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Grabesdunkel

Grabesdunkel

Titel: Grabesdunkel
Autoren: Alexandra Beverfjord
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schreiben?«
    Â»Nein, er wird die Zeitung ganz verlassen. Ihm ist ein Job in einem PR-Büro angeboten worden. Leif Ree, der Leiter des Investigativteams, wird die Leitung der politischen Redaktion übernehmen. Er hinterlässt eine Lücke, die wir rasch füllen müssen. Dafür brauchen wir einen Topjournalisten. Außerdem möchte ich das Team durch zwei Neuzugänge stärken. Es soll in diversen Bereichen recherchieren, Wirtschaft, Politik, Kriminalität. Und ich will, dass du die Abteilung leitest.«
    Â»Warum?«, fragte Joakim verblüfft.
    Â»Eigentlich geht es nur um eins, Joakim«, fuhr Hoff fort. »Alles andere ist Beiwerk. Ausbildung, Charakter, Fähigkeiten, Sprachgefühl – all das ist schön, wenn man es hat, doch es nützt einem Journalisten überhaupt nichts, wenn ihm das Allerwichtigste fehlt: der Biss. Und davon hast du mehr als genug. Du gibst nie auf, du arbeitest Tag und Nacht, wenn es sein muss, du tust, was getan werden muss, um einen Fall aufzuklären, und das ist in unserer Branche eine unbezahlbare Eigenschaft. Darüber hinaus hast du einen Spürsinn, wie ich ihn noch bei keinem Journalisten erlebt habe. Ich glaube, du hast genau das, was man braucht, um eine erfolgreiche Mannschaft aufzubauen.«
    Joakim sah nachdenklich aus. »Ich muss an meinem persönlichen Projekt weiterarbeiten können.«
    Â»Wie meinst du das?«
    Â»Hans Adler Hellvik. Ich kann kein Investigativteam leiten, wenn ich ihn nicht zur Strecke bringen kann.«
    Â»Darüber habe ich schon mit dem Chefredakteur gesprochen. In Anbetracht der Geschehnisse in den letzten Wochen sind wir zu dem Schluss gekommen, dass wir Hellvik nicht laufen lassen dürfen. Du kannst deine Arbeit wiederaufnehmen.«
    Joakim nickte stumm. Sie sah ihn forschend an.
    Â»Was macht dir Sorgen?«, fragte sie.
    Â»Ich bin mir nicht sicher, ob ich Führungsqualitäten besitze. Andererseits reizt es mich mehr, andere zu führen, als geführt zu werden.«
    Â»Das ist nicht der schlechteste Ausgangspunkt«, meinte Hoff lächelnd.
    Â»Wer wird zur Abteilung gehören?«
    Â»Wir müssen die Stellen im Internet ausschreiben. Du kannst anfangen, dir Gedanken zu machen, wen du gern hättest.«
    Â»Agnes«, antwortete Joakim. »Agnes muss auf jeden Fall dabei sein.«
    Â»Das denke ich mir schon«, meinte Hoff und lachte. »Das heißt also, du nimmst den Job an?«
    Joakim nickte.

Kapitel 71
    Joakim stand in der Redaktion und starrte auf den Bildschirm des für die Titelseite verantwortlichen Layouters.
    Eine Nahaufnahme von Ester Tidemann Pedersen nahm die gesamte Titelseite ein. »Die Freundin war die Mörderin«, lautete die Hauptschlagzeile. Agnes stand vor ihm, so nah, dass ihr Pferdeschwanz leicht gegen seinen Brustkorb stieß.
    Jemand rief, dass das Essen da sei. Die Leute hatten Hunger und stürzten sich auf die Pizzaschachteln. Agnes und Joakim blieben am Schreibtisch stehen.
    Â»Du, ich habe mir überlegt, eine kurze Zeit wegzufahren, wenn das alles vorbei ist«, meinte Joakim.
    Agnes blickte zu ihm hoch, abwartend.
    Â»Ich … also, ich habe mich gefragt, ob du vielleicht Lust hast, mitzukommen. Natürlich hat jeder sein eigenes Hotelzimmer und so. Ich weiß noch nicht richtig, wohin, nur weg, irgendwohin, wo es warm ist.«
    Sie lächelte ihn matt an. »Ich muss nach Hause«, sagte sie. »Das ist das Einzige, was mich die letzten vierundzwanzig Stunden aufrecht gehalten hat – der Entschluss, nach Molde zu fahren. Was ich in den letzten Wochen erlebt habe, kann ich allmählich nicht mehr verdrängen.«
    Joakim sah sie an. Sicher war es das Beste für sie, zu ihrer Familie zu fahren, trotzdem war er enttäuscht. Er hatte gehofft, dass sie sich gegenseitig dabei unterstützen könnten, wieder auf die Beine zu kommen und die schlimmen Erlebnisse zu verarbeiten.
    Â»Ich komme zurück. Wenn du wartest«, fuhr Agnes fort.
    Joakim stand schweigend da und sah sie an. Er dachte nach und schwieg so lange, dass sie die Frage wiederholte.
    Â»Ja«, antwortete Joakim und lächelte. »Ja, ich warte, natürlich warte ich auf dich.«

Epilog
    Eilmeldung des norwegischen Pressedienstes vom 18. Mai:
    Einar RÃ¥dal übernimmt den Vorsitz der Christlichen Volkspartei und ersetzt damit Terje Østby, der sich zurückgezogen hat, nachdem bekannt geworden war, dass er die
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