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Grabesdunkel

Grabesdunkel

Titel: Grabesdunkel
Autoren: Alexandra Beverfjord
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Boarding war. Er und seine Sekretärin stellten sich ganz vorne in die Reihe. Die anderen traten zurück und ließen ihn vor. Sie wussten, wer er war, der Hurenbock. Hellvik versuchte, den Blicken seiner Mitreisenden auszuweichen. Er konzentrierte sich auf die höflich lächelnde Stewardess und reichte ihr Pass und Ticket. Sie winkte ihn freundlich weiter. Alles wird gut, dachte er. Alles wird gut.

Kapitel 66
    Agnes war gerade im Haus unterwegs gewesen und jetzt auf dem Weg in die Kriminalredaktion. Plötzlich stand Sverre Ekker vor ihr. Die Vorstellung, jetzt, wo der Fall so gut wie abgeschlossen war, in die politische Redaktion zurückzukehren, schien ihr völlig undenkbar. Sie versuchte, an ihm vorbeizugehen, ohne den Blick zu heben. Noch immer verursachte er ihr Übelkeit. Auf seiner Stirn war ein kleines Mal von dem Bierglas geblieben, das sie ihm vor ein paar Wochen an den Kopf geworfen hatte.
    Â»Grüßt du mich nicht mehr?« Er schien sich Mühe zu geben, freundlich zu klingen, aber es gelang ihm nicht.
    Â»Doch, natürlich. Hei«, antwortete sie.
    Sie standen direkt vor dem Kopierraum. Er trat einen Schritt auf sie zu, und sie wich instinktiv in den kleinen Raum zurück.
    Â»Du hast mich zu grüßen. Du wirst ja bald wieder für mich arbeiten«, meinte Ekker.
    Wieder machte Agnes einen Schritt rückwärts, bis sie den harten Kopierer im Rücken spürte.
    Â»Ich denke nicht, dass ich zurück in die politische Redaktion gehen werde«, sagte sie.
    Ekker trat noch einen Schritt näher. Er hatte knallrote Wangen bekommen, und auf seiner Stirn bildeten sich Schweißperlen.
    Â»Wenn du glaubst«, sagte er mit zusammengebissenen Zähnen, »das geht so einfach, dann irrst du dich gewaltig. Nur weil es dir gelungen ist, dich bei dieser Lesbenschlampe von Nachrichtenchefin einzuschleimen, solltest du dich nicht in Sicherheit wiegen.«
    Agnes kniff den Mund fest zusammen, versuchte sich zu überzeugen, dass es am besten war zu schweigen. Nichts, was sie sagte, würde etwas ändern.
    Â»Du hast doch wohl nicht geglaubt, dass ich mich für dich interessiere? Emanzenluder wie du machen mich ohnehin nicht an.«
    Agnes fühlte sich vollkommen ohnmächtig. Sie konnte nicht mehr, nicht jetzt.
    Â»Wir sind noch lange nicht miteinander fertig. Ich will, dass du von hier verschwindest, selbst wenn ich dich eigenhändig raustragen muss.«
    Er stand jetzt ganz dicht vor ihr, sie musste sich wegdrehen. Der Ekel, den sie ihm gegenüber empfand, war zu groß. Wieder versuchte sie, an ihm vorbeizukommen, doch er griff nach ihrem Oberarm und riss sie hart zurück.
    Â»Lass sie los! Und zwar sofort!«
    Augenblicklich ließ er Agnes los und drehte sich um. Die Stimme gehörte Katarina Hoff. Ihre hohe Gestalt füllte den Eingang des kleinen Kopierraums vollständig aus. Ekker zuckte zusammen.
    Â»Es war nichts, ich wollte nur …«
    Â»Halt den Mund, Sverre! Es ist vorbei. Ich habe alles gehört. Jedes Wort, verstehst du, was ich sage?«
    Sverre Ekker antwortete nicht, sondern sah sich nur trotzig um.
    Â»Du hast zwei Möglichkeiten: eine einfache und eine schwierige«, fuhr Hoff fort.
    Agnes fiel auf, dass die Stimme der Nachrichtenchefin bebte. Sie war zutiefst aufgewühlt.
    Â»Entweder du reichst selbst umgehend deine Kündigung ein, oder du bekommst sie, bevor der Tag zu Ende ist.«
    Â»So einfach ist das nicht«, unterbrach Ekker sie.
    Â»Doch, so einfach ist das. Sexuelle Belästigung. Beleidigung deiner Chefin. Hinzu kommen die zahllosen Gelegenheiten, wenn du im Vollrausch deine Mitarbeiter zur Sau gemacht hast, Sverre, und ich das wieder ausbügeln musste am nächsten Tag. Glaub mir, das ist sehr, sehr einfach.«

Kapitel 67
    Joakim sah kaum auf, als Agnes wieder ins Zimmer kam. Ihm war ganz schwindelig nach dem Gespräch mit Kikki.
    Â»Es ist also vorbei?«, fragte Agnes.
    Er zögerte mit der Antwort. Vor ihm auf dem Schreibtisch stand das Bild, das er sich von Helle Isaksens Eltern geliehen hatte, das Bild von den beiden Freundinnen, Helle und Ester, lächelnd, festlich gekleidet, glücklich. Lebendig. Joakims Blick verweilte kurz auf dem Bild. Irgendetwas stimmte nicht. Auch Kikki hatte das gespürt. Aber sie wünschte sich so sehr, dass alles vorbei war, dass der Fall gelöst war, dass man endlich wieder nach vorne schauen konnte.
    Â»Es ist doch vorbei?«, hakte
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