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Graf Dracula auf Schreckenstein

Graf Dracula auf Schreckenstein

Titel: Graf Dracula auf Schreckenstein
Autoren: Oliver Hassencamp
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hartgekochten Eiern, Krüge mit Saft und dazu Becher. Wer Appetit hatte, kam und bediente sich.
    Neben dem Korb saß Dampfwalze, ließ die Beine baumeln und tankte Kraft nach. Er hatte sich furchtbar geärgert. Der kleine Herbert, der kleine Kuno, der kleine Egon und Mini-Ritter Eberhard hatten ihn wegen der Schauspielerin aufgezwickt. Vor allen.
    Am schlimmsten der kleine Eberhard. „Wenn du die Schauspielerin heiratest, schenkt sie dir viele liebe Kinderchen!“
    Zwar sagten die Großen kein Wort, für sie war die Sache erledigt und vergessen, daß sie sich vor Lachen bogen, war jedoch unvermeidlich. Aber er würde es ihnen zurückgeben! Bei nächster Gelegenheit. Und er holte sich das nächste Brot.
    „Bitte Ruhe - bitte Ton“, klang es herauf.
    Dann die quakende Antwort aus dem Lautsprecher: „Ton läuft“, darauf: „Bitte Klappe!“
    Dann die dunkle Stimme: „Vierhundertzweiundzwanzig das sechzehnte Mal!“ und das Klappen zweier gegeneinander geschlagener Latten.
    Danach mit englischer Aussprache das Wort „Action“ (sprich: äksch’n ), Pferdegetrappel, bis irgend jemand rief: „Halt!“
    Wieder hatte es nicht geklappt.
    Die Ritter hinter den jetzt geschlossenen Fenstern im Süd-, West- und Nordflügel schauten gar nicht mehr genau hin. Es war immer dasselbe. Nach dem Wort „Action“ kamen die drei Reiter vom Torbogen her auf die mittlere Kamera zugeritten, in der Mitte, im roten Kleid auf dem Schimmel die Schauspielerin, rechts und links von ihr die beiden Männer mit den Umhängen. Vor der Latte auf dem Pflaster mußten sie anhalten, absitzen und die Schauspielerin, die so tat, als würde sie sich wehren, die Treppe hinauf in die Burg schleifen.

    „Halt!“ rief wieder jemand. Die Stallburschen kamen, führten die aufgeregten Pferde zurück. Maskenbildner und Garderobier kümmerten sich um das Aussehen der Schauspieler, bis es wieder hieß: „Bitte Ruhe — bitte Ton!“
    Darauf die Stimme des Tonmeisters aus dem Lautsprecher: „Ton läuft“, ein Handzeichen vom Kamera-Assistenten, daß auch die Kamera eingeschaltet war, dann: „Bitte Klappe!“
    Der Mann mit der tiefen Stimme trat vor die Kamera und hielt ein schwarzes Brett, auf dem Filmtitel und der Name des Regisseurs aufgemalt waren, vor das Objektiv. Auf einem leeren Feld in der Mitte des Bretts stand mit Kreide die Nummer der Einstellung und die wievielte Wiederholung. Unten war das Brett mit einer Latte verleimt, an der mit einem Scharnier eine zweite, ebenso lange Latte festgeschraubt war.
    Nach der Ansage „Vierhundertzweiundzwanzig das siebzehnte Mal“ schlug der Mann die untere Latte gegen die obere, trat wieder zurück, und der Regisseur sagte: „Action.“
    Doktor Waldmann hatte die Bedeutung der Klappe erklärt. „Damit fängt jede Einstellung an. Auf dem Film ist das Bild, wie die Latten zusammengeschlagen werden, das Geräusch dazu auf dem Tonband. Beide dienen dazu, Bild und Ton auf dem Schneidetisch synchron, das heißt zeitgleich, anzulegen.
    „Eines werde ich bestimmt nicht“, meinte Ottokar, als auch die siebzehnte Wiederholung abgebrochen wurde, „Filmschauspieler.“
    Andi sah kopfschüttelnd durch die Scheibe. „Versteh ich nicht. Hat doch alles geklappt.“
    „Leider hat die Sonne diesmal nicht mitgespielt“, erklärte der Rex, der gerade vorbeikam. „Eine Wolke hat sich davorgeschoben, mitten in der Szene. Dadurch gab es einen Lichtwechsel.“
    „Das hatten wir noch nicht“, Mücke machte eine Notiz. „Ich habe alles mitgeschrieben, falls wir im Wappenschild was darüber bringen.“ Und er las vor: „Erstes Mal, abgebrochen — ein Pferd war nicht im Bild; zweites Mal, abgebrochen — Schauspielerin war verdeckt; drittes Mal, abgebrochen — Schauspieler bleibt mit seinem Cape hängen; viertes Mal, abgebrochen — Fehler an der Kamera; fünftes Mal, abgebrochen — Regisseur nicht zufrieden, Ritt zu langsam...“
    Ein plötzlicher Lärm im Hof trieb die schon ziemlich gelangweilten Ritter wieder an die Fenster. Der Schimmel bäumte sich auf, die Schauspielerin lag am Boden, Männer bemühten sich um sie.
    „Mein Gott, Kinderchen!“ alberte Klaus, denn es war wohl nicht so schlimm. Schon stand sie wieder auf den Beinen, glättete ihr Kleid, Känguruh kam und tätschelte sie.
    Da tauchte aus dem Dunkel des Torbogens der flachsblonde Schopf vom Aufnahmeleiter auf.
    Er zog irgend etwas an der Hand hinter sich her, ein Etwas, das sich sträubte — Walter.
    „Ich habe doch ausdrücklich gesagt...“,
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