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Gott-Poker (German Edition)

Gott-Poker (German Edition)

Titel: Gott-Poker (German Edition)
Autoren: Nora Scholz
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Schulter und deutete mit der Hüfte einen Tanzschritt an. Maria zuckte zusammen, so kalt war die Berührung seiner Hand. »Kommen Sie, setzen Sie sich«, sagte er, »möchten Sie etwas trinken?« Maria nickte. »Pina Colada«, sagte sie, und Falier räusperte sich. Dann verschwand er für einen Moment wie durch Zauberhand in der Spiegelwand. Maria glaubte ein Flüstern zu hören, war sich aber nicht sicher. Die Atmosphäre des Raumes, der so kalt war, als wäre er seit Jahren nicht geheizt worden, stand in merkwürdigem Widerspruch zu der Sorgfalt, mit der er eingerichtet war. Falier kam zurück. »Setzen Sie sich«, sagte er und deutete zu den Ledersofas, »ich komme sofort.«
    Maria setzte sich zwischen zwei Flamingokissen und richtete den Träger ihres Hemdes, der ihr dauernd über die Schulter rutschte. Falier kam mit zwei Cocktailgläsern herüber und reichte eines Maria. »Hier bitte«, sagte er, und nachdem er selbst gekostet hatte, rief er, ohne sich beherrschen zu können, »was für ein außerordentlich wohlschmeckendes Getränk!«
    Maria musste lachen. »Kannten Sie das nicht?« fragte sie. »Doch«, sagte Falier hastig, »ich bin nur... jedes Mal wieder...« Aus seiner Kehle kam ein hysterisches Kichern, und Maria sah ihn erstaunt an. Er räusperte sich und wurde ernst.
    » Hören Sie, Mädchen«, sagte er. »Ich habe Ihnen ein Angebot zu machen. Dies alles hier – er zeigte mit einer weitläufigen Gebärde um sich – gehört ab sofort Ihnen.«
    » Was sagten Sie – mir soll das alles gehören?« fragte Maria. »Ja«, sagte Falier, »ich bitte Sie. Nehmen Sie es an. Es liegt mir sehr am Herzen.« Seine rechte Hand unterstrich mit einer theatralischen Geste, wie sehr.
     
     
     
     
    Karl ging eine Straße hinunter. Es war spät in der Nacht, und Karl war ziemlich außer sich. Er stolperte drei Mal um einen großen Häuserblock herum, weil er nicht wusste, wo er hingehen sollte. Er fror. Als er an eine Kreuzung kam, direkt an der Friedhofsmauer, quietschten hinter ihm Reifen auf dem Kopfsteinpflaster. Ein rotes Auto mit nur einem Scheinwerfer kam um die Ecke geprescht, hinterließ eine schwarze Gummispur und kam genau zwei Zentimeter vor der Friedhofsmauer zum Stehen. Alle vier Türen wurden gleichzeitig aufgestoßen. Aus dem Inneren dröhnte Musik. Heraus sprangen vier Männer. Die Türen blieben offen, die Musik an. Die vier Typen rannten los. »Ficken!« brüllte der erste. Es hallte in der Strasse. »Ficken!« brüllte der zweite. »Ja, Ficken!« brüllte ein dritter. Karl hielt die Luft an.
    Sie trommelten mit acht Fäusten an eine schwarze Tür, in die ein Stern geschnitten war, aus dem es rot leuchtete. Die Tür ging auf und die vier stürmten hinein. Die Tür ging wieder zu. Karl stand an der Mauer, mit offenem Mund, und sah auf das Auto, das mit geöffneten Türen und laufender Musik die Friedhofsmauer mit nur einem Scheinwerfer b eleuchtete. Über die Mauer huschte ein Salamander, und wütend schlug Karl mit der Faust auf die Stelle, wo er gerade noch gewesen war, doch alles, was er erreichte, war, dass der Putz abbröckelte und seine Hand schmerzte.
    Karl fluchte und zündete sich eine Zigarette an. Er versuchte sich auf die Mauer zu hieven, doch sie war zu hoch. Er schrammte sich die schmerzende Hand und verlor die Zigarette. Er hob sie wieder auf und setzte sich auf den Boden. Irgendjemand öffn ete ein Fenster und schrie, man solle die verfluchte Musik leiser machen. Karl fühlte sich irgendwie verantwortlich. Er schlich sich an das Auto und machte die Musik aus. Es roch nach Wunderbaum.
    Die Stille war unnatürlich.
    Karl traf keine Entscheidung, das mussten seine Beine tun, oder irgendjemand oder irgendetwas anderes; Karls Beine jedenfalls gingen vom Auto weg, ein Stück auf die Tür mit dem Stern zu, drehten auf halber Höhe nach rechts ab, Karl wollte da nicht rein, aber irgendjemand oder irgendetwas wollte vielleicht doch, dass er da rein ging, und so gingen seine Beine mit ihm wieder zurück. Karl stemmte sich mit einer Hand an das kühle, schwarz lackierte Holz der Tür. Die Tür wurde geöffnet, und Karl fiel nach vorne.
    »Guten Abend«, sagte jemand. An schweren roten Vorhängen vorbei schob sich Karl in das Lokal. Die vier Typen waren nirgends zu sehen.
    Die Musik war laut. Depeche Mode: Personal Jesus . Auf der Tanzfläche wiegte sich eine in sich zuckende Menschenmenge. Feeling unknown and you’ re all alone . Ein Mädchen in einem Korsett und mit hohen Lackstiefeln kam auf
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