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Gott-Poker (German Edition)

Gott-Poker (German Edition)

Titel: Gott-Poker (German Edition)
Autoren: Nora Scholz
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klangen. I is the square root of I, dachte Maria, I will I will I will, es müsste ein J sein, für Judas, das Weltall baut auch nur Mist.
     
    Sie ging in die Küche und nahm den Korb vom Tisch. Ihr Blick fiel auf einen Zettel, der zwischen den bastfarbenen Weidenflechten steckte. Sie zog ihn heraus.
     
     
     
    Innere Gartenstr. 302 a,
     
    stand darauf,
     
    Gegenüber Friedhofsmauer, Ein Loch ein Stern. 01.00 pünktlich.
    p.s. die katze muss noch getauft werden, ihr Name ist del Toro.
     
     
    Maria drehte den Zettel um, doch weiter stand nichts darauf. Die Schrift war mit einem silbernen Glitzerstift auf den gelblichen Zettel geschrieben; er roch nach Staub. Maria griff erneut zum Telefon, um Klara zu fragen, was das heißen sollte, doch dann dachte sie an Karl und überlegte es sich anders. Sie legte den Zettel auf den Küchentisch und füllte ein Glas mit Wasser. Damit ging sie hinüber ins Schlafzimmer, um die Katze zu taufen. 
     
     
     
     
     
     
    Der Raum war verkommen. Marin Falier hatte Eston und seine Mädchen hart arbeiten lassen, denn er wollte ihn bis Mitternacht in Schuss haben. Die Bar hatten sie geschrubbt und die Flaschen aufgefüllt, die Verspiegelung an den Wänden und auch in den anliegenden Zimmern mit Unmengen an Glasreiniger auf Hochglanz gebracht, und die Stangen und Käfige, die überall herumstanden, hatten sie gemeinsam in der Mitte des Raumes platziert, wo die Tanzfläche sein sollte.
    » Ein solcher Club, Herr«, hatte Camilla gesagt, »ist genau das Richtige für uns«, und er hatte ihr sofort zugestimmt. Die Vorstellung, wieder in das einsame Landhaus zu müssen, wo er das letzte Mal gewesen war und sich mit dem misslaunigen Eston und der immer unvorsichtiger werdenden Camilla monatelang im Keller hatte verstecken müssen, langweilte ihn zu Tode. Er sehnte sich nach Menschen, nach deren Schweiß und dem Verlangen in ihren Augen, nach lauter Musik und Rauch und Rausch.
     
    Gerade als Camilla, Cora, Eleonore und Florinda stöhnend die Lappen weglegten, mit denen sie die alten, braunen Ledersofas auf Hochglanz gebracht hatten, der ganze Raum vom metallischen Orangenduft der Lederlotion erfüllt schien, Belinda die Käfige poliert und die Polster gerichtet, Eston die Discokugeln in Gang gesetzt hatte und Marin sich hinter der Theke einen Drink einschenkte, klopfte es zaghaft an der Tür.
    Marin schickte die Mädchen mit einer Handbew egung aus dem Raum. Eston wollte zur Tür humpeln, doch Marin schoss hinter der Theke hervor und packte ihn am Ärmel. »Soweit kommt’s noch, alter Knabe«, zischte er und schubste ihn zur nächstgelegenen Tür, die in einen der angrenzenden Räume führte.
     
    Als er alleine war, streckte Marin den Rücken durch, legte den Kopf in den Nacken und hob die Arme zur Decke. Die Reise war lang gewesen, und die mühselige Arbeit, in die sie sich unmittelbar nach der Ankunft in der alten Lagerhalle gestürzt hatten, hatte ihn angestrengt. Er wiegte sich langsam hin und her. Plötzlich spürte er, wie aufgeregt er war. Offenbar hatte Eston die Katze erfolgreich überbracht: Es ging los. Schon allein dieses Gefühls in seinem Sonnengeflecht wegen hatte sich der Aufwand gelohnt, und er wollte den Moment noch etwas auskosten. Es klopfte erneut.
     
    »Guten Abend«, sagte Falier. Maria, die nicht damit gerechnet hatte, dass jemand öffnen würde und sich mit der Hand an die Tür gestützt hatte, fiel nach vorne. In der Hand hielt sie den Zettel, den sie im Bastgeflecht des Katzenkorbes gefunden hatte. Sie streckte ihn Falier entgegen.
    » Kommen Sie nur herein, Mädchen«, sagte der Graf und wich zurück. Seine Stimme versagte. Er wies Maria durch die schweren, tiefroten Samtvorhänge in den Raum.
    Sie stand wie verzaubert. Der Club war in türkises Licht getaucht, der kreisende Schein unzähliger Discokugeln wiederholte sich tausendfach in den Spi egeln an den Wänden und bestrahlte die Decke, die ein schimmerndes Mosaik von Hieronymus Boschs Sieben Todsünden zierte, ein Einfall, für den Falier sich am liebsten immer noch selbst auf die Schulter geklopft hätte, mit abertausenden rotierenden Lichtkristallen. Die Sofas waren mit flamingofarbenen Kissen belegt, und wie um dem türkisen Licht einen Kontrapunkt zu geben und damit es den Flamingos nicht gefährlich werden konnte, thronte in der Mitte der Tanzfläche, in einem großen, glitzernden Käfig, ein grünes Stoffkrokodil.
    » Was ist das?« fragte Maria. Statt einer Antwort fasste Falier sie an der
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