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Grabesdunkel

Grabesdunkel

Titel: Grabesdunkel
Autoren: Alexandra Beverfjord
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Mädchen, vermutlich ihren Freundinnen, außerdem Bilder von Partys. Abgesehen von der enormen Menge an teuren Kleidern sah das Zimmer aus wie das irgendeiner x-beliebigen Studentin. Kaum etwas ließ auf Helles Leben als Edelprostituierte schließen.
    Die Zimmer lagen zur Straße hin. Demnach mussten Küche und Bad zum Hof hinaus gehen. Die Räume waren altmodisch und lange nicht renoviert worden. Joakim ließ die Hand über die Fliesen hinter der Toilette gleiten. An einer Stelle bemerkte er einen kleinen Riss. Als er den Finger hineinschob und bewegte, merkte er, dass eine Fliese lose war. Dahinter befand sich ein Hohlraum. Er steckte die Hand hinein und ertastete mit den Fingerspitzen einen glatten Stoff.
    Halblaut rief er nach Kikki. Als sie hinter ihn trat, sah auch sie den blutigen Seidenschal, der aus der Wand herausschaute.
    Â»Wahnsinn«, murmelte sie, während sie ihr Handy aus der Tasche fischte.

Kapitel 68
    Hanna Sneve zuckte zusammen, als es in ihrer kleinen Wohnung in Skøyen klingelte. Sie hatte sich nach dem Gespräch mit Agnes tatsächlich bei der Polizei gemeldet. Dort hatte man ihr gesagt, dass man sie baldmöglichst zu einer Befragung abholen würde, weshalb sie eigentlich jederzeit mit ihnen gerechnet hatte.
    Sie schaute in den Monitor der Sprechanlage. Unten standen zwei Polizisten, ein Mann und eine Frau.
    Â»Polizei«, sagte der Mann und sah direkt in die Kamera.
    Sie öffnete ihnen. In der kurzen Zeit, die sie brauchten, um zu ihr heraufzukommen, rasten die Gedanken nur so durch ihren Kopf. Sie musste ihnen alles erzählen.
    Obwohl Hanna sehr ehrlich zu Agnes gewesen war, hatte sie etwas ausgelassen. Erst im Nachhinein war ihr klar, dass es vielleicht das wichtigste Detail war. Es war schon sehr spät gewesen, als Ester es ihr erzählt hatte. Sie war ziemlich betrunken gewesen und hatte Sprechschwierigkeiten gehabt. Trotzdem hatte Hanna, die ziemlich nüchtern gewesen war, zumindest in groben Zügen verstanden, was passiert war.
    In der Nacht, bevor Helle ermordet worden war, hatte Ester bei ihrem Freund Ratomir zu Hause etwas entdeckt, einen kleinen Slip, den sie kannte. Einen Slip, der Helle gehörte.
    Â»Ich bin so naiv gewesen. Der Gedanke, dass die beiden mich hintergehen könnten, war für mich undenkbar. Sie war meine beste Freundin«, hatte Ester genuschelt, während ihr die Tränen über das Gesicht gelaufen waren.
    Hanna hatte keine Lust verspürt, dieses kompromittierende Geständnis an Agnes weiterzugeben. Doch jetzt, wo sie vernommen werden sollte, konnte sie es doch nicht verschweigen.
    Hanna verspürte ein wachsendes Unbehagen, während sie eine Stunde später im Vernehmungsraum saß und erzählte. Der Ermittler ließ nicht locker, sondern bohrte immer weiter nach, was Ester Hanna gegenüber gesagt hatte.

Kapitel 69
    Joakim fuhr direkt in die Redaktion. Eine Besprechung wurde einberufen, an der auch Agnes und die Redaktionsleitung teilnahmen, um die Zusammenhänge zu klären. Als er erzählte, dass er die Mordwaffe gefunden hatte, breitete sich ein Lächeln auf dem Gesicht des Ressortleiters Fredrik Telle aus.
    Â»Wie hast du das gewusst, Joakim? Das ist genauso wie damals bei dem verschwundenen Mädchen.«
    Joakim sah verlegen aus. »Ich hatte einfach Glück.«
    Â»Hast du das immer noch nicht gelernt? Nur die Guten haben Glück«, bemerkte Telle lächelnd.
    Nach einer Weile klingelte Joakims Handy. Es war Kikki.
    Â»Ich hatte etwas übersehen.«
    Â»Was?«
    Â»Esters Krankengeschichte.«
    Â»Aber das war doch Esters Mutter zufolge keine große Sache.«
    Â»Da irrst du dich aber gewaltig«, antwortete Kikki. Er hörte am anderen Ende Papier rascheln. »Ich hatte einfach vergessen, dass ich die Krankenakte angefordert hatte, und zwar schon nach der ersten Vernehmung von Esters Mutter. Der Bericht ist erst heute in meinem Büro gelandet.«
    Â»Und?«
    Â»Er stammt von einem Psychiater namens Herman Flo, der im jugendpsychiatrischen Zentrum in Asker arbeitet. Dort hat er mit den schwersten Fällen zu tun. Ester ist als Vierzehnjährige dorthin gekommen, sie wurde zwangseingewiesen.«
    Joakim hörte aufmerksam zu. Er spürte das Kribbeln im Nacken, während Kikki ihn über die Hintergründe der Einweisung informierte.
    Â»Ester hat eine gleichaltrige Klassenkameradin auf der Eisbahn angegriffen. Die Mitschülerin war beinahe
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