehen.
    Drunten im Hof ging es immer emsiger zu. Alle liefen und redeten durcheinander, fast alle rauchten und warfen die Kippen achtlos weg.
    „Saubären!“ schimpfte Andi.
    Die Männer mit den Aluminiumkoffern hatten sich in drei Gruppen geteilt. Eine auf der Freitreppe oben vor dem Portal, eine auf dem Stahlgerüst in der Ecke zwischen Süd- und Westflügel und neben dem Durchgang zum Sportplatz die dritte.
    Alle drei bauten gerade Kameras auf, während „ Känguruh “ vom Torbogen hergehüpft kam, so als reite er auf einem Steckenpferd, und dabei den Männern an den Kameras zurief: „Sie kommen nach hier, steigen hinunter und stürzen zu Haus!“
    „Wie redet der denn?“ wunderte sich Werner am Mittelfenster im Westflügel.
    „Auswärts“, entgegnete Mücke. „ Känguruhs sind ja bekanntlich nicht von hier.“
    „Die Pferde, da!“ Klein Kuno deutete zum Torbogen. Von dort kamen drei Reiter in den Hof.
    „Sind das die Schauspieler?“ fragte Pummel am Nebenfenster.
    „Nee, dat sind Stallburschen, wa !“
    Die Ritter fuhren herum. Hinter ihnen stand der flachsblonde Berliner und grinste. „ Ick
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